Duisburg. . Die Stahlindustrie drosselt wegen des niedrigen Rheinpegels ihre Produktion und denkt daher über die Zukunft der Versorgung über den Rhein nach.

Ein bisschen Regen hat’s gegeben, aber nach wie vor dümpelt der Ruhrorter Pegel unter 1,60 Meter herum. Das hat Folgen beispielsweise für die Stahlindustrie beim Antransport von Erz und Kohle aus Rotterdam. Das hat für Nachdenken bei den Unternehmen geführt: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass der niedrige Rheinwasserstand kein singuläres Ereignis ist“, sagt Gerhard Erdmann, Geschäftsführer bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM): „Das wird sich wahrscheinlich wiederholen.“

Um etwa ein Drittel ist die Zufuhr von Rohstoffen für die Eisen- und Stahlproduktion bei HKM in den vergangenen Wochen zurückgegangen wegen des Niedrigwassers im Rhein. Satt normalerweise 23.000 Tonnen pro Tag kommen derzeit 16.000 Tonnen im Werkshafen an. Zwar habe man, so Erdmann, im Vorfeld der Ebbe bereits Bestände an Erz und Kohle aufgebaut und setze momentan vermehrt Schrott ein, aber die Produktion sei eingeschränkt.

Produktion um 10 bis 15 Prozent heruntergefahren

Gerhard Erdmann, Geschäftsführer bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann in Duisburg, geht davon aus, dass es erneut zu so niedrigen Rhein-Wasserständen kommen wird.
Gerhard Erdmann, Geschäftsführer bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann in Duisburg, geht davon aus, dass es erneut zu so niedrigen Rhein-Wasserständen kommen wird. © Thomas Goedde

Auch bei Thyssenkrupp wurde die Produktion um 10 bis 15 Prozent heruntergefahren, da die großen Schubverbände, die im Taktverkehr zwischen Duisburg und den niederländischen und belgischen Hafenstädten an der Nordsee pendeln, nicht mehr den Werkshafen Schwelgern anlaufen können.

Und das ist kein kleines Problem: Die Flotte der Konzerntochter Thyssenkrupp-Veerhaven mit Sitz in den Niederlanden umfasst unter anderen sieben Schubboote und rund 100 Schubleichter, die zu Vierer- oder im Optimalfall zu Sechserverbänden gekoppelt 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr 60.000 bis 80.000 Tonnen Erze und Kohlen zu den Duisburger Thyssenkrupp-Hochöfen liefern.

Das Ziel: Vorräte auf längere Zeit anlegen

Der riesige Bedarf macht es schwer, Vorräte für längere Zeit anzulegen, daher wird beim größten deutschen Stahlerzeuger bereits nachgedacht, wie man künftig auf niedrige Rhein-Wasserständen reagieren kann. Derzeit fahren viele angemietete Motorschiffe für Thyssenkrupp, so dass die Versorgung weitgehend gesichert ist.

Auch interessant

Für HKM fahren neben Koppelverbänden schon immer viele Motorschiffe, und davon im Moment mehr als sonst. Wie in Schwelgern ist es auch im HKM-Hafen derzeit ziemlich voll. Zudem hat das Hüttenwerk im Süden der Stadt einen zweiten Kohlezug organisiert, der Kokskohle aus Rotterdam herankarrt.

Um künftig die Versorgung zu sichern, regt HKM-Geschäftsführer Erdmann an, über eine weitere Rheinvertiefung nachzudenken. Und über den Ausbau der Betuwe-Linie auch diesseits der deutsch-niederländischen Grenze. Die Vollendung der Bahnverbindung zwischen Rhein-Ruhr-Gebiet und Rotterdam liegt seit Jahren auf Eis. Auch die Industrie- und Handelskammer hat bereits gefordert, den Weiterbau endlich voranzutreiben.

>>>BETUWE-LINIE UND EISERNER RHEIN

Die Betuwe-Linie führt derzeit von Rotterdam zur deutsch-niederländischen Grenze. Im Jahr 2007 wurde sie von Königin Beatrix eröffnet.

2005 wurde der Weiterbau auf deutschem Gebiet in Richtung Duisburg vereinbart. Gebaut wurde aber noch nicht.

Eine frühere Bahnverbindung ist der Eiserne Rhein von Duisburg nach Antwerpen.