Duisburg. . Das Adipositas-Zentrum am Ev. Klinikum Niederrhein begleitet Patienten bei der Reduzierung ihres lebensgefährlichen Übergewichts.

Fünf Jahre ist es her, seit es im doppelten Sinne eng wurde für Markus Laaks. Die Airline, bei der der heute 40-Jährige als Flugbegleiter arbeitete, schaffte einen neuen Flieger an, die Schultergurte für das Kabinenpersonal waren für ihn zu kurz. Den drohenden Verlust des Jobs vor Augen zog der Walsumer die Notbremse. Bei einer Körpergröße von 1,82 Metern wog er 164 Kilogramm, hatte eine Body-Mass-Index von 50. Normal ist die Hälfte. Nach Therapie und Operation im Adipositas-Zentrum des Ev. Klinikums Niederrhein bringt Laaks heute etwa 100 kg auf die Waage. „Ich habe Glück gehabt“, sagt er.

Behandlung ohne OP steht im Vordergrund

„Das ist eine Erfolgsgeschichte. Nicht alle Patienten schaffen das“, sagt Prof. Dr. Jochen Erhard. Der 65-Jährige, zuvor 17 Jahre lang Chefarzt für Viszeral- und Gefäßchirurgie am EVKLN, bleibt dem Klinik-Verbund als beratender Arzt im Adipositas-Zentrum verbunden. Stets stehe die Behandlung ohne Operation im Vordergrund, betont der Chirurg. „Alle adipösen Patienten sind Hochrisiko-Patienten.“ Das hohe Körpergewicht erschwere die Narkose, ebenso übliche Begleiterkrankungen an Herz und Kreislauf, Diabetes sowie Störungen des Stoffwechsels.

Außerdem verlangen die Krankenkassen, dass der Patient alle konservativen Möglichkeiten ausschöpft, bevor sie der Kostenübernahme für eine Operation zustimmen: Verhaltensernährung durch Ernährungsberatung, der Ausschluss einer psychischen Störung, Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe – sie sind Bestandteile eines „multimodalen Konzepts“, das auch Markus Laaks anging, seit ihn sein Hausarzt 2013 an das Adipositas-Zentrum vermittelte.

Verhaltensänderung ist am wichtigsten

Mehrere Diät-Versuche mit Ab- und anschließender Zunahme hatte der Walsumer da schon hinter sich. Ein Jojo-Effekt, verursacht durch den unsteten Lebenrhythmus über den Wolken und zu viele Sandwiches aus der Bordverpflegung. „Natürlich wusste ich, woher es kommt. Aber irgendwann habe ich resigniert. Es ist wohl wie bei Rauchern und dem Tabak-Entzug.“

Einen Neustart nennt Markus Laaks seine Magen-Sleeve-Resektion im September 2015. „Fünf Sechstel des Magens werden dabei entfernt, nur ein halbes Bierglas bleibt stehen“, erklärt Jochen Erhard. Es ist das am häufigsten im EVKLN verwendete Verfahren neben dem Magen-Bypass, bei dem ein kleiner Vormagen abgetrennt und direkt mit dem Dünndarm verbunden wird. Der größere Magenabschnitt und ein Teil des Darms werden damit von der Nahrungsaufnahme abgeschnitten.

„Das wichtigste bleibt aber die Verhaltensänderung“, betont Jochen Erhard. Bedauerlich sei, dass die Krankenkasse nicht eher einer effektiven Adipositas-Therapie zustimmen: „Einen Gelenkschaden zu operieren, aber die Ursache nicht zu behandeln, macht nicht wirklich viel Sinn.“

>>> Ein Zentrum mit zwei Jahrzehnten Erfahrung

Der Aufbau der Adipositas-Chirurgie im Ev. Klinikum Niederrhein begann bereits 1992, die Beratung und Therapie von Patienten mit krankhafter Fettleibigkeit im Adipositas-Zentrum begann vor über 20 Jahren. Ein Team aus Chirurgen, Internisten, Psychologen und Ernährungstherapeuten berät zu konservativen Behandlungsverfahren (ohne OP) und anerkannten Operationsverfahren. Ratschläge für Betroffene und Angehörige gibt auch eine Selbsthilfe-Gruppe, die dem Klinikum angeschlossen ist und von den Ärzten bei Bedarf begleitet wird.

Voraussetzung für die Zertifizierung eines Adipositas-Zentrums ist unter anderem eine entsprechende Ausstattung mit breiteren Türen und medizinisches Gerät für stark übergewichtige Patienten.

Termine im Adipositas Zentrum nach tel. Vereinbarung im Ev. Krankenhaus Duisburg-Nord, Ulrike Baumeister, 0203/508-1141, Ev. Krankenhaus Dinslaken, Ulrike Feldkamp, 02064/42-2320

>>>Adipositas-Tag im Ev. Klinikum am 26. Mai

Am Samstag, 26. Mai, lädt das Ev. Klinikum Niederrhein ein zum Duisburger Adipositas-Tag von 10 bis 13 Uhr ins Konferenzzentrum des Hauses an der Fahrner Straße 133, 47169 Duisburg (Röttgersbach).

Dort referieren die Ärzte über Hilfe und Hürden für Adipöse, Ernährung, die Leitlinien zur Kostenerstattung für Eingriffe und chirurgische Verfahren.

Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten: ulrike.baumeister@evkln.de (per E-Mail) oder telefonisch unter 0203/508-1143