Duisburg. . Laut aktueller Erhebung wiegen viele Duisburger zu viel, jeder fünfte ist fettleibig. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Gewicht und Bildung?

  • Mehr als jeder zweite Duisburger gilt als zu dick, jeder fünfte sogar als fettleibig
  • Adipositaszentrum bietet Hilfe an mit Informationen über Bewegung und richtige Ernährung
  • Leiter des Gesundheitsamtes sieht Zusammenhang von niedriger Bildung und hohem Gewicht

Jeder fünfte Duisburger ist fettleibig. Das geht aus einer Erhebung des Gesundheitszustands der Bevölkerung hervor, die über Körpergröße und Körpergewicht sowie daraus resultierend erstmalig Berechnungen des Body-Mass-Index liefert. Die Stadt liegt demnach mit 19,8 Prozent deutlich über dem NRW-Durchschnittswert von 16,2 Prozent. Außerdem ist über die Hälfte der Duisburger (54,8 %) übergewichtig. Auch der Anteil fettleibiger oder übergewichtiger Kinder liegt über dem Durchschnitt. Mit allen Werten liegt die Stadt NRW-weit an der Spitze.

Adipositaszentrum NRW betreut 2400 Patienten

Zu viel Speck auf den Rippen geht oft mit Krankheiten einher: Durch Adipositas und auch Übergewicht werden sowohl die Gesundheit als auch die Lebensdauer negativ beeinflusst. Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und die Entstehung von Krankheiten wie Diabetes oder auch Krebs sind oft die Folge. Gelenkschäden sind ebenfalls häufig auf die zu hohe Belastung des zu schweren Körpers zurückzuführen.

Wie groß das Leid von Menschen ist, die nicht nur ein paar Kilo zu viel auf den Rippen haben, weiß Andreas Flüs. Er nahm vor einigen Jahren nach einer Magen-OP 90 Kilogramm ab. Heute arbeitet er als Koordinator im Adipositaszentrum NRW. 2400 Patienten werden dort betreut, sie haben einen Body-Mass-Index (BMI) von über 30. In Duisburg hilft man über 800 Patienten im Gesundheitszentrum am Sittardsberg, einen Weg aus der Fettleibigkeit heraus zu finden. „Wir beraten die Menschen, versuchen, ihnen Tipps zum Abnehmen zu geben. Wir schauen, ob Sport und eine Ernährungsumstellung helfen kann, oder ob operiert werden muss“, erklärt er. 700 OPs im Jahr organisiert das Zentrum für Patienten in ganz NRW. „Oft ist das die letzte Möglichkeit“, erklärt Flüs. „Doch bei den Krankenkassen ist das nur sehr schwer durchzusetzen.“

„Fettleibigkeit führt oft zur kompletten Isolation“

Fast ebenso schwer sei oft jedoch der allererste Schritt für die Patienten. „Wir kommen nicht gut an die ganz stark Übergewichtigen heran“, sagt Flüs. „Oft führt die Fettleibigkeit zur kompletten Isolation. Bei einem BMI über 40 oder gar 50 schotten sich die Menschen völlig ab. Depressionen sind oft die Folge.“ Psychologische Beratung und Selbsthilfegruppen seien daher auch im Angebot – kostenlos. Trotzdem: „Häufig sagen Patienten immer wieder Termine ab. Ist jedoch die Scham kein vorrangiges Thema mehr, können wir helfen und es stellen sich Erfolge ein – ganz gleich, ob gleich Kilos purzeln, oder wir medizinisch weiterhelfen können.“

„So etwas liegt oft in den Genen“

Warum gerade die Duisburger den Gürtel enger schnallen müssen als andere, das ist Flüs ein Rätsel. „So etwas liegt oftmals in den Genen. Einige haben es da einfach schwerer“, sagt er: „Zu uns kommen Menschen aus allen Schichten, Männer wie Frauen. Ich glaube nicht, dass es an der Bevölkerungsstruktur in der Stadt liegt.“

Dr. Dieter Weber, Leiter des Gesundheitsamtes, widerspricht und führt die Fettleibigkeit neben den Genen vor allem auch auf die soziale Herkunft der Betroffenen zurück. „Der Sozialstatus geht oft auch damit einher, wie Menschen mit ihrem Körper umgehen, wie sie sich ernähren und sich um die Gesundheit sorgen. Die Ergebnisse passen daher zum Bildungsniveau der Stadt“.

Auch die Kinder in Duisburg sind dicker

Zu beobachten sei das auch bei einem Blick auf die Statistik von Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern. Ein Bericht des NRW-Gesundheitsministeriums belege, dass Übergewicht bei Kindern aus Familien mit niedrigem Bildungsstand fast doppelt so hoch ist wie bei jenen aus gut gebildeten Familien. Wieder stechen bei der Erhebung Duisburger Zahlen besonders ins Auge. „Auch die Kinder sind hier leider dicker“, so Weber, der Schulprogramme anregt, um Kids über die richtige Ernährung aufzuklären.

Hier gibt es Hilfe:

Das Team des Adipositas-Zentrums am Sittardsberg besteht aus Ärzten und Therapeuten aus dem Sana-Klinikum, des Sana-Adipositas-Zentrums sowie niedergelassenen Ärzten und Therapeuten aus Duisburg und Umgebung.

Sie begleiten Patienten durch das konservative Programm und unterstützen, falls es nötig wird, bei der Beantragung einer Operation und betreuen Patienten auch nach einer solchen. Infos auf: www.gzs-du.de, Kontakt unter: 0203 - 48 80 02 90.