Duisburg. . „Land der Ideen“ ehrt Sabine Engel. Weil ihr Sohn an chronischer Krankheit leidet,entwickelte sie das Notfall-Kit in Größe einer Federmappe.

  • Die Initiative „Land der Ideen“ hat Sabine Engel geehrt. Sie hat eine Asthma-Tasche erfunden
  • Die Idee ist aus der Not geboren – ihr Sohn leidet an derKrankheit. Nun kann ihm besser geholfen worden
  • Medizingeräte-Hersteller interessieren sich für die Realisierung der Duisburger Erfindung

Sabine Engel ist ein Tausendsassa. Sie entwickelte eine Skyline für Duisburg, schuf in Wanheimerort mit dem „Wohnzimmer“ einen Ort für andere Kreative und erfand, weil ihr Sohn an Asthma leidet, eine spezielle Tasche, die im Notfall jeden Helfer anleitet. Dafür wurde sie nun vom Wettbewerb „Land der Ideen“ ausgezeichnet. Aus rund 1000 Einsendungen wurde ihr „Chronikit“ als besonders innovativ und zukunftsweisend hervorgehoben. „Ich habe noch überhaupt keine Ahnung, was das für eine Tragweite hat. Ich war da auf jeden Fall die Alternativste in der Runde“, erzählt sie lächelnd. Immerhin: Zwei Firmen für Medizinprodukte haben inzwischen Interesse angemeldet, die Asthma-Tasche auf den Markt bringen zu wollen.

Sabine Engels Erfindung entstand aus der Not heraus. Der Sohn war von Geburt an relativ oft krank, hustete oft, reagierte allergisch auf Pollen, Hausstaub und allerlei anderes. Diagnostiziert wurde die Krankheit, als der Filius in der Grundschule war. „Die Kinder sind eigentlich ziemlich vernünftig, nehmen auch ihre Medikamente, aber es war richtig schwierig, die Lehrer mit ins Boot zu bekommen“, sagt die 40-Jährige. Deren Unterstützung war allerdings wichtig, weil der Junge auch mittags Medikamente nehmen musste. „Die sollten gar nicht verabreicht, sondern angereicht werden, damit er das nicht vergisst.“ Stattdessen wurde der Sohn bei einem Anfall nach Hause geschickt. Die Fehlstunden häuften sich. Irgendwann wurde es Sabine Engel, selbst berufstätig, zu viel. Sie packte dem Schüler einen Kulturbeutel mit den Medikamenten – und entwickelte daraus eine Tasche mit allen lebenswichtigen Utensilien.

Die Asthma-Tasche hat etwa die Größe einer Federmappe.
Die Asthma-Tasche hat etwa die Größe einer Federmappe. © Michael Dahlke

In Einschubfächern befindet sich zum Beispiel der Medikamentenplan, vom Arzt unterschrieben. Auf der anderen Seite die Pumpe und Tabletten. Mittig wird genau beschrieben, wie man einem Asthmatiker helfen kann, ihn zum Beispiel in eine Position bringt, damit er oder sie wieder Luft bekommt. Um keine sprachliche Hürde zu haben, entwickelte Sabine Engel entsprechende Piktogramme und ein Kreuz, das aus vielen bunten Kreuzen besteht – so wird deutlich, dass es sich bei der Tasche um ein Medizin-Produkt handelt. Sie hat etwa die Größe einer Federmappe, besteht aus recycelten PET-Flaschen und passt in jeden Ranzen oder in jede Handtasche.

Ein Sieg über die Angst

Die Idee der Asthma-Tasche hat bereits eine steile Karriere hingelegt. Sabine Engel gewann bereits einen Preis bei der „Gründungsinitiative Innovation Duisburg“. Außerdem nahm sie am „Social Lab“ teil. „Das hat mir auf jeden Fall ein Netzwerk gebracht und noch mehr Wissen, wie man einen Business Plan schreibt.“ Ein „Business-Angel“ gab ihr zusätzliche Tipps. Die Auszeichnung vom Land der Ideen ist nicht dotiert. Trotz aller Unterstützung und Preise: Es sei schwierig, von den Banken Kredite zur Verwirklichung der Ideen zu bekommen. Umso besser, dass sich nun zwei Firmen für das „Chroni Kit“ interessieren und es gute Chancen auf eine Realisierung gibt. „Wir wollen die Patienten direkt ansprechen und nicht den Weg über Arzneimittel-Großhändler und die Apotheken gehen“, wünscht sich Sabine Engel.

Eines ist ihr aber viel wichtiger als jede Auszeichnung: „Ich hatte immer Angst, wenn mein Sohn aus der Tür geht und einen Anfall bekommt, ob ihm auch jemand hilft.“ Diese Angst hat sich nun gelegt – auch, weil die anderen Kinder viel besser informiert sind und wissen, was im Zweifelsfall zu tun ist. Und die Fehlstunden auf dem Zeugnis haben sich auch reduziert.