Duisburg. . Personalnotzstand an den Förderschulen: Am Rönsbergshof in Beeck ist mindestens ein Viertel der Stellen unbesetzt, Unterricht fällt aus.

Die Lage an der Förderschule Am Rönsbergshof in Beeck ist desolat. Selbst die zuständige Schulaufsicht räumt nun ein, dass ein Viertel der Lehrerstellen unbesetzt sind, Elternvertreter gehen von einem noch größeren Mangel aus. Der langjährige Schulpflegschaftsvorsitzende Peter Könings berichtet von eklatanter Raumnot und heillos überbelegten Klassen, die allerdings mangels Personal von nur einem statt, wie vorgesehen, zwei Pädagogen betreut werden. Längst fürchten die Eltern um die Sicherheit ihrer Kinder, berichtet Könings: „Unterricht kann da nicht mehr stattfinden.“

Obwohl Schulleiterin Sirka Justus in der vergangenen Woche die Eltern von gleich fünf Klassen bat, ihre Kinder möglichst erst gar nicht zur Schule zu schicken, reagiert die zuständige Schulrätin der Bezirksregierung Düsseldorf, Kathrin Gelbke-Motte, auf Nachfrage nur mit Allgemeinplätzen: Man schöpfe „unterschiedlichste Möglichkeiten aus, die Situation zu verbessern“. Die Schule „erhält die Chance, Bewerber einzustellen und Lehrerstellen zu kapitalisieren, um Sozialarbeiter einstellen zu können“. Die Besetzung der ebenfalls verwaisten Stelle des stellv. Schulleiters sei „nahtlos angelegt“ worden.

Situation spitzt sich immer weiter zu

Da es aber keine Bewerber gibt, spitzt sich die Situation immer weiter zu: An zwei Tagen in der Woche ist mittlerweile der Unterricht gekürzt – Schluss ist dann um 13.15 Uhr statt 15.30 Uhr – dabei ist die Förderschule mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ eine Ganztagsschule.

Die Folgen schildert der Schulpflegschaftsvorsitzende: „Bei den Kleinsten sind mittlerweile 14 statt der etatmäßigen sieben Schüler in einer Klasse, bei den Älteren bis zu 15 Schüler statt elf, aber nur einer statt zwei Lehrern“. Was, wenn es bei Aggressivität der Schüler untereinander zu Verletzungen komme, fragt Peter Könings: „Wenn einem Kind etwas passiert, dann muss der Lehrer die anderen allein lassen.“

Schülerzahlen steigen gleichzeitig weiter an

Gleichzeitig steigen die Schülerzahlen. „Viele Eltern entschieden sich für die Förderschule, weil es im gemeinsamen Unterricht an den Regelschulen auch nicht läuft“, berichtet Könings. Die Folge: Am Rönsbergshof gibt es kein Lehrerzimmer mehr – es wurde im Sommer zum Klassenraum umfunktioniert. Eine Mensa – ebenfalls Fehlanzeige: Gegessen wird in den Klassenzimmern.

Integration und angemessene Förderung seien schon lange nicht mehr gewährleistet, beklagt Peter Könings: „Hier können Kinder nur noch verwahrt werden.“ Eine weitere Verschärfung der Lage sei absehbar: Am Jahresende gehen am Rönsbergshof vier weitere Lehrer in den Ruhestand.

Schulpolitisches Trauerspiel 

WAZ-Redakteur Martin Ahlers kommentiert.
WAZ-Redakteur Martin Ahlers kommentiert. © WAZ Grafik

Die rot-grüne Landesregierung, die „kein Kind zurücklassen“ wollte, hat an den Schulen einen personalpolitischen Scherbenhaufen hinterlassen – nirgendwo wird das so deutlich sichtbar wie an den Grund- und Förderschulen in Duisburg.

Die schwarz-gelben Nachfolger, meinungsstark in der Opposition, agieren bisher ebenso hilf- und fantasielos. Die FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer präsentiert Statistiken, nach denen vermeintlich alles besser wird, doch die Realität belegt genau das Gegenteil. Und die Schulaufsicht, deren Aufgabe es ist, für eine angemessene Personalausstattung zu sorgen, kanzelt jene Schulleiter ab, die sich trauen, ihre Misere öffentlich zu machen. Es ist ein schulpolitisches Trauerspiel.