Duisburg. NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart ging an der Uni in Duisburg auf Tuchfühlung mit den Studenten. Unser Video zeigt die Podiumsdiskussion.
Viele überzeugte das nicht. Es kam zu Tumulten zwischen Sicherheitspersonal und Studenten. Unser Video zeigt die anschließende Podiumsdiskussion. Echte Studentengefühle konnte Innovationsminister Andreas Pinkwart bekommen, als er sich über eine vollbesetzte Treppe im Hörsaal slalomartig den Weg nach draußen bahnte. Zuvor hatten Studierende seine Gesprächsreihe „Innovation live” an der Universität Duisburg-Essen regelrecht gesprengt. Mehr Leute als Sitzplätze wollten die Sicherheitsleute nicht hineinlassen, was für deutlich schlechte Laune unter den Studierenden sorgte.
Jene draußen trommeln gegen die verschlossenen Türen, jene drinnen trommeln auf die Tische und fordern „Rein lassen!” Als Vermittler argumentiert sich Rektor Ulrich Radtke ins logische Aus, als er erklärt, für die Sicherheit und freie Fluchtwege verantwortlich zu sein: „Was ist das denn für 'ne Sicherheit, wenn bei allen anderen Veranstaltungen die Treppen voll besetzt sind?”, fragt ein Student.
Die Sicherheitsleute werden überrannt
Und kaum hat Pinkwart selbst das Mikrofon ergriffen, platzen die Türen auf, Sicherheitsleute werden überrannt und der Saal geflutet. Der Minister geht auf Tuchfühlung, diskutiert mit einem jungen Mann, der sich über die schwarze Baseballkappe auch noch die schwarze Kapuze gezogen hat.
Nach hitziger Debatte und Abstimmungen lassen sich die Studierenden schließlich bewegen, den Saal zu verlassen und die offizielle Diskussion im Audimax fortzuführen. Pinkwarts Gastredner, Meinungsforscher Professor Manfred Güllner, kann seinen Vortrag über den Einfluss von Wahlforschung auf die Politik vor einem immerhin noch halb gefüllten Saal halten.
Und das sagt etwas aus über die Gespaltenheit der Studierenden, von denen die wenigsten gewaltbereite Protestler sind. Die einen ziehen, mit Klopapierrollen „bewaffnet”, ins Audimax ein. Die anderen ärgern sich, dass ihr Image durch eben jene in den Dreck gezogen wird. Dann gibt's noch den Allgemeinen Studierenden-Ausschuss, der auf konstruktive Kritik setzt und eine Podiumsdiskussion mit den Verantwortlichen. Und schließlich ist da die AG Bildungsstreik, die das Diskutieren mit Pinkwart fast schon aufgegeben hat, sich aber vor allem ärgert, dass der AStA Vertreter der Grünen und der SPD mit aufs Podium und zu Wort kommen lässt. Für Wahlkampf ist jetzt keine Zeit.
Pinkwart verspricht Veränderungen noch in diesem Wintersemester
Einig sind sich die meisten allerdings in der lautstark skandierten Parole: „Bildung für alle – und zwar umsonst.” Der Groll über die 500 Euro Semestergebühren ist groß. Pinkwart kontert, dass die Vorgängerregierung sogar 650 Euro verlangte. Das war allerdings derzeit für Langzeitstudierende gedacht und nicht für jeden von Anfang an.
Während sich, nach Polizeiangaben, 400 Studierende zur Demo durch die verregnete Duisburger Innenstadt formieren, erklärt Pinkwart in die zahlreichen Mikrofone und Kameras, dass er auf die Anregungen der Studierenden eingehen wolle, die Studierbarkeit einzelner Studiengänge im Blick habe, am heutigen Donnerstag ein Treffen mit den Hochschulrektoren habe, und Anregungen schnellstmöglich in die Fakultäten geben wolle: „Noch in diesem Wintersemester sollen erste Veränderungen greifen.”
Dass gilt es nun auch zu beweisen, waren die meisten Studenten nach der Diskussionsrunde doch ziemlich enttäuscht. „Er hat keine Antworten gegeben.” – „Wir haben genug von den Lügen.” – „Man hört uns nicht richtig zu”, erklärten einige Studenten der Ruhr-Universität Bochum.
Trotz der Meinungsunterschiede setzt Pinkwart nach dem offiziellen Ende der Diskussion ein positives Zeichen. Auf der Bühne nimmt sich der Minister Zeit und hört sich die Sorgen vieler einzelner Studenten an – und versichert, sich für diese einzusetzen.