Duisburg. . Wegen Unterfinanzierung kann an einigen Standorten keine Über-Mittag-Betreuung mehr angeboten werden. Appell an Politik für höhere Zuschüsse.
Seit Jahren schon schlagen die Träger der Offenen Ganztagsschulen (OGS) in Duisburg Alarm: Es fehle an Ausstattung, Personal, Räumen – und vor allem an einer gesicherten Finanzierung. Die Träger sehen sich von Land und Kommune grundsätzlich unterfinanziert. Diese Unterfinanzierung wirke sich nicht nur auf die Qualität des Offenen Ganztags aus, sondern auch auf die Versorgungslandschaft – die ersten drei Träger mussten nun ihre Angebote aufgeben.
Zwei Offene Ganztagsschulen, die die Caritas lange im Beritt hatte, wurden zu diesem Schuljahr aufgegeben. „In Ruhrort und Homberg“, sagt Corinna Stanioch vom Caritasverband Duisburg. Auch ein Förderverein in Hamborn und eine Kirchengemeinde in Homberg haben den Offenen Ganztag geschlossen. Dabei wächst der Bedarf an Betreuungsplätzen nach der Schule stetig, die Stadt hat aber deren Anzahl auf rund 5300 gedeckelt.
Nach Protesten gab’s kurzfristig OGS-Plätze
„Es gibt Standorte mit dreistelligen Wartelisten“, weiß Marcel Fischell, Sprecher des Trägerkreises und Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerkes Duisburg. Vor allem im Süden der Stadt, wo häufig beide Elternteile berufstätig sind, bestehe Bedarf. „Viele sind die verlässliche Übermittagbetreuung aus den Kitas gewohnt“, erklärt Fischell. „Kommen die Kinder dann in die Schule, soll die Betreuung plötzlich wegfallen? Das kann es nicht sein.“
125 Familien protestierten nun so massiv, dass ihnen für das Schuljahr 2017/18 eine Härtefallregelung anerkannt wurde – die Kinder erhielten dann doch noch kurzfristig einen OGS-Platz. „Allerdings sehen die politisch Verantwortlichen in Duisburg darin keinen Anlass, die Deckelung aufzuheben“, beklagt auch Manfred Schmidt, Vorstandsvorsitzender vom Verein Rapunzel Kinderhaus.
Bislang keine Signale zur Anhebung des Pflichtteils
Zur Unterfinanzierung komme ein weiteres Problem: Nur jedes zweite Kind erhalte in der Betreuung eine warme Mahlzeit, weil Duisburg eine der letzten Kommunen sei, die kein verpflichtendes Mittagessen eingeführt habe. „Ein Skandal“, findet Marcel Fischell. In Duisburg müssen die Träger immer noch zwischen ‚Kalt- und Warmessern‘ unterscheiden, „obwohl dies zu einem pädagogisch gestalteten Ganztag dazugehören sollte“.
Viele Familien können oder wollen trotz Unterstützung aus dem Bildungs- und Teilhabepaket das Mittagessen nicht zusätzlich bezahlen. „Die Leidtragenden sind die Kinder, die an einem Schultag von 8 bis 16 Uhr keine warme Mahlzeit erhalten.“ Von der neuen Landesregierung habe es bislang keine Signale zu einer Anhebung des Pflichtanteils gegeben, bedauern die Träger. „Dieses Thema wurde im Koalitionsvertrag nahezu ausgeklammert.“