Duisburg. . Das Diakoniewerk spricht von „verschärfter Situation“ und fordert Umverteilung von Geldern. Langzeitarbeitslose und Kinder sollen so profitieren

  • Die Diakonie hat sich für ihren Jahresbericht für 2016 mit dem Schwerpunktthema „Armut – Leben unter der Grenze“ beschäftigt.
  • Das Diakoniewerk spricht von „verschärfter Situation“ und fordert Umverteilung von Geldern.
  • Langzeitarbeitslose und Kinder sollen so profitieren. Außerdem sollen Flüchtlinge und Menschen mit Behinderung besser integriert werden.

Armut verhindern, Inklusion verbessern: Die Diakonie hat sich für ihren Jahresbericht für 2016 mit dem Schwerpunktthema „Armut – Leben unter der Grenze“ beschäftigt und stellt nun Forderungen.

Für Sieghard Schilling ist es für einen Skandal, dass Menschen in einem der reichsten Länder der Erde unter der Armutsgrenze leben. „Mir fehlt die Moral in der Armutsdiskussion in Deutschland“, sagt der Geschäftsführer des Duisburger Diakoniewerks. Er plädiert für eine klügere Umverteilung der Gelder durch den Bund, „damit alle Menschen in Würde leben können“. Außerdem müssten alle Menschen – egal ob Asylbewerber, oder Mensch mit Behinderung – besser integriert werden.

Viele Menschen werden "abgehängt"

Gerade in Städten wie Duisburg gebe es immer mehr Menschen, die abgehängt werden. „Es gibt einfach eine gesellschaftliche Schieflage“, erklärt Schilling. „Die Grundlage und Grundversorgung müssen stimmen, doch immer mehr Menschen leben unter der Armutsgrenze. Das zeigt, dass etwas falsch läuft.“ Vor allem die Armut von Kindern sieht er mit Sorge: „Die Situation von Kindern hat sich in Duisburg in den vergangenen Jahren verschärft“, sagt er. Die Armutsquote von unter 18-Jährigen ist von 2011 bis 2015 von 26,9 auf 30 Prozent gestiegen. „Bei Kindern zwischen drei und sechs liegen wir gar bei 34 Prozent“, so Schilling.

Um den Kreislauf zu durchbrechen, plädiert er dafür, nicht nur Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sondern vor allem auch Kindern bessere Chancen zu ermöglichen: „Politische Entscheidungen müssen dazu führen, dass jedes Kind einen Kindergartenplatz hat und eine gute schulische Ausbildung bekommt“, so Schilling.

Staatlich geförderter Arbeitsmarkt

Das Diakoniewerk fordert einen staatlich geförderten Arbeitsmarkt. „Er muss die Grundlage für Menschen sein, die nicht mehr in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können“. Teilhabemöglichkeiten müssten abgesichert werden durch die Arbeit für die Betroffenen mit auskömmlicher tariflicher Entlohnung. Soziale Hilfe, wie von der Diakonie, dürfe gleichzeitig nicht stoppen. „Ziel unserer Arbeit in allen Bereichen ist es, dass die Menschen auf eigenen Beinen stehen und ihre Situation selbst verändern können.“

Schilling wirft der Politik vor, sich zu wenig mit dem Thema zu beschäftigen: „Es wird zu wenig Arbeitspolitik betrieben. Und die Lasten bleiben bei den Kommunen“, sagt er. Arbeitslosigkeit führe über kurz oder lang zu Armut. Schilling fürchtet um die Gesellschaft: „Die Armut spaltet die Stadtgemeinschaft“, sagt er. Die Folge seien Randgruppen und auch sogenannte No-Go-Areas. „Doch wie gehen wir mit Randgruppen um? Wir schließen sie weiter aus. Das beste Beispiel dafür ist das Alkoholverbot in der Innenstadt. Man verlagert das Problem, aber löst es nicht.“