Duisburg. . Das Team vom KK 31 bearbeitet bis zu 4000 Straftaten pro Jahr. Das Internet wird immer öfter Schauplatz von Straftaten. Warnung vor „Fake-Shops“.
Das Anschreiben in der E-Mail wirkte Vertrauen erweckend: Ein junger Mann bewarb darin sich angeblich um eine offene Stelle. Im Anhang befände sich sein Lebenslauf, schrieb er. Doch als die Mitarbeiterin der Firma die Datei anklickte, war es schon zu spät: Sie hatte einen Verschlüsselungs-Trojaner aktiviert. Der sorgt dafür, dass die Daten innerhalb eines Netzwerks für alle Nutzer unlesbar werden. Nur gegen Zahlung einer hohen Bargeldsumme erklären sich die Täter bereit, den digitalen Schaden zu reparieren. Ein klassischer Fall für das Kriminalkommissariat 31: Das 17-köpfige Team dieser Abteilung der Duisburger Kripo kümmert sich um jegliche Form der Computerkriminalität.
„Mit solchen Fällen von Computersabotage hatten wir zuletzt immer öfter zu tun“, berichtet Heinrich Rotering (61), seit 2007 der Leiter des KK 31. Leidtragende dieser Masche seien besonders oft kleine und mittelständische Unternehmen, denn diese verfügen meistens nicht über einen Zweitserver, auf dem Kopien – ein so genanntes Backup – aller Daten gespeichert sind. „Diesen Tätern ist nur sehr, sehr schwer auf die Schliche zum kommen“, weiß Rotering. Vor allem, weil diese oft über im Ausland gelagerte Server agieren. „Jede betroffene Firma sollte auf jeden Fall Anzeige erstatten“, rät er.
„Fake-Shops“ sind in Mode gekommen
Computer und das Internet werden immer öfter Schauplatz von Straftaten. Bis zu 4000 Fälle pro Jahr bearbeiten Rotering und sein Team. Tendenz: steigend. Dazu gehört auch der Warenbetrug: Auf bekannten Internet-Plattformen wird Ware bestellt, aber der Besitzer kassiert nur das in Vorkasse verlangte Geld des Käufers, liefert aber nichts aus. Beim Warenkreditbetrug ist es andersherum: Da bestellt ein Käufer Ware – meist unter falschem Namen – und zahlt sie nicht.
Laut Kriminaloberkommissar Jörg Friedrich (43), seit 2010 beim KK 31, seien derzeit so genannte „Fake-Shops“ in Mode gekommen. Das sind Internetseiten von angeblichen Firmen, die bevorzugt Elek-tronikartikel wie Handys, Fotokameras oder TV-Geräte anbieten. Auffallend seien besonders günstige Preise, mit denen Kunden gelockt werden. „Manche liefern in der Anfangszeit nach der Geschäftsgründung sogar kurz Ware aus, um möglichst gute Bewertungen anderer Käufer zu erhalten“, erklärt Friedrich. Doch plötzlich gebe es ständig Lieferschwierigkeiten – und in fast allen Fällen ist das per Vorkasse bezahlte Geld für die bestellte Ware dann weg.
Tragische Fälle bei Partnersuchenden
Es gibt noch etliche andere Fälle, denen die KK-31-Ermittler nachgehen: Das können falsche Vermieter sein, die im Internet von Wohnungssuchenden einen Vorschussbeitrag kassieren, damit diese überhaupt das Objekt besichtigen dürfen. Tauchen die Interessenten am vereinbarten Ort auf, ist niemand da. Auf den Kosten bleiben die Geschädigten zumeist sitzen.
Tragische Fälle erlebten die Ermittler auch bei Partnersuchenden. Geleimt werden oft Männer, die über das Internet Kontakt zu Frauen aufnehmen, die angeblich im Ausland leben. „Es wird immer erst Vertrauen zum Opfer aufgebaut. Wenn die Dame dann angeblich einreisen will, tauchen plötzlich Probleme auf“, berichtet Rotering. Ein Pass müsse beantragt werden oder andere Hindernisse für die Weiterreise tauchen auf. Immer müsste der Mann schnell Geld überweisen, damit sie zu ihm komme. „Manche haben so ihre ganzen Ersparnisse weggegeben, bis zu 30.000 Euro“, so Rotering. Das Verwerfliche sei, dass die Täter hier mit den Sehnsüchten der Opfer spielen würden. „Die Betroffenen wollen bis zum Schluss nicht glauben, dass die Frau, in die sie sich im Internet verliebt haben, nicht existiert“, erzählt der KK-Leiter.
Zum Abschluss bilanziert er: „Argwohn ist im Internet ein guter Berater. Gerade bei Seiten, die ich nicht kenne. Wer mit gesundem Menschenverstand agiert, der sollte dort zurechtkommen.“