Duisburg-Hochfeld. . Aktuell nutzt die benachbarte Grundschule einen Teil der Räume. Kulturschaffende möchten in der Alten Feuerwache ein soziokulturelles Zentrum.
Bilal aus der 1c malt mit seinem Finger ein B auf den Tisch. Daneben einen Strich mit Punkt, ein kleines i. „Super“, lobt die Lehrerin und dreht ihre Runde durch die Klasse. Die Tür zum Unterricht steht weit offen – künftige Grundschüler und deren Eltern dürfen heute zuschauen, wie an der Grundschule Friedenstraße unterrichtet wird. „Wir möchten den Eltern einen möglichst realistischen Eindruck vom Alltag hier vermitteln“, erklärt Rektorin Karin Stephan. Sie führt Interessierte durch die langen Flure, zeigt nicht nur die Klassen, sondern auch, wo getobt werden darf, den Computer- und Frühstücksraum. „Wir sind Teil von Brotzeit. Die Kinder bekommen vor dem Unterricht ein Frühstück und können zur Ruhe kommen.“ Die Räume sind noch recht neu, erst 2005 wurde die Schule eröffnet, nachdem sie von der Musfeldstraße umgezogen ist. Seitdem hat sich viel geändert. Die Grundschule hat, wie alle anderen Bildungseinrichtungen in Hochfeld auch, großen Zulauf. Erste und zweite Klasse sind mittlerweile vierzügig. Und weil der Pausenhof ohnehin nicht besonders groß ist, benutzen die Lehrer und Schüler nun Räume der benachbarten Alten Feuerwache mit.
Schule braucht Platz
„Ich kann mich noch erinnern, wie es hier früher aussah. Das ist gar kein Vergleich und sehr schön geworden“, erklärt eine Mutter, die früher einmal einen Kurs in der oberen Etage der Alten Feuerwache gemacht hat. Um die Zimmer nutzen zu können, wurden Wände rausgerissen. In einem Raum werden Kinder spielerisch gefördert und lernen mit einem Buchstaben-Memory. Ein anderer dient zum Toben. „Wir fördern alle Kinder, unabhängig von den Noten“, betont Karin Stephan. Sie nennt ihre Schule „eine Insel“. Jungen und Mädchen aus 30 Nationen lernen hier, die meisten kommen gerne. Stephan hat früher einmal als Pool-Lehrerin an vielen Schulen Vertretungsstunden gegeben. Für Hochfeld hat sie sich bewusst entschieden.
Dezernent sieht keinen Widerspruch
Dass sie nun die Alte Feuerwache mit benutzen dürfen, sei ein großes Glück. „Wünschenswert wäre, wenn wir auch den Saal für Veranstaltungen nutzen könnten, so wie in der Vergangenheit auch.“ Denkbar wäre auch, hier andere Angebote stattfinden zu lassen, die dann den anderen Grundschulen im Stadtteil ebenfalls zur Verfügung stehen. Nun haben allerdings Vertreter der freien Kulturszene ebenfalls ein Auge auf die Alte Feuerwache geworfen und wollen, dass dort wieder Veranstaltungen stattfinden. Erst kürzlich hat wieder eine Diskussion um ein soziokulturelles Zentrum stattgefunden. So ein Zentrum soll außerdem Teil des Kulturentwicklungsplanes sein. Die Alte Feuerwache könnte den Kulturschaffenden Raum bieten für ihre Arbeit, so die Idee. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Kulturdezernent Thomas Krützberg: „ Ich sehe grundsätzlich keinen Widerspruch für eine gleichzeitige Nutzung der Alten Feuerwache von Schule und einem soziokulturellem Zentrum. Deshalb prüfen wir derzeit, ob gegebenenfalls schon zeitnah eine kulturelle Zwischennutzung für Abend- und Wochenendveranstaltungen möglich ist.“ Für ein dauerhaftes soziokulturelles Zentrum, über dessen Standortfrage noch nicht entschieden ist, arbeite die Verwaltung weiterhin zeitgleich an einem entsprechenden Konzept. „Wir sind hierzu auch in Gesprächen mit Akteuren der Kulturszene.“
Gebäude mit wechselvoller Geschichte
Bis Mitte der 90er Jahre war die Duisburger Hauptfeuerwache an der Friedenstraße untergebracht. Als die Wehr auszog, gab es viele Ideen, wie das Gebäude genutzt werden sollte. 2001 wurde die Alte Feuerwache in das Förderprogramm „Soziale Stadt NRW“ aufgenommen und zu einem Kulturzentrum entwickelt. 2006 wurde dieses eröffnet.
2010 meldete der Betreiberverein allerdings Insolvenz an. In der Folge musste die Stadt 2,1 Millionen Euro Fördermittel zurückzahlen. Somit entfällt die Zweckbindung für das Gebäude.