Duisburg. . Podiumsdiskussion im Grammatikoff. Schon im kommenden März könnte es in der Alten Feuerwache eröffnen. Hochfeld würde profitieren.
Für das schon seit Jahren diskutierte Soziokulturelle Zentrum sollen endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. Kulturdezernent Thomas Krützberg will bis Ende des Jahres die notwendigen politischen Mehrheiten einpflocken, damit möglichst im März 2019 eine Erprobungsphase in der Alten Feuerwache in Hochfeld starten kann. Das sagte er am Mittwochabend in der Podiumsdiskussion mit der freien Kulturszene im Grammatikoff zu: „Wir haben dafür einen guten Rückenwind.“
Ob er sich damit zu weit aus dem Fenster gelehnt haben könnte, steht auf einem anderen Blatt, denn obwohl ein soziokulturelles Zentrum bereits 2017 mit breiter Mehrheit im Rat beschlossen wurde und einzelne Ratsmitglieder der Grünen, Linken, Ex-Piraten und SPD zur Diskussionsrunde ihr Votum unterstrichen, lief der Weg dahin bislang schleppend.
Warum hat Duisburg es nicht längst gemacht?
„Warum hat Duisburg es nicht längst gemacht“, so die häufige Frage der Kulturaktivisten – die Szene ist optimistisch, aber verhalten. Krützberg räumte Fehler ein, selbst die geplante „Ermöglichungsgruppe“ aus Kulturaktivisten, Politik und Verwaltung noch nicht auf den Weg gebracht zu haben. Das soll nun umgehend passieren.
Antworten darauf, wie das Projekt bald in Gang kommen könnte, erhoffte sich die Veranstalterinitiative „Du erhältst Kultur“ aus anderen Städten. Lukas Hegemann, Leiter der Wuppertaler „Börse“ und Mitglied der LAG Soziokultureller Zentren, riet auf dem Podium zu zwei Dingen: „Ihr müsst einen Verein gründen und braucht einen guten Steuerberater. Zeigt, dass ihr mit Finanzen umgehen könnt.“
Außerdem warnte er vor engen inhaltlichen Festlegungen: „Fordert ein Haus und Ausstattung, keinen festen Etat, sagt, in welchen Bereichen ihr arbeiten wollt, Jugendarbeit, Stadtentwicklung. Lasst die Inhalte frei.“
Denn offenbar wird hinter vorgehaltener Hand und nach gescheiterten Projekten wie dem Eschhaus ein neues Zentrum von der Politik mit Argwohn betrachtet. „Nennt das Soziokulturelle Zentrum anders“ – lautete mal der Vorschlag eines Politikers.
Oberhausen leistet sich gleich fünf Zentren
In Oberhausen gibt es dieses Ressentiment offensichtlich nicht, wie ihr Stadtkämmerer und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras deutlich machte. Die kassenklamme Nachbarstadt leistet sich gleich fünf Zentren, darunter die bekannten Altenberg, K14 und Druckluft. „Geld geben wir kaum – das kann ich Ihnen versichern“, machte der Kämmerer seinem Kollegen Krützberg Mut und betonte die Vorteile: „Was dort an sozialem Engagement für die Stadt läuft, könnte eine Stadt so gar nicht realisieren.“ Denn vom Seniorentanz bis Frauenabend und Graffiti-Gruppe schaffen und erhalten Soziokulturelle Zentren die Vielfalt von Interessen und Aktivitäten im Viertel – das stellte Luise Hoyer von der Cooperative Duisburg heraus, der das alles zu langsam voran geht: „Seit Jahren werden Ideen vorgetragen, aber nicht ernst genommen.“
Die Hochfelder Feuerwache ist für sie und viele andere Kulturschaffende ideal: Die Infrastruktur sei vorhanden, das Stadtviertel würde profitieren. Warum man das seit Jahren teils leer stehende Gebäude nicht öffnet? „Das ist nicht transparent“, stellte sie die Frage, ob andere Interessen im Spiel sind.
>>>Es steht im Kulturentwicklungsplan
Ein soziokulturelles Zentrum für Duisburg steht im Kulturentwicklungsplan, den rund 100 Duisburger gemeinsam mit der Stadtverwaltung erarbeitet haben und den der Rat verabschiedet hat.
Zum Plan gehört auch eine regelmäßige Kulturkonferenz; die erste lief Anfang im April im Stadttheater. Dabei wurde die Forderung nach einem soziokulturellen Zentrum untermauert.