Duisburg. . Viele Fachkräfte besuchten beim Palliativtag im City-Palais die Vorträge. Nur wenige fachfremde Besucher ließen sich an den Infoständen beraten.
Unheilbar kranke Menschen wollen oft zu Hause betreut werden, um ihre letzte Zeit noch mit ihren Liebsten verbringen zu können. Das möchte das Palliativ-Netzwerk Duisburg (PanDu) möglich machen und fördern. „Das geht aber nur im Team“, sagt der Vorsitzende, Dr. Martin Geiger: „Mit Arzt, Apotheker, Pflegedienst und Hospiz.“
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So hatte PanDu bei seinem Palliativtag am Samstag gleich mehrere Ziele. „Wir wollen die Öffentlichkeit über Palliativversorgung informieren und die Menschen zum Nachdenken bringen“, so Geiger, „unser Verein bietet aber auch Veranstaltungen an für Fortbildung.“
Vor allem Fachkräfte seien gekommen, um die Fachvorträge zu hören, bei denen es etwa um onkologische Therapiemöglichkeiten zur Symptomlinderung oder den Einsatz von Cannabis und Methadon in der Schmerztherapie ging.
Sterben ist ein Tabuthema
Jedoch hätten sich die Veranstalter mehr fachfremde Besucher im City-Palais gewünscht. „Sterben ist ein Tabuthema, es sollte aber keins sein“, sagt Anita Scholten von der Hamborner Hospizbewegung. Palliativpatienten suchen keine Heilung mehr, aber eine Linderung ihrer Krankheitssymptome, und mit Hospizarbeit sollen Betroffene eine möglichst „geborgene Atmosphäre bekommen, egal wo sie leben“, so die Geschäftsführerin der Hospizbewegung, Andrea Braun-Falco.
Doch man müsse immer auch das Umfeld der Kranken im Blick haben: „Palliativpatienten sterben den sozialen Tod zuerst.“ Denn Freunde und selbst Verwandte würden oft den Kontakt reduzieren oder Abbrechen, „durch Unsicherheit oder Unfähigkeit mit der Situation umzugehen oder weil sie mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert werden.“
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Dabei wissen die Fachkräfte und auch die Ehrenamtler, die sich mit der Betreuung von Todkranken und ihren Angehörigen auskennen, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig mit dem Tod auseinanderzusetzen. „Ein Unfall kann immer passieren“, sagt stellvertretende PanDu-Vorsitzende Doris Neumann von der Diakonie.
„Immer mehr hochbetagte schwerkranke Menschen – aber auch junge – liegen auf der Intensivstation, und es ist nichts geregelt.“ Sie plädiert daher dafür, dass man sich so früh wie möglich um eine Patientenverfügung kümmert, im Idealfall zusammen mit seiner Familie.
Letzte-Hilfe-Kurse sehr begehrt
Mehr fachfremde Besucher hätte sich auch Malgorzata Szajkowska gewünscht, die Geschäftsführerin des Pflegedienstes Medidoc. Dennoch bemerke sie, dass Palliativversorgung und Sterbebegleitung immer mehr Interesse erfahre.
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So seien Letzte-Hilfe-Kurse sehr begehrt. Darin lernen Angehörige etwa, wann und wie man Morphin einsetzt oder wie Mundpflege funktioniert. „Es hat sich schon ganz viel getan in der Palliativversorgung, auch in der Bevölkerung“, sagt Szajkowska, „aber wir haben noch viel zu tun“.
>>> Förderverein unterstützt palliative Arbeit
- Um künftig mehr Duisburger für das Thema Sterben und Palliativversorgung zu gewinnen, regt Birgit Kessler, die Geschäftsführerin von Die Pflege und Vorstandsmitglied im Palliativ-Netzwerk Duisburg, an, verstärkt in die Stadtteile zu gehen. „Wir müssen zu den Menschen gehen, die kommen nicht zu uns.“ Sie hoffe aber, dass alle Besucher der Veranstaltung im City-Palais zu Multiplikatoren werden.
- Der Förderverein für Palliative Arbeit Duisburg hat ebenfalls Verbindungen zum Netzwerk, er erfüllt Todkranken kleine letzte Wünsche, so Malgorzata Szajkowska. Das war etwa ein Zoobesuch für einen Jungen, aber auch Tierfutter, als eine arme Patientin ihre Katze nicht mehr versorgen konnte.
- Weitere Infos auf www.palliativ-duisburg.de