Duisburg. . Das Diakoniewerk stellt Jahresbericht 2017 vor. Investitionen in Teilhabe und neues Sozialkaufhaus geplant. Appell an Politik.
Zwölf Jahre lang hat Mirco Siep nach einem Job gesucht – vergebens. „Auf alle Bewerbungen, die ich geschrieben habe, kamen nur Absagen“, sagt der 39-jährige Vater von drei Kindern. Dann wurde er von der Arbeitsagentur an das Diakoniewerk vermittelt und fand eine Beschäftigung im Sozialkaufhaus. „Nach zwei Jahren habe ich nun einen Festvertrag bekommen.“ Mirco Siep war einer von etwa 21 000 Langzeitarbeitslosen in Duisburg und einer der wenigen mit Erfolg. Viel mehr solcher Arbeitsverhältnisse, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, müsse es daher in Duisburg geben, fordert das Diakoniewerk, das nun seinen Jahresbericht 2017 vorstellte.
Im vergangenen Jahr hat das Diakoniewerk einige Umbrüche erlebt. Der langjährige Geschäftsführer Sieghard Schilling verabschiedete sich in den Ruhestand. Das Führungsduo Ruth Stratmann und Udo Horwat übernahm die Leitung des fast 500 Mitarbeiter starken Verbandes, der im vergangenen Jahr rund 6000 Menschen mit Angeboten und Programmen unterstützte. Mittlerweile haben sie sich gut eingearbeitet und einige Projekte auf den Weg gebracht: „Wir haben etwa eine kleine Tochterfirma gegründet, das Inwerk“, berichtet Udo Horwat. Der Malerbetrieb, der Menschen mit Beeinträchtigung Arbeit gibt, sei gut angelaufen. „Außerdem haben wir ein Haus in der Innenstadt gekauft, in das zwei Jugendhilfeeinrichtungen eingezogen sind.“ Das „Youtel“ und „Pro Kids“ sind nun neue Anlaufstelle für Jugendliche, die auf der Straße leben.
Im laufenden und kommenden Jahr will das Diakoniewerk investieren: „Im August dieses Jahres werden wir ein weiteres Sozialkaufhaus in Voerde eröffnen – unser sechstes“, sagt Horwat. „Zudem werden wir aufgrund des Bundesteilhabegesetzes viel an unseren Strukturen im Bereich Wohnen und Behindertenhilfe ändern müssen.“
Viele Langzeitarbeitslose
Eine der wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft sei aber die Weiterentwicklung der Angebote für Langzeitarbeitslose. „Denn trotz einer guten Konjunkturlage, gibt es aktuell in Duisburg viele Menschen, die länger als ein Jahr keinen Job haben“, sagt Michael Richard-Sommer, der den Fachbereich Arbeit und Ausbildung leitet. Anfang Juni legte Arbeitsminister Hubertus Heil einen neuen Gesetzesentwurf vor. Demnach sollen neue Stellen fünf Jahre lang gefördert werden, wenn die Betroffenen mindestens seit sechs Jahren Hartz IV beziehen. „Der Entwurf wird aktuell noch ausgearbeitet“, erklärt Richard-Sommer. Er hofft darauf, dass dadurch die Teilhabe der Menschen am Arbeitsleben verbessert wird und fordert mehr beschäftigungsbegleitende Unterstützung.
Mirco Siep schleppte sich während seiner Arbeitslosigkeit von einem Zwei-Euro-Job zum nächsten, immer wieder mit Unterbrechnungen. Hier müsse man ansetzen, so Richard-Sommer: „Viele Förderprogramme sind nur auf kurze Zeit angelegt, vor allem für junge Menschen unter 25 sollte die Beschäftigung aber lückenlos sein.“
Umschulung zum Tischler
Rund 400 Plätze hat das Diakoniewerk (DW) in Arbeitsprogrammen zu vergeben, hinzu kommen 190 Ausbildungsplätze.
Das Diakoniewerk bietet auch die Möglichkeit, verkürzte Umschulungen (Bildungsgutschein) zu machen. So wie Till Wiedig (37): Der gelernte Bautechnische Assistent entschied sich mit Mitte 30, seinem Herzenswunsch zu folgen und Tischler zu lernen. In zwei Jahren machte er im DW-Betrieb die Ausbildung in Theorie und Praxis. Für diese Umschulungsmaßnahmen sind noch Plätze frei. Bewerbungen sind bis August möglich. Info: www.diakoniewerk-duisburg.org.