Duisburg. . Die Duisburger Kripo warnt vor einer neuen Masche: Beim Online-Liebesbetrug erschleichen sich die Täter das Vertrauen partnersuchender Opfer.

Früher hießen sie einfach nur „Heiratsschwindler“. Weil sich Täter und Opfer inzwischen aber bevorzugt im Internet statt im nächtlichen Trubel der Großstadt kennen lernen, muss sich die Polizei immer öfter mit einem relativ neuen Deliktfeld beschäftigen: dem Online-Liebesbetrug. Davor warnt sie anlässlich des „Tags der Kriminalitätsopfer“ am morgigen Donnerstag.

„Den Betroffenen wird entweder eine sich anbahnende Partnerschaft vorgegaukelt oder aber sie werden erpresst“, berichtet Torsten Meldau (52), zuständiger Kriminalhauptkommissar beim Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz. Die Schadenssummen einiger Duisburger Fälle gehen in den sechsstelligen Bereich. In der Spitze waren es laut Meldau 290.000 Euro.

Täter suchen sich Suchende aus

Die bevorzugten Opfer gehörten zur Altersgruppe 40 plus, ihr Familienstand ist meistens geschieden oder verwitwet – und sie haben ihr Profil mit eben diesen persönlichen Informationen auf der Seite einer kostenlosen Internet-Kontaktbörse veröffentlicht. „Die Täter suchen eben diese Suchenden“, warnt Meldau, der nicht nur Polizist, sondern auch Computertechniker ist und lange im zuständigen KK 31 gearbeitet hat.

Oft geben sich die Täter als gut situierte Personen aus, die im Ausland leben. Sie versuchen immer sehr schnell, das Vertrauen des Opfers zu gewinnen, machen viele Komplimente und geben dann vor, sich verliebt zu haben. Schnell folgen Liebesbriefe per E-Mail, oft auch Telefonate, jedoch nie persönliche Treffen oder Videochats. „Denn dann würde sofort auffallen, dass der reale Gegenüber nichts mit dem Menschen zu tun hat, den man da im Internet kennen gelernt hat“, so Meldau.

Finanzielle Notlage wird vorgetäuscht

Der Wunschpartner täuscht in einer Phase dieser Betrugsmasche dann plötzlich eine finanzielle Notlage vor. Er oder sie bräuchte dringend sofort die Summe X, um sein Heimatland verlassen zu können. Mal sei das Geld für die Beschaffung von Pass- oder Visadokumenten, mal für ein Flugticket oder aber für angebliche Ausreisegebühren. In anderen Fällen ist es für eine OP oder für ein Lösegeld, das nach der eigenen Entführung bezahlt werden müsste. Immer werden Tausende Euro benötigt. Und die werden von den Verliebten in vielen Fällen überwiesen – in der Hoffnung, dass der Traumpartner bald vor der eigenen Tür steht.

Selbst die absurdesten Geschichten kaufen die Opfer den Betrügern ab. Woher kommt diese Arglosigkeit, oder viel mehr Blauäugigkeit? Meldau antwortet: „Wenn manche Menschen glauben, da die große Liebe vor sich zu haben, übersehen sie selbst eindeutige Warnsignale.“

Die Spur der Täter führt die Ermittler oft nach Ghana oder Nigeria. Das zeigt sich an den IP-Adressen der benutzten Computer. Dorthin fließt auch das überwiesene Geld der Betrogenen. Ist das Geld auf einem dortigen Konto eingetroffen, wird es abgeholt und das Konto danach sofort aufgelöst. Das erschwert die Suche nach den Tätern ungemein, so Meldau.

Der falsche Soldat

So war es auch im Falle eines Mannes, der sich als in Afghanistan stationierter Soldat ausgegeben hatte. Er gaukelte einer Duisburgerin vor, dass er vorzeitig aus der Armee entlassen werden und dann zu ihr kommen könnte, wenn sie nur gewisse Dokumente unterzeichnet und Geld überweist. Das tat sie – in mehreren Tranchen addiert besagte 290.000 Euro.

Als sie bei der Polizei saß und die Beamten ihr die Betrugsmasche aufzeigten, wollte die Geschädigte es nicht wahr haben – so wie fast alle Betroffenen. „Der liebt mich! Den gibt es wirklich!“ heißen zwei immer wieder gehörte Sätze, so Meldau. „Die Opfer sind verblendet, sie wollen die Wahrheit nicht akzeptieren. Selbst eindeutige Beweise überzeugen sie nicht.“ Da bestätigt sich mal wieder eine alte Weisheit: Liebe macht blind.

>>>GELD WEG, EHRE WEG, LEBEN ZERSTÖRT

In Duisburg habe es allein in 2017 Dutzende dieser Betrugsfälle gegeben, sagt Meldau. Etwa zwei Drittel der Geschädigten seien Frauen gewesen. Wie hoch die Dunkelziffer ist, kann Meldau nur vermuten. „Vielen Betroffenen ist das Geschehene auch peinlich. Für sie heißt es oft: Geld weg, Ehre weg, Leben zerstört“, weiß der Kommissar.

  • Er rät allen Betroffenen, in jedem Fall Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Man solle niemals Geld an Menschen übeweisen, die man nicht persönlich kennt. E-Mails, Chatverläufe sowie Briefe und Pakete der Betrüger sollten auf jeden Fall aufgehoben werden. Sie bieten den Polizisten weitere Ermittlungsansätze. Infos: 0203/280 47 66.