Mila Langbehn hat in ihrer Land-Art-Installation „Hortus connexus“ Stümpfe gekennzeichnet und kritisiert damit die Pläne zur Umgestaltung.
Aus Bäumen können Kunstwerke werden. Das zeigt die Ausstellung „Kantpark-Stämme“ in und vor der Cubus-Kunsthalle. Die Verwandlung von einigen der 112 gefällten Bäume aus dem Kantpark in Skulpturen ist für Claudia Schäfer, die es unmöglich fand, nach der Fäll-Aktion einfach zur Tagesordnung überzugehen, und Mila Langbehn aber nur ein schaler Trost. Claudia Schäfer schaut als Cubus-Leiterin täglich auf die traurigen Stümpfe, die der Neugestaltung des Parks weichen mussten. Jedenfalls nach dem Konzept des Berliner Planungsbüros, das schließlich von der Stadt für die Umgestaltung des Parks ausgewählt worden ist. Dieser Entwurf ortsferner Planer berücksichtige die Bedürfnisse der Anwohner nicht, sagt Claudia Schäfer.
Umgestaltung spiegelt Zeitgeist wider
Für die Gartenarchitektin und Künstlerin Mila Langbehn spiegelt die Umgestaltung nur den Zeitgeist wider, der nicht mehr auf traditionelle Kriterien wie botanische Vielfalt, Blickachsen und Verschiedenheit von Sträuchern und Bäumen setzt, sondern nur noch auf Rasenflächen und Hochstammbäume.
Vor allem aber solle mit der Umgestaltung für 1,2 Millionen Euro die unbeliebte „Szene“ vertrieben werden, sind sich die Frauen einig. Dabei träfen sich ja nicht nur hoffnungslose Fälle im Kantpark, sondern auch Menschen, denen geholfen werden könne. Vertreibung aber löse soziale Probleme nicht.
Künstlerische Stellungnahme
Mila Langbehn, die sich intensiv mit der Geschichte des Kantparks beschäftigt, fünf Jahre lang botanische Führungen geleitet und Vorträge gehalten hat, hatte sich dafür eingesetzt, den Park nicht unter dem Aspekt „cooles Design“, sondern ganzheitlich zu gestalten – mit Blick auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen, als eine Oase in der Stadt und mit Blick auf die Kunst im Skulpturenpark des Lehmbruck-Museums. „Manche Werke beziehen sich auf Bäume, die jetzt nicht mehr stehen“, bedauert Mila Langbehn. Zum Beispiel der „Neun-Figuren-Raum“ von Magdalena Abakanowicz entlang der alten Allee, die „ausgelichtet“ wurde.
Ihre Land-Art-Installation „Hortus connexus“, die seit Freitag zarte Zeichen im Kantpark setzt, versteht Mila Langbehn als künstlerische Stellungnahme zur Frage, welches Verhältnis zu Natur und Mensch sich in Planungsverfahren und Gestaltungsstil widerspiegelt. Ihre vergänglichen Arbeiten bestehen aus Holzhäcksel, weißem Draht und Sand. Um eine besonders schöne Hängebuche, die durch Bürgerproteste gerettet werden konnte, hat sie einen Ring aus rot gefärbten Holzhäckseln gelegt. Am Baumstumpf einer Eibe, die den Park zur Friedrich-Wilhelm-Straße abgeschirmt hat, hat sie eine zarte, weiße Bank aus Draht aufgestellt. Die Wurzeln dieses und anderer Bäume hat sie mit Sand „nachgezeichnet“. Dazu gehören der Stumpf einer weiteren Hängebuche, die für einen freieren Blick auf das Lehmbruck-Museum und eine bessere Kontrolle des Parks weichen musste.
Aus dem gleichen Grund wurde auch eine echte botanische Rarität gefällt, wie Mila Langbehn erläutert: Eine Farnblättrige Buche, die wie die Hängebuchen den „Fehler“ hatte, dass ihre Äste sehr tief hingen, so dass sie ein Versteck boten und den Blick von der Straße in den Park versperrte. Jetzt steht dem Blick auf die Straße mit ihrem starken Verkehr nichts mehr im Weg.