Duisburg. . Rund 15.000 Duisburger Arbeitnehmer sind betroffen. Verdi wird voraussichtlich sechs Prozent mehr Lohn fordern.
Es gibt in diesen Tagen nicht viele Menschen, die Positives im Sondierungspaket von Union und SPD sehen, aber Thomas Keuer lobt zumindest einen Teilaspekt: Nämlich, dass eine mögliche große Koalition sich um das Missverhältnis von Patienten und Personal in Alten- und Krankenpflege kümmern wolle. Weiteres wichtiges Thema in diesem Jahr aus Sicht des Geschäftsführers der Gewerkschaft Verdi: die anstehende Tarifrunde im öffentlichen Dienst.
„Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind jenseits von gut und böse“, klagt Keuer. Es fehle massiv an Mitarbeitern, auf eine Pflegekraft kämen in Deutschland 15 Patienten. In den USA und Großbritannien liege das Verhältnis bei 1 zu 8. Keuer: „Eine bestmögliche Pflege ist nicht mehr gewährleistet.“
Forderungen werden verkündet
Am großen der Tag der Närrinnen, Altweiberfastnacht, wird’s ernst in der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst. Am 8. Februar werden die Forderungen der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft verkündet, bei den gewünschten Entgeltverbesserungen dürfte es – wie in anderen Branchen – um ein Plus von rund sechs Prozent gehen. Außerdem auf der Verdi-Wunschliste: ein kostenloses Nahverkehrsticket für die Arbeitnehmer und die Übernahme der Auszubildenden. „Die wirtschaftliche Entwicklung ist mehr als hervorragend“, begründet Keuer die Forderungen, „da wollen die Beschäftigten ihren gerechten Anteil.“
In Duisburg sind von der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst rund 15.000 Beschäftigte von Bund, Land und Stadt betroffen, unter anderem die Mitarbeiter von Stadtverwaltung, Stadtwerken, DVG, Wirtschaftsbetrieben, Jobcenter, Klinikum Duisburg, Zoll, Wasser- und Schifffahrtsamt.
Jahr der Wahlen bei der Gewerkschaft
Bei Verdi ist 2018 auch ein Jahr der Wahlen. Der örtliche Vorstand der Gewerkschaft steht zur Wahl, alle Delegierten ebenso, und 2019 wird in der Mercatorhalle auch der neue Verdi-Landesvorstand gekürt.
Sorgen macht man sich bei Verdi um den Einzelhandel in der Stadt. Es gebe einen „enormen Druck“ auf die Branche, hat Keuer festgestellt: „Das Einkaufsverhalten ändert sich.“ Unter anderem natürlich durch den Online-Handel. Auf diese grundlegende Veränderung müsse auch der Handel mit Wandel reagieren. Dem stationären Handel empfiehlt Keuer dringend, sich stärker über qualifizierte Beratung durch gut ausgebildete Mitarbeiter zu profilieren. Und das Einkaufen müsse stärker als bisher zum Event werden, etwa durch die Kombination von Geschäften und Gastronomie. Die Innenstadt beispielsweise brauche „viele fantasievolle Lösungen“, um attraktiver zu werden.
Zweitgrößte Gewerkschaft vor Ort
Die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat in Duisburg rund 30 000 Mitglieder. Sie ist damit die zweitgrößte Gewerkschaft vor Ort nach der IG Metall mit mehr als 40 000 Mitgliedern.
Bei den aktiven Beschäftigten nimmt die Zahl der Mitglieder jetzt wieder zu. Vorsitzende von Verdi ist Anne Berger.