Duisburg. . Dieter Richter entwirft das Bühnenbild für den „Ring des Nibelungen“. Bei einem Rundgang durch das Produktionszentrum in Wanheimerort erzählt er.
- Dieter Richter, der bereits seit 1993 mit Regisseur Dietrich W. Hilsdorf arbeitet, stellt sich der großen Aufgabe
- Bei einem Rundgang durch die Werkstätten in Wanheimerort gibt er einen Einblick in sein Ringwelten
- Alle vier Opern des Zyklus’ spielen in Bühnenbildern, die von literarischen Vorbildern beeinflusst sind
Gut einen Monat vor der „Rheingold“-Premiere in Düsseldorf laufen die Vorbereitungen für den ersten Teil des neuen „Ring des Nibelungen“ in Wanheimerort auf Hochtouren. Im Produktionszentrum finden nicht nur die szenischen Proben mit Regisseur Dietrich W. Hilsdorf statt, sondern in den Werkstätten entsteht auch das Bühnenbild von Dieter Richter. Bei einem Rundgang gibt er Einblicke in seine Ringwelten.
An einer Stellwand sind großformatige Bilder mit dem „Rheingold-Raum“ gepinnt: Ein großbürgerlichen Salon des 19. Jahrhunderts, der mit einem Tisch, Stühlen und Sofas ausgestattet ist. „Bei unseren Vorbereitungen zum Ring sind wir sehr schnell auf Emilie Zolas 20-bändigen Romanzyklus über die Familie Rougon-Macquart gestoßen“, erklärt Dieter Richter. „Wir sehen diese Romane als Parallelwerk zum Ring, denn in beiden Werken geht es um eine Familie, die sich zum Imperium entwickelt, was schließlich zur Überforderung führt.“

Durch literarische Werke beeinflusst
In diesen bürgerlichen Salon wird während der Aufführung die Industrialisierung hereinbrechen, wobei der Bühnenbildner dem Publikum einige Spezial- und Überraschungseffekte verspricht. Stolz zeigt Richter die riesige Drachenkralle, die in den Salon einschlagen soll, wenn sich der Nibelung Alberich mit Hilfe der Tarnkappe in einen Drachen verwandelt. Der Entscheidung, diese Kralle zu bauen, waren einige Modellstudien vorangegangen. Mit einem Modell, das im Maßstab 1:10 gebaut worden war, spielten Richter und Hilsdorf die Szene durch, um die Wirkung und Realisierbarkeit zu überprüfen.
Richter ist es wichtig festzustellen, dass nur „Rheingold“ in diesem Salon spielen wird: „Der Ring hält das nicht aus, wenn man vier Abende den gleichen Raum benutzt.“ Auch die Bühnenräume der anderen Ring-Opern werden von literarischen Werken beeinflusst. So sieht Richter die „Walküre“ als Stück, das eine große Nähe zu den Dramen Henrik Ibsens habe, während „Siegfried“ ein Endspiel im Stil von Samuel Beckett sein könnte. Ein verbindendes Bühnenbildelement für alle vier Opern gibt es dennoch: ein verziertes und mit Lampen umrahmtes Portal, das im Malersaal bepinselt wird.
In Wagners Welt eingearbeitet
„Die Walküre“ haben Richter und Hilsdorf bereits am Essener Aalto-Theater für einen Ring-Zyklus mit vier verschiedenen Regisseuren 2009 herausgebracht. Richter: „Wir haben uns damals schon so in Wagners Welt eingearbeitet, als ob wir den ganzen Ring machen würden. Das kommt uns jetzt zugute. Die Walküre an der Rheinoper wird aber ganz anders sein als in Essen.“ Wer möchte, kann den Vergleich selbst anstellen, denn im Juni 2018 wird die Essener Inszenierung erneut gespielt.

Die Bühnenbilder entstehen nicht nur im Arbeitsprozess mit Regisseur und Dramaturg Bernhard Loges. Auch der Generalmusikdirektor gibt Tipps, sagt Richter: „Axel Kober empfahl, den Raum für die Szene zwischen Erda und Wotan am Beginn des 3. Siegfried-Aktes nicht zu groß zu machen. Das sind zwei tiefe Stimmen, die von einem großen Orchester begleitet werden. Ein kleiner Raum trägt die Stimmen besser in den Zuschauerraum.“
Großes Lob für Mitarbeiter
Beim Rundgang durch die Werkstätten äußert Richter großes Lob für die Mitarbeiter, die seine Vorstellungen in die Tat umsetzen: „Es ist großartig, mit welcher Begeisterung und welchem Können die Leute hier bei der Sache sind. Die Werkstättenbesuche sind bei einer Neuproduktion für mich immer das A und O der Arbeit. Dafür benötige ich viel Zeit, weshalb ich pro Spielzeit höchstens fünf bis sechs Bühnenbilder entwerfe.“
Dieter Richters Wunsch für den neuen „Nibelungen-Ring“: „Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Inszenierung auch noch in zehn bis 15 Jahren gespielt wird. Ich fände es schön, wenn diese Inszenierung als Leistungsschau des Theaters immer wieder mit neuen Sängern des Ensembles gezeigt wird.“
>>> ZUSAMMENARBEIT MIT HILDSORF SEIT 1993
Dieter Richter erlebte bereits als Schüler in Ulm Inszenierungen von Dietrich Hilsdorf. Nach seinem Studium am Salzburger Mozarteum ging er als Assistent an die Oper Köln.
Dort entwarf er ab 1990 erste eigene Bühnenbilder für Andreas Homoki, Christoph Meyer und Uwe Eric Laufenberg, die als Regieassistenten am Haus engagiert waren. Mit Dietrich Hilsdorf arbeitet er seit 1993 zusammen.