Duisburg. . Für einen Energy-Drink-Hersteller begab sich Marcel Parcharidis auf eine ungewöhnliche Tour. An Urlaub und Erholung war dabei nicht zu denken.
Teilweise 24 Stunden ohne Schlaf. Keinen einzigen Cent in der Tasche. Trotzdem eine Reise binnen acht Tagen von Madrid, über Frankreich und Deutschland, nach Amsterdam gemacht. Marcel Parcharidis nahm mit zwei Freunden an der Red-Bull-Challenge „Can you make it“ (wir berichteten) im April teil. Der Student der Ruhruniversität Bochum hatte so einiges zu erzählen.
Bei der Europa-Tour für den österreichischen Groß-Konzern durften die Teilnehmer (rund 200 Studententeams aus 60 Ländern) einzig Getränke-Paletten als „Zahlmittel“ mit sich führen. Sie sollten innerhalb von acht Tagen die holländische Metropole Amsterdam erreichen. Am Ende landete Parcharidis mit seinem Team „Naughty Boyz“ sogar auf dem dritten Platz.
Flug nach Paris spendiert
Parcharidis startete mit seinen zwei Kollegen von Madrid aus. So schnell wie möglich sollte es nach Frankreich gehen. Doch wie, ohne Bargeld dabei zu haben? „Wir haben versucht, Leute von unserer ungewöhnlichen Tour zu begeistern und sie dazu zu bewegen, uns Tickets zu spendieren“, erinnert sich der 24-Jährige. Ihre Taktik ging auf. „Wir haben drei Männer am Madrider Flughafen überzeugen können, uns einen Billig-Flug nach Paris zu schenken“, so Parcharidis, der sich ein Lachen dabei nicht verkneifen kann.
So überraschend einfach ging es für die Jungs von Paris aus nach Straßburg weiter. „Wir hatten das Glück, auf eine Deutsche-Bahn-Mitarbeiterin in unserem Zug zu stoßen, die von der ganzen Aktion gehört hatte und uns bereitwillig bis nach Straßburg mitfahren ließ. Nur für ein paar Energy-Drinks“, erzählt der Student.
In Oldenburg mit einem Stab über einen kleinen Bach
Auf all ihren Stationen während des Europa-Trips musste die Gruppe Checkpoints aufsuchen, an denen verschiedene Aufgaben auf sie warteten. In Paris zum Beispiel ein Croissant backen, in Oldenburg mit einem Stab über einen kleinen Bach springen, oder in Köln einen professionellen E-Sportler im Konsolenspiel FIFA 18 besiegen. Für jede absolvierte „Challenge“ gab es Punkte für die Gesamtwertung, die sich mit den Reise-Kilometern und ihren Social-Media-Aktivitäten für den Getränke-Konzern zusammensetzten. So gut wie jede Aufgabe bestanden die „Naughty Boyz“ laut Parcharidis. Nur in Heidelberg am dritten Tag lief es nicht so, wie sich das Team es vorgestellt hatte: „Wir mussten den Weg aus einem Escape Room finden und waren auch in der vorgegebenen Zeit. Nur hatten wir am Ende einen Denkfehler drin und schafften es nicht heraus“, ärgert sich der Student Wochen später noch. Nach Tag 3 fehlten somit wichtige Punkte in der Endabrechnung.
Um noch überhaupt etwas gewinnen zu können, bissen sie nach der verpassten „Challenge“ auf die Zähne. Sie reisten in den nächsten drei Tagen durch die Bundesrepublik. „Wir hatten uns vorgenommen, mindestens zehn Checkpoints anzusteuern. Nach Heidelberg mussten wir auf die Tube drücken“, sagt er mit einem Lachen.
Verrückte Tour durch Deutschland
Die Route sah wie folgt aus: Von Heidelberg nach Köln, von Köln nach Oldenburg, von Oldenburg nach Hamburg. Von Hamburg aus nach Berlin und Leipzig und wieder zurück. Abschließend ging es über Nürnberg und München noch einmal nach Köln. „So sind höchstwahrscheinlich unsere vielen Reise-Kilometer angefallen“, schmunzelt Parcharidis. Alle Checkpoints und die damit verbundenen Aufgaben absolvierten sie anschließend fehlerlos. „Spätestens nach dem sechsten Tag waren die letzten Kraftreserven verbraucht“, so der 24-Jährige. Noch aber war das große Ziel Amsterdam einige Kilometer entfernt. In Duisburg erledigten sie an Tag 7 die sogenannte Adventure-List-Challenge. „Wir hatten als Aufgabe, mit unserem Oberbürgermeister Sören Link einen Energy Drink zu trinken.“
Diese Aktion sicherte ihnen noch einmal zusätzliche Punkte. Seit dem vergangenen Jahr engagiert sich Parcharidis für die Stadt Duisburg. Unter anderem führt er den „Snapchat“-Kanal von Duisburg und verbindet dadurch junge Leute mit ihrer Stadt. Deshalb konnte der Kontakt zu OB Link auch in kürzester Zeit hergestellt werden. Vom Ruhrgebiet aus ging es abschließend Richtung Köln/Bonn-Airport. Per Bus erreichten sie schlussendlich Amsterdam. Immer noch, ohne jegliches Bargeld ausgeben zu dürfen.
„Eine große Last ist von uns abgefallen, als wir die Ziellinie überquert hatten“, gibt er zu. Früh wurde ihnen mitgeteilt, dass es für den Gesamtsieg nicht reichen würde. „Am Abend auf der Party konnten wir uns nicht wirklich über unseren dritten Platz freuen“, sagt er. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie nach 5600 Reise-Kilometern „am Ende waren und einfach nur noch schlafen wollten“.
>>>STUDIUM HAT PRIORITÄT
Von der schlafraubenden Tour durch Europa hat sich Marcel Parcharidis mittlerweile erholt. Eine ähnliche Reise steht in der nächsten Zeit erst einmal nicht an. Das Studium habe Priorität.
Nebenbei betreibt der Duisburger weiterhin die Freestyle-Sportart Parkour, bei der Hindernisse, wie Zäune oder Baugerüste durch körperliche Bewegungen überwunden werden.
Neuerdings testet er auch Slackline aus. Eine T rendsportart, bei der man auf einem Kunstfaserband balanciert, welches zwischen zwei Befestigungspunkten gespannt ist.