Nach 15 Jahren an der Spitze der Volkshochschule sagt Dr. Gerhard Jahn (67) Servus. Am 23. März wird er offiziell verabschiedet, zwei Tage zuvor gibt es eine Feier mit den Mitarbeitern. Vor seinem Wechsel in die Erwachsenenbildung war der promovierte Erziehungswissenschaftler als Geschäftsführer des Instituts für Sozial- und Kulturforschung wissenschaftlich tätig und engagierte sich in der SPD-Ratsfraktion in der Kulturpolitik.
Nach 15 Jahren an der Spitze der Volkshochschule sagt Dr. Gerhard Jahn (67) Servus. Am 23. März wird er offiziell verabschiedet, zwei Tage zuvor gibt es eine Feier mit den Mitarbeitern. Vor seinem Wechsel in die Erwachsenenbildung war der promovierte Erziehungswissenschaftler als Geschäftsführer des Instituts für Sozial- und Kulturforschung wissenschaftlich tätig und engagierte sich in der SPD-Ratsfraktion in der Kulturpolitik.
Als stellvertretender Landesvorsitzender des Deutschen Volkshochschulverbandes machte er zehn Jahre lang Lobbyarbeit. Sein Stellvertreter Volker Heckner übernimmt vorerst die Leitung der VHS im Stadtfenster.
Warum wechselten Sie zur VHS?
Gerhard Jahn: Ich habe mich damals mit angewandter Sozialpolitik beschäftigt, wir haben da auch schon Projekte für die Stadt gemacht, unter anderem die Seniorenagentur ins Leben gerufen und ehrenamtliches Engagement bürgerschaftlich organisiert. Das war damals noch neu. Außerdem habe ich Erwachsenenbildung studiert, es lag auch deshalb nahe, weil ich mich mit der VHS politisch im Kulturausschuss beschäftigt habe.
Umstritten war ihr Wechsel dennoch?
Ja, das ist wohl fast immer so, wenn jemand aus der Politik in die Verwaltung wechselt. An die heftige Diskussion kann ich mich noch gut erinnern. Ich habe es nicht bereut. Es war eine spannende Umbruch-Situation, in der die Volkshochschulen begannen, mehr auf Qualifizierungsarbeit zu setzen. Auch deshalb hat man vielleicht gesagt, der Jahn könnte das machen. Wir haben den Bereich der Qualifizierungen, die mit Abschlüssen enden, sehr stark ausgebaut. Lebenslanges Lernen war das Stichwort – da war die VHS bis dahin außen vor.
Bleibt das die große Herausforderung?
Das ist für die gesamte Stadt das Thema Digitalisierung.
Es wächst eine Generation nach, die mit digitaler Technik schon aufgewachsen ist.
Es gibt immer unterschiedliche Zielgruppen. Derzeit gibt es noch die Senioren, die wir an Smartphone und App heranführen müssen. Es gibt aber auch schon andere, die schon viel weiter sind. Schon jetzt haben wir Angebote wie den „Maker Space“ – sie bieten die Möglichkeit, sich handwerklich mit der neuen Technik zu beschäftigen. Im Bereich nachhaltige Bildung gibt es das Projekt zum Bau der Feinstaub-Messegeräte mit dem Umweltamt.
Wie ändert sich die Art der Vermittlung?
Die Frage ist, wie wir Lernprogramme organisieren, die nicht immer Anwesenheit erfordern, sondern wechseln mit Online-Lernphasen. Da sind wir auf einem guten Weg im Bereich der Sprachen und der berufsbezogenen Bildung. Einige Angebote laufen nur noch mit digitalem Lernen und in Blended-Learning-Programmen.
Wie läuft die Kooperation mit anderen Bildungsträgern?
Mit vielen Schulen haben wir bereits eine gute Zusammenarbeit, es könnten noch mehr sein, um Bildungsabbrüche zu vermeiden. Für den zweiten Bildungsweg haben wir lange Wartelisten von jenen, die keinen Schulabschluss haben. Insgesamt sind wir in Duisburg schon sehr weit in der Zusammenarbeit in der Bildungsregion. Die VHS ist da ein zentraler Akteur. Durch den Umzug ins Stadtfenster und die größere Nähe hat sich auch die Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek deutlich verbessert. Aber unsere 1200 Kurse sind verteilt auf die Stadtteile. Da haben wir teilweise Zustände, die verbesserungswürdig sind. In Schulen mit dem Flair der 1960er Jahre können wir unsere Kunden nicht lange halten.
Die VHS-Mitarbeiter schätzen an Ihnen, dass Sie ihnen als Chef Freiheiten in der Arbeit lassen.
Stimmt, das ist mein Stil. Aber: Wer das missbraucht hat, ist nicht mehr an der VHS. Diese Mannschaft ist motiviert, mit Spaß an der Arbeit. Ich habe immer versucht, ihnen das nicht zu nehmen.
Wie groß ist der Anteil der Bürger, die die VHS erreicht?
Fast 100% kennen die Volkshochschule, sie hat auch einen guten Ruf. Das haben wir einer Untersuchung im vergangenen Jahr herausgefunden. Bei der Nutzung fallen wir leider ab: Ungefähr 30% haben die VHS besucht oder besuchen sie.
Es könnten mehr sein.
Die Weiterbildungsbeteiligung ist in ganz Deutschland verbesserungswürdig. Im EU-Vergleich sind wir relativ schlecht. Wir haben es noch nicht geschafft, das lebenslange Lernen so ins Bewusstsein zu rücken, dass es eine breite Mehrheit als eine Aufgabe empfindet, der sie sich stellen müssen. Richtig ist: Viele große Unternehmen machen das über betriebliche Qualifizierung.