Duisburg. . Martin Murrack kümmert sich als neuer Personaldezernent der Stadt auch um die Digitalisierung. Neue Rolle: Von der Staatskanzlei ins Rathaus.
Die Wände frisch gestrichen, noch fehlen die neuen Möbel im Rathausbüro: Martin Murrack, seit gut einem Monat der neue Beigeordnete für Personal, Organisation und explizit Digitalisierung, ist in Duisburg angekommen.
40 Jahre alt, gewinnendes Lächeln, locker-unkompliziertes Auftreten, „smart“ – wie Duisburg digital-innovative „Smart City“ werden will. Im Duisburger Rathaus heißt es, man hat mit „mm“ einen guten „Fitsch“ gemacht. Der auch mit dem Machtwechsel in Düsseldorf zu tun hat. Schließlich war SPD-Mitglied Murrack zu rot-grünen Zeiten zuletzt Koordinator in der Staatskanzlei von Hannelore Kraft, davor Büroleiter und Vertrauter von NRW-Finanzminister Frank Walter-Borjans. Heißt: Der Essener ist auch bestens in der SPD vernetzt, einer aus der jung-dynamischen Gilde der Partei.
Schlaflose Nacht nach dem Angebot
Nun also der Wechsel von der Landespolitik ins Kommunale, Lokale. „Als man mich angesprochen hatte, hatte ich eine schlaflose Nacht“, gesteht Murrack. Aber nicht wegen des „Ob“, sondern im Kopf arbeitete es schon zum „Wie“, welche Themen und Aufgaben im Rathaus anstehen. In Düsseldorf stand er nach eigenen Worten in der dritten Reihe, arbeitete Kraft und Walter-Borjans im Hintergrund zu. „Jetzt habe ich eine ganz andere Rolle und stehe selbst in der Verantwortung.“ Für immerhin 6500 städtische Bedienstete, die geführt, optimal eingesetzt, motiviert und für die digitale Zukunft fit gemacht werden wollen.
Trotz Arbeitsbelastung und Arbeitsverdichtung, trotz Spar- und Leistungsdruck bescheinigt Murrack den Stadtbediensteten nach seinen ersten Wochen und Gesprächen eine bemerkenswerte „positive Grundeinstellung“. Viele seien „extrem engagiert“, die Ideen sprudelten nur so. Motivierendes Schulterklopfen vom Neuen.
Digitalisierung als Chance
„Die ganze Stadtverwaltung ist schon wie ein großer Konzern mit großer Bandbreite“, meint Murrack. In der Landesregierung sei das Arbeiten eher „abstrakt“ gewesen, hier nun viel „direkter“, viel näher dran am Leben. An den Mitarbeitern, aber auch an den Bürgern, die eine serviceorientierte, eine gut und schnell arbeitende Stadtverwaltung einfordern. „Hier kann man Dinge direkt gestalten“, sagt Murrack.
Fraglos viel Gestaltungsraum wird der neue Personaldezernent und Chef fürs Digitale vor allem bei der Umsetzung des auf den Weg gebrachten „Masterplan Digitalisierung“ finden. Ausdrücklich lobt er Duisburgs Schritt, den anvisierten IT-Fortschritt als eigens genanntes Ressort in seinem Dezernat aufzuwerten. „Es gibt hier schon viele kleine Projekte. Duisburg muss sich da nicht verstecken. Andere Städte mögen nur lauter sein“, meint Murrack und lobt zum Beispiel die städtische Homepage mit ihren zahlreichen Online-Angeboten.
Arbeitsprozesse verbessern
Murrack setzt dabei auf kleine positive Beispiele, auf eine Digitalisierung peu à peu. „Sie wird die Arbeit optimieren und helfen, Arbeitsprozesse zu verbessern“, ist er sich sicher. Sie wird den Bürgern nutzen, wenn Behördengänge nicht mehr notwendig sind, Anträge oder Termine online bearbeitet bzw. vereinbart werden können. Das wird auch den Mitarbeitern zugute kommen, weil Arbeit besser koordiniert werden kann, auch keine Aktenberge von einem Ort zum anderen geschleppt werden müssen, Stichwort „E-Government“. Ein Prozess, für den Murrack einen Zeitraum von zehn Jahren vor Augen hat.
Perspektivisch hat er auch die Personalentwicklung der Stadt im Blick. „Wir müssen als moderner Arbeitgeber wahrgenommen werden“, will er Stadtverwaltung attraktiv präsentieren. Auch um junge Menschen zu finden, sie an die Kommune zu binden. Murrack kommt zur rechten Zeit: 2019 stockt die Stadt auf und will 170 Auszubildende einstellen.
>> Zur Person: Martin Murrack
- Martin Murrack wurde 1977 in Herdecke geboren. Nach dem Abitur machte er seinen Zivildienst in den USA und studierte dann an der Universität Duisburg-Essen Kommunikationswissenschaft und praktische Sozialwissenschaft.
- Er arbeitete danach in einer Unternehmensberatung in Düsseldorf und beriet Firmen in Sachen Digitalisierung. Von 2007 bis 2010 war er bei der Stadt Köln Projektleiter im Dezernat für Wirtschaft und Liegenschaften bei Norbert Walter-Borjans.
- Als Borjans 2010 NRW-Finanzminister wurde, wechselte er als Büroleiter und persönlicher Referent ins Ministerium. 2017 wurde er Abteilungsleiter in der Staatskanzlei der damaligen SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Nach dem schwarz-gelben Machtwechsel in Düsseldorf ging Murrack im September 2017 als Prokurist zur NRW-Bank.
- Der 40-Jährige ist verheiratet, hat drei Söhne und lebt in Essen-Kettwig.
Wie digital sind Sie, Herr Murrack?
Herr Murrack, wie sozialdemokratisch sind Sie?
Ich bin aus Überzeugung während meines Studiums in die SPD eingetreten. Nachdem ich schon immer sozialdemokratisch getickt habe. Ich war Schülersprecher und habe mich immer schon für Gerechtigkeitsthemen eingesetzt. Die SPD war und ist meine politische Heimat.
Wie digital sind Sie privat?
Sehr, ich habe ein Handy, bin auf Facebook zuhause und mit meiner Familie kommuniziere ich auch digital. Ich probiere gerne neue technische Dinge aus. So habe ich zum Beispiel zuhause den Weg in Richtung Smart Home eingeschlagen. Auch solche Spielereien mag ich. Ich habe das Fernsehen zuhause abbestellt, weil ich alles über Mediatheken oder Video-on-demand mache. Ich glaube wir sind da schon ziemlich digital.
Wie gut kennen Sie sich in Duisburg aus?
Ich habe schon viele Stadtteile kennen gelernt und entdecke jeden Tag neue Ecken, was ich sehr spannend finde. Ich schätze die offene und herzliche Art der Duisburger. Ich war zum Beispiel im Landschaftspark Nord, war im Sportpark Wedau, im Duisburger Hafen natürlich auch.
Wie gut sind Sie als Chef, was zeichnet einen guten Chef aus?
Da müssen Sie eigentlich meine bisherigen Mitarbeiter fragen. Ich lege viel Wert auf eine offene und ehrliche Kommunikation, habe ein offenes Ohr für meine Mitarbeiter und lache gern. Eine richtige Mischung aus Fordern und Fördern, nicht allen nach dem Mund reden, sondern auch Entscheidungen treffen und Verständnis für die Kollegen haben, das macht, glaube ich, einen guten Chef aus.