Duisburg. Zwei Monate nach der Abschiebung landete die 15-jährige Bivsi Rana Mittwochmorgen in Düsseldorf. Freunde und Unterstützer begrüßten die Familie.
Mittwochmorgen um 7.10 Uhr am Düsseldorfer Flughafen. Flug EY 023 aus Abu Dhabi ist bereits zehn Minuten früher als geplant gelandet. An Bord des Flugzeuges, das in der Nacht in den Emiraten gestartet ist, sitzen Bivsi Rana und ihre Eltern. Gut zwei Monate nach ihrer Abschiebung nach Nepal ist die Familie nun wieder zurück in Deutschland.
Um 7.47 Uhr ist es schließlich so weit: Mit einem kleinen Koffer an der Hand verlassen Bivsi Rana und ihre Eltern den Sicherheitsbereich des Flughafens. Ein Dutzend Klassenkameraden erwarten Bivsi mit Transparenten, auf denen, umrahmt von rosa Herzchen, steht: "Willkommen zurück Bivsi, Bhim und Shri Maya". Allen fehlen die Worte.
Als erstes schließt Biswash Rana seine jüngere Schwester in den Arm. Er hat damals als einziger der Familie Rana Deutschland nicht verlassen müssen. Der 22-Jährige war erst vor zwei Jahren für eine Ausbildung nach Deutschland gekommen und hat ein ganz normales Visum. Er umarmt seine Schwester lange.
Bivsi und ihre Freundinnen Sara, Rosemarie und Marcia liegen sich in den Armen. "Wir sind ein bisschen stolz, dass wir es geschafft haben", sagt Sara. Bivsis Klassenkamerad Nico sagt: "Wir sind eine Klassengemeinschaft, in der alle gleichgestellt sind." Auch die Eltern, die mit ihren Kindern zum Flughafen gekommen sind, sind sichtlich stolz auf das, was ihre Kinder erreicht haben.
Bivsi Rana weint, als sie die Menschen sieht
Hinter ihm haben sich die Kameraleute und Fotografen aufgebaut. Sie alle warten auf ein Statement der 15-Jährigen, doch das fällt nur kurz aus. "Ich freue mich, dass ich wieder hier bin und es ist schön, dass meine Klasse hier ist", sagt die 15-Jährige später kurz vor der Abfahrt nach Duisburg. Die Emotionen bei der Begrüßung haben sie überwältigt. Bivsi Rana sind die Strapazen der langen Rückreise und die Ereignisse der vergangenen zwei Monate anzusehen.
Bivsi Rana und ihre Eltern benötigen nun Zeit und Ruhe
In einem offenen Brief hatten Vertreter des Duisburger Steinbart-Gymnasiums zuvor appelliert, der Familie nach ihrer Rückkehr zunächst Gelegenheit zu geben, "sich in ihrem bisherigen Leben wieder einzurichten". Bivsi Rana und ihre Eltern bräuchten nun erst einmal Zeit und Ruhe. Die versuchen sie in ihrer alten Wohnung im Stadtteil Neudorf zu finden. "Zuhause werden wir erstmal wieder die Kisten auspacken, die mein Bruder schon gepackt hatte", erklärt Bivsi Rana.
"Heute schauen wir erstmal, dass Bivsi gut heimkommt", ergänzt der Duisburger Grünen-Politiker Felix Banaszak, der zusammen mit vielen weiteren Helfern die Familie seit der Abschiebung betreut und unterstützt hat. Auch weiter können die Ranas mit dieser Unterstützung rechnen, als einen der nächsten Schritte will man sich mit einem Anwalt beraten, wie es für die Familie weitergehen kann. "Gut, dass sie hier sind, ohne vier Stunden Zeitverschiebung wird es alles einfacher."
Zügig verlässt sie gemeinsam mit den meisten ihrer Schulkameraden die Ankunftshalle des Flughafens. Dort kehrt wieder zügig der Flughafen-Alltag ein.
Ende Mai hatten Mitarbeiter der Duisburger Ausländerbehörde die heute 15-Jährige aus dem Unterricht am Steinbart-Gymnasium geholt und mit ihren Eltern nach Nepal abgeschoben. Das Vorgehen der Stadtverwaltung, die sich nach der Abschiebung auf geltendes Recht berief, hatte auch über Duisburg hinaus für große Empörung gesorgt. Angesichts der Proteste von Eltern, Mitschülern und anderen Unterstützern hatte sich auch später der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link für die Familie eingesetzt.
Bivsi Rana hat zunächst ein sogenanntes Schüleraustauschvisum erhalten, um zurückkehren zu können. Die Eltern dürfen ihre Tochter aus humanitären Gründen begleiten. Ihr Asylantrag war bereits vor 15 Jahren abgelehnt worden. "Hartnäckig zu bleiben, hat zum Erfolg geführt", sagte der Leiter von Bivsis Gymnasium, Ralf Buchthal, am Mittwochmorgen. Nach den Sommerferien wird Bivsi dann als Austauschschülerin in ihre alte Klasse zurückkommen. Nach dem Abitur kann sie einen Folgeantrag stellen, sollte sie eine Berufsausbildung machen oder ein Studium aufnehmen wollen. Die Eltern dürfen Bivsi aus humanitären Gründen für die Dauer der Ausbildung begleiten. (mit dpa)