Duisburg. . Duisburg will verstärkt Duisburgerinnen ehren und ihre Verdienste öffentlich machen und Straßen nach ihnen benennen. 32 Namen auf der Liste.
- Künftig soll es in Duisburg Straßen geben, die nach berühmten Töchtern der Stadt benannt werden
- Die Benennung von Straßen und Verkehrsflächen soll Ausdruck von Anerkennung und Wertschätzung
- Es gibt schon eine Liste von Duisburgerinnen, die sich um die Stadt verdient gemacht haben
Künftig soll es in Duisburg Straßen geben, die nach berühmten Töchtern der Stadt benannt werden: Diesen Antrag hat die Linke in einer Ratssitzung gestellt. „Die Benennung von Straßen und Verkehrsflächen ist mehr als eine schlichte Namensgebung. Sie ist Ausdruck von Anerkennung und Wertschätzung“, heißt es in der Ratsvorlage. Und weiter: „Ein biografischer Zugang zur Lokal-Geschichte ist identitätsstiftend und erleichtert die Schaffung von Geschichtsbewusstsein im Allgemeinen.“ Die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Doris Freer, hat sich darauf an die Arbeit gemacht, und mit Hilfe anderer Institutionen nach Frauen geforscht, die sich um die Stadt verdient gemacht haben.
3000 Straßen gibt es in Duisburg
Die studierte Historikerin hat bereits für das Buch „Von Griet zu Emma“ die Duisburger Frauengeschichte vom Mittelalter bis heute aufgearbeitet. Nun hat sie eine Liste mit 32 Damen vorgelegt, die sich in unterschiedlichen Bereichen in der Stadt engagiert haben. „Um möglichst alle gesellschaftlichen Bereiche abzudecken, haben wir uns auch bei Duisburg Sport, der Polizei, im Lehmbruck-Museum und bei der Stadt nach Vorschlägen erkundigt“, erklärt Freer.
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Auch das Stadtarchiv und das Kultur- und Stadthistorische Museum durchforstete sein Material. „Wir wollten unterschiedliche historische Epochen abbilden und die biografischen Grunddaten mit Leben füllen“, betont Freer. Gerhard Mercators Wirken ist gemeinhin bekannt, aber auch der Gelehrtengattin Barbara Mercator, geborene Schellekens, wird gedacht. Ebenso NS-Widerstandskämpferinnen, Ministerinnen und Künstlerinnen.
Rund 3000 Straßen gibt es derzeit in Duisburg. Pro Jahr werden drei bis fünf Straßen neu benannt. Ein spezielles (Wohn-)Gebiet, wo die Frauen-Straßen künftig liegen sollen, wurde laut Stadt noch nicht ausgeguckt. „Grundsätzlich kann jeder Straßennamen vorschlagen, zum Beispiel über Schreiben an die Verwaltung oder Bürgeranträge nach § 24 der Gemeindeordnung. Liegen keine externen Vorschläge vor, gibt die Verwaltung Empfehlungen“, beschreibt Stadt-Sprecher Jörn Esser das Prozedere. Entschieden wird dann in den Bezirksvertretungen.
Neue Straßennamen für neue Wohnviertel
Bei neu erschlossenen Wohngebieten sollten die Namen thematisch sein – im neuen Mercatorviertel könnten zum Beispiel Namen von Gelehrten verwendet werden, die mit Mercator zusammengearbeitet haben. Ein anderes Beispiel sind Blumennamen oder Flüsse wie im Wasserviertel. „Die Umbenennung von bestehenden Straßen wird wegen des damit verbundenen, erheblichen finanziellen, geschäftlichen und persönlichen Aufwands für die Anlieger, also Anwohner und/oder Gewerbetreibende, in der Regeln vermieden“, sagt Jörn Esser. So kommt es, dass es zahlreiche Straßen doppelt und dreifach gibt, und, wer nicht aufpasst, aus Versehen im falschen Stadtteil steht.
>>> STRASSENNAMEN ALS AUSZEICHNUNG FÜR ENGAGEMENT
Diskussionen über Straßennamen sind manchmal hochemotionale Debatten, vor allem wenn sie Personen betreffen. Erst neulich wurde die Initiative im Duisburger Norden, zwei Straßen nach Sportlern zu benennen, von den den Politikern in der Bezirksvertretung abgelehnt. Auch die Schimmi-Gasse ging nicht glatt durch. Die Stadtverwaltung lehnte 2013 den Antrag ab, weil es sich bei dem Tatort-Ermittler Schimanski um eine fiktive Person handelt – und außerdem Verwechslungsgefahr mit dem ebenfalls „Schimmi“ gerufenen Fußballer Horst Szymaniak bestehe.
Wer heutzutage nach Ruhrort kommt, weiß: Alles Schnee von gestern. Findige Politiker wiesen nach, dass auch die Gabrielstraße nicht nach einer Person, sondern nach dem Erzengel benannt wurde. Und die Strickguerilla schuf 2013 Fakten, indem sie für den schmalen Weg zum Leinpfad hinunter einfach ein Schild strickte. 2014 wurde das dann gegen ein offizielles ausgetauscht. Ruhrort hat seine „Horst-Schimanski-Gasse“. Sie ist regelmäßig Anlaufstelle und Fotomotiv für Fans.
Neue Wege im Dellviertel
Bisher hat es noch keine Kontroverse um die vorgeschlagenen Frauen gegeben – aber es steht auch noch nicht fest, um welche Straßen es konkret geht. „Im Dellviertel werden neue Straßen entstehen für die es aktuell noch keine Vorschläge gibt“, erklärt Stadtsprecher Jörn Esser.
SPD-Ratsherr Thorsten Steinke unterstützt die Initiative. So hat er Gertrud „Trudi“ Becking noch persönlich kennen gelernt. „Ich glaube, sie hätte sich über eine solche Auszeichnung gefreut, weil es ihr immer wichtig war, als engagierte Frau in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Die Landtagsabgeordnete Petra Vogt (CDU) betont: „Wir machen uns schon lange dafür stark, dass etwas nach Irmgard Karwatzki benannt wird, sie hat viel für Neudorf und die Stadt erreicht.“ Sieht so aus, als würde es diesmal eine breite Mehrheit für die Vorschläge geben.