Duisburg. Beim Sommerfest der Werkstatt für Menschen mit Behinderung dreht sich alles ums Universum. Abseits des Programms wird über die Zukunft gerätselt.
„Auf ins Universum“ lautet das Motto des Sommerfests der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (Wfbm). Die Stimmung ist heiter am Kalkweg – und das obwohl der Aufsichtsrat in der vergangenen Woche die Reißleine zog und die Geschäftsführerin Roselyne Rogg gewissermaßen auf den Mond geschossen hat.
Die Band „All inclusives“ eröffnet das Fest mit ihrem Song „Grenzenlos“, später treten zum Beispiel die Cheerleader namens „Special Needs“ auf. Alle Besucher können sich einen Astronautenausweis machen lassen und in entsprechende Verkleidung schlüpfen. Trotz aller Heiterkeit: Das Gesprächsthema Numero eins bei den Besuchern ist, wie es mit der Werkstatt weiter geht.
OB lobt den Teamgeist
„Wir werden der Werkstatt helfen, sich gut für die Zukunft aufzustellen“, betont Oberbürgermeister Sören Link in seiner Eröffnungsrede. „Das Besondere sind nicht die Auszeichnungen, sondern die gute Arbeit, der Spirit und der Teamgeist, den Sie in den vergangenen Jahren gezeigt haben“, lobt Link das Engagement der behinderten und nichtbehinderten Mitarbeiter.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Krützberg erklärt, man werde sich jetzt die nächsten Wochen Zeit nehmen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Eine Kanzlei soll sich die Akten nun anschauen und gegebenenfalls prüfen, in wie weit Gelder zurück gezahlt werden müssen. Übergangsweise wird die Werkstatt von den Prokuristen geführt. „Dann suchen wir jemanden, der mit und für die Mitarbeiter arbeitet“, erklärt Thomas Krützberg das Anforderungsprofil an einen neuen Geschäftsführer.
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Diese Aussage deckt sich mit der Kritik, die beispielsweise Eltern von Wfbm-Mitarbeitern üben. „Nach außen hui, nach innen pfui“, beschreibt ein Vater die Vorgehensweise von Roselyne Rogg. Wie die Werkstatt vermarktet und nach außen dargestellt wurde, sei immer wichtiger gewesen als dass intern etwas für die Mitarbeiter getan werde. „In der Hauptstelle war in diesem Jahr eine Sanierung der sanitären Anlagen vorgesehen. Doch bis heute ist nichts passiert“, erklärt der Vater.
Es herrscht Verunsicherung
Andere schildern, dass oft nur ein Gruppenleiter für acht behinderte Menschen zuständig ist. Muss jemand auf die Toilette begleitet werden, seien sich die anderen selbst überlassen. Auch an der Kommunikation zwischen Werkstatt, Beschäftigten und deren Angehörigen und Betreuern hapere es. „Oft bekommt man gar nicht mit, was hier so vor sich geht.“ Während externe Gäste von Verbänden und der Politik beispielsweise eingeladen wurden, hätten die Mitarbeiter keine persönliche Einladung zum Sommerfest erhalten.
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Auch bei den nichtbehinderten Angestellten herrscht Verunsicherung. Rogg habe ein strenges Regiment geführt, kaum jemand habe sich getraut, inhaltliche Kritik zu äußern. „Vielleicht ist dieser Zustand auch eine Chance, die guten Sachen zu bewahren und an der einen oder anderen Stelle einmal aufzuräumen“, sagt ein verunsicherter Betreuer.
>> FRAGEN ZUM GEHALT
Ein Kritikpunkt der Angehörigen war auch, dass die behinderten Wfbm-Mitarbeiter weniger verdienen als in anderen Werkstätten.
„Wir werden uns das anschauen“, verspricht Krützberg. Zwar könne es sein, dass das Geld auf Sozialleistungen angerechnet werden müsse. „Aber das Geld, das selbst verdient werde, sei ein wichtiges Signal für die Mitarbeiter.“
Anmerkung der Redaktion: Wir werden auch in den kommenden Tagen über die aktuellen Entwicklungen rund um die Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung berichten. Besuchen Sie uns wieder, um alles Wichtige zum Thema zu erfahren.