Der Arbeitskreis Stadtgrün veranstaltete die beliebte Tauschbörse. Den Organisatoren fehlte es schlussendlich an Nachwuchs für Fortsetzungen.
Am gestrigen Freitag endete im Internationalen Zentrum am Innenhafen der letzte Pflanzentauschmarkt der VHS. Viele Besucher wurden im Meer aus Pflanzen und Kräutern noch einmal fündig.
„Es ist wirklich schade.“ Dieser Satz fiel während der zweistündigen Tauschbörse sehr häufig. Anke Loss vom Arbeitskreis Stadtgrün war seit der ersten Ausgabe der VHS-Veranstaltung mit dabei. „Ich bin wirklich sehr traurig, dass es vorbei ist. Aber es war einfach nicht mehr zu ändern“, sagte sie. Das liege zum einen am Alter der Organisatoren, die größtenteils über 70 Jahre alt seien. „Da bin ich mit meinen 67 Jahren noch die Jüngste“, sagte Loss und schmunzelte.
Zum anderen fehle schlicht und einfach der Nachwuchs. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, warum sich keine jüngeren Leute für diese Aktion interessieren“, sagte sie. Obwohl sich Bürger immer mehr der Garten-Kultur nähern würden, fehle das nötige Interesse an der Botanik, die den Pflanzentauschmarkt ausgemacht habe. Loss ärgerte sich: „Es scheint, als würden die Leute lieber einfach in den nächsten Baumarkt gehen und sich dort eine 08/15-Pflanze holen, anstatt sich fachlich beraten zu lassen.“
Ihre Kollegin Vera Behr (77) konnte sich auch nicht erklären, warum der Nachwuchs fehlt: „Wir hätten es wirklich gern gesehen, dass junge Leute mitmachen und uns unterstützen. Wir hätten auchviel Wissen an sie weiterzugeben gehabt“, erklärte sie.
Raum vor dem Start schon überfüllt
Vor dem eigentlichen Abschied standen aber noch einmal Küchenkräuter, Gemüse- und Nutzpflanzen, Stauden oder Kletterpflanzen im Vordergrund. Der eigentliche Start für 16 Uhr wurde von Loss, Behr und Co. kurzfristig nach vorne verschoben. Weil der Raum im Internationalen Zentrum schon eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Beginn überfüllt war.
Besucherin Karin Berens bedauerte das Ende des Tauschmarktes ebenfalls sehr. „Es gibt nur wenig Vergleichbares in Duisburg. Ich bin zufällig vor fünf Jahren auf die Veranstaltung aufmerksam geworden.“ Für ihren Balkon besorgte sie sich noch einmal spezielle Kräuter.
Ebenfalls auf Kräuter-Jagd ging Regine Josko, die seit einigen Jahren „Tomaten aus vielen verschiedenen Regionen“ züchtet. „Ich habe Hochachtung vor der Leistung der Damen und Herren, die diese Veranstaltung über 30 Jahre auf die Beine gestellt haben“, zollte die Rentnerin ihren Respekt. Unter den vielen Besuchern herrschte ein reger Austausch über Garten, Pflanzen und die nötige Zubehör. Es wurden auch neue Bekanntschaften geschlossen.
Ein Kraut, das nach Fisch riecht
In den vergangenen 31 Jahren gingen so einige Raritäten über den Tisch. Anke Loss und Vera Behr erinnerten sich zum Beispiel an die seltene Ingwerminze. Ebenso eine gewisse „Minze Eau de Cologne“, die eher nur zum Beduften des Gartens vorgesehen sei und gut riechen würde. Und dann wäre da noch die „Houttuynia cordata“, ein herzförmiges Gewächs. Das Kraut davon „wird von Asiaten meistens auf Fischgerichte gerieselt. Das Kraut selbst riecht sogar nach Fisch“, erklärte Behr.
Anke Loss wird trotz des überraschenden Endes der Tauschbörse am Flachsmarkt in der Altstadt den Pflanzen natürlich treu bleiben. Sie muss sich vor allem um einige Gärten kümmern. Um ihren eigenen Garten zuhause, ihren Schrebergarten, mitsamt einer Anlage als Biotop und um einen Kübelgarten in einer Flüchtlingunterkunft in Neudorf. Der Kontakt zu ihren Kolleginnen und Kollegen vom Pflanzentauschmarkt werde nicht abreißen, wie sie versicherte: „Wir werden uns auch privat weiterhin treffen, aber dann nicht so viel über Pflanzen sprechen.“