Duisburg. . Allein an den Grundschulen fehlen im neuen Schuljahr rund 100 Pädagogen. An Förderschulen kann keine einzige freie Stelle besetzt werden.

  • Vor allem an Grund- und Förderschulen bleibt der Mangel an Lehrern in Duisburg dramatisch
  • Zum Schuljahresstart fehlen an Grundschulen rund 100 Lehrer, keine freie Stelle an Förderschulen wird besetzt
  • Gewerkschaft GEW und Schuldezernent Thomas Krützberg sprechen sich für Seiteneinsteiger aus

Zum Beginn des neuen Schuljahres am Mittwoch bleiben in den Duisburger Lehrerzimmern viele Stühle leer. An den 170 Schulen in der Stadt bleiben insgesamt 170 ausgeschriebene Stellen unbesetzt. Am eklatantesten ist der Mangel an den 75 Grundschulen: Hier konnten von 128 ausgeschriebenen Stellen nur neun besetzt werden, teilt die Bezirksregierung Düsseldorf mit. Durch Abordnung von Grundschulpädagogen aus benachbarten Schulbezirken werden 17 weitere Stellen in Duisburg besetzt.

GEW und Schuldezernent setzen auf Seiteneinsteiger

Ähnlich desolat ist das Ergebnis des Ausschreibungsverfahrens für die Förderschulen: Hier konnte keine einzige der 13 freien Stellen besetzt werden. An den drei Duisburger Sekundarschulen fanden sich für 17 offene Stellen zehn Bewerber, auf 25 Angebote für die Berufskollegs haben sich 15 Lehrer gemeldet.

Auch an den Gesamtschulen bleiben 16 Stellen frei: 48 Einstellungen meldet die Bezirksregierung für insgesamt 64 Vakanzen. Auch an den Gymnasien bleiben vier Stellen unbesetzt – acht von zwölf sind vergeben. Auf zwei freie Stellen an den Realschule kommt ein Bewerber.

 Rüdiger Wüllner (GEW Duisburg) bezeichnet den Versorgungsmangel mit Lehrern an Duisburger Grundschulen als skandalös.
Rüdiger Wüllner (GEW Duisburg) bezeichnet den Versorgungsmangel mit Lehrern an Duisburger Grundschulen als skandalös. © Tanja Pickartz

„Das Ergebnis bestätigt unsere schlimmsten Befürchtungen“, sagen Martin Fey, GEW-Sprecher für die Grundschulen und Rüdiger Wüllner, Vorstandsmitglieder der Duisburger Ortsgruppe der Gewerkschaft. „Nur fünf Prozent der angesichts steigender Schülerzahlen dringend benötigten Stellen konnten besetzt werden“, rechnet Wüller, gerade bei der Hälfte der Neuzugänge handle es sich um ausgebildete Grundschullehrer, die anderen seien Seiteneinsteiger. Fünf weitere unbesetzte Posten, erfuhr die GEW, sollen umgewandelt werden im Stellen für Sozialpädagogen, die an Brennpunkt-Schulen eingesetzt werden sollen.

Bezirksregierung: Problem ist uns bekannt

„Die aktuelle Problematik der fehlenden Grundschulkräfte ist uns bekannt“, teilt die Bezirksregierung Düsseldorf auf Anfrage mit. Die Stellen würden deshalb umgehend zum 1. November neu ausgeschrieben. „Dann kommen zahlreiche Lehramtsanwärter als neue Bewerber auf den Markt.“ Die Hoffnung, dass die sich in großer Zahl in großer Zahl in Duisburg bewerben, hält sich bei Martin Fey in Grenzen: „Das erleben wir jetzt seit zwei Jahren.“

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Dem entgegen stehe das schulscharfe Bewerbungsverfahren, meint auch Bildungsdezernent Thomas Krützberg: „Solange sich die neuen Lehrer die Stellen aussuchen können, wird sich hieran auch nichts ändern.“

Obwohl etwa die Bezirksregierung Münster schon seit geraumer Zeit Jung-Lehrer zunächst dorthin zuweist, wo die Not am größten ist, gebe es eine solche Entscheidung in Düsseldorf bisher nicht, heißt es auf Nachfrage bei der Bezirksregierung.

Ministerin will Seiteneinstieg erleichtern

Sowohl Thomas Krützberg als auch Martin Fey sprechen sich nachdrücklich dafür aus, die Grundschulen verstärkt für Seiteneinsteiger zu öffnen. „Wer sagt denn, dass nicht auch sie auf Dauer gute Lehrkräfte sein können“, fragt der Dezernent. „Es gibt genügend Kandidaten, die ein grundschulrelevantes Fach studiert haben. Die kann man einstellen und dann weiter qualifizieren“, fordert Martin Fey. Zumindest einen erleichterten Zugang über den Seiteneinstieg will die neue Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) zulassen.

>>> Kommentar von Martin Ahlers: Schwer erträglich

Nein, die Bezirksregierung Düsseldorf kann keine Lehrer backen. Angesichts der desolaten Versorgungslage aber mitzuteilen, man schöpfe „alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten aus, um Lehrkräfte zu gewinnen“, ist für die betroffenen Schulen nur schwer erträglich. Völlig zur Recht nennt die GEW das einen Skandal.

Schafft es niemand, den Düsseldorfer Bürokraten Beine zu machen, steht der nächste Akt des Dilemmas zu befürchten: Dann wird’s, wie schon in den vergangenen Jahren, auch im November keine Bewerbungen geben. Es gilt, dem Münsteraner Beispiel zu folgen und das Wunschkonzert bei Bewerbungen zu beenden.