Duisburg. Als zweite Stadt nach München ist jetzt Duisburg bei Snapchat aktiv. Der Kanal soll zeigen, wie lebenswert unsere Stadt ist.

  • Seit wenigen Monaten hat die Stadt Duisburg einen eigenen Snapchat-Account eingerichtet
  • Er heißt„duisburgsnapt“und das Gesicht dahinter gehört zuMarcel Parcharidis
  • Am Samstag begleitet er die Preview für das „Platzhirsch“-Festival im Duisburger Hauptbahnhof

Was läuft da schief, wenn junge Duisburger gar nicht wissen, was die Stadt für sie im Angebot hat? Sie nichts mitbekommen haben vom Beachvolleyballcup oder dem Traumzeitfestival? Einfach mal den Kanal wechseln: Seit wenigen Monaten hat die Stadt Duisburg einen eigenen Snapchat-Account. Er heißt duisburgsnapt und das Gesicht dahinter gehört zu Marcel Parcharidis. Der 24-Jährige studiert Management und Economics an der Uni Duisburg und hat sich diesen Nebenjob quasi selbst geschaffen.

Im Rahmen der Gespräche zu „Ihre Ideen, unsere Stadt“ fehlte vielen jungen Leuten eine Ansprache auf den Social-Media-Kanälen, auf denen sie sich herumtreiben. „Zeitung auf Papier lesen die meisten ja nicht mehr, wir sind ja eher online unterwegs“, erklärt Parcharidis, bei Instagram, Facebook, Twitter - oder eben Snapchat.

Bereit für das Experiment

Oliver Steinke und Ute Schramke, die für Bürgerdialog und strategisches Marketing zuständig sind, waren bereit für das Experiment. Muss man ja nutzen, wenn junge Leute auf die Stadtverwaltung zukommen. Die ersten Snapchat-Schritte liefen zunächst im kleinen Rahmen unter der Marke der Ideen-Werkstatt. „Wir können ja schlecht einfach so Leute unter dem Duisburg-Label durch die Stadt laufen lassen“, beschreibt Steinke das vorsichtige Rantasten. Die Kollegen im Stadtmarketing sind halt auch nicht mehr ganz die Zielgruppe für Snapchat. Aber offen. Und neugierig.

Spätestens beim Traumzeitfestival wurde es offensiver: Auf großen Zetteln im ganzen Park war der Snapcode abgedruckt, um duisburgsnapt folgen zu können. Für Nicht-Snapchatter: Das funktioniert ähnlich wie bei einem QR-Code, man scannt mit der Handykamera das Bild und dann kann man dem Account folgen.

Die Kunst des Improvisierens

Marcel Parcharidis mag Hindernisse: Der Duisburger ist auch als Parkourläufer unterwegs.
Marcel Parcharidis mag Hindernisse: Der Duisburger ist auch als Parkourläufer unterwegs. © Stephan Eickerhoff

Parcharidis gibt dem ganzen Projekt ein Gesicht. Er moderiert seine Snapgeschichten an, zeigt in Fotos und Kurzvideos, wo er ist, was da passiert, pflegt die Kunst des Improvisierens. Und fordert die Zuschauer auf, mit ihm ins Gespräch zu kommen. „Beim Traumzeit haben mir die Leute geschrieben, bei welchem Konzert sie gerade sind, in welcher Reihe sie stehen. Einer schickte mir auch ein Bild vom Entspannen am See“, erzählt der überzeugte Duisburger. Der junge Mann mit der Basecap kommt aus Laar und hat als Parcour-Künstler schon mal für Aufsehen gesorgt, als er mit Freunden eine Couch auf den Brückenbogen der Ruhrorter Brücke schnallte.

Keine Frage, wessen Herz so für Duisburg schlägt, den kann man getrost als Markenbotschafter losschicken. Deshalb will das Stadtmarketing den Snapchat-Kanal künftig strategischer befüllen, gezielt Veranstaltungen für die junge Zielgruppe begleiten. Dazu gehöre auch, auf Plakaten Werbung für das Angebot zu machen.

Viele Jüngere halten Duisburg für langweilig

Mit dem Snapchat-Kanal „sind wir nach München bundesweit die zweite Stadt, die das jetzt einfach mal macht“, sagt Steinke nicht ohne Stolz. Und Schramke ergänzt: „Wir wollen das Image der Stadt verbessern, dafür müssen wir bei den Leuten anfangen. Sie sollen stolz sein können auf ihre Stadt.“ Dafür müsse auch klar sein, was die Stadt so alles biete. Dieses Wissen fehlt bei vielen seiner Altersklasse, glaubt Parcharidis, sie halten Duisburg für langweilig. „Dabei ist gefühlt fast jedes Wochenende was Cooles, wo man hingehen könnte.“

Abgesehen von Freizeitangeboten und Themen wie Ausbildung, die per se eher eine jüngere Zielgruppe haben, will Parcharidis sich bei der Auswahl auf sein Bauchgefühl verlassen. „Wenn ich etwas langweilig finde, kann ich auch nicht interessant darüber snappen.“

Wer duisburgsnapt abonnieren und Marcel Parcharidis zuschauen möchte: Am kommenden Samstag ist er wieder unterwegs und begleitet die Preview für das Platzhirschfestival im Duisburger Hauptbahnhof ab 14 Uhr.