Duisburg. . Jens-Daniel Herzog wird bei seiner ersten Operetten-Regie „Graf von Luxemberg“ mit dem Genre nicht recht warm. Publikum applaudiert freundlich
- Traumbesetzung versprochen, leider nicht gehalten: Die Hauptdarsteller sind bei ihrem Gesang kaum zu verstehen
- Immerhin begeistert das Bühnenbild der Inszenierung, das immer neue Räume zeigt
- Das Publikum applaudiert freundlich – die nächste Aufführung findet am Mittwochabend statt
Als Intendant der Dortmunder Oper setzt Jens-Daniel Herzog regelmäßig Operetten auf den Spielplan, doch hat er diese Stücke stets anderen Regisseuren überlassen. Seine erste Operetten-Regie übernimmt er stattdessen an der Deutschen Oper am Rhein. Nachdem der „Graf von Luxemburg“ vor drei Wochen Premiere in Düsseldorf hatte, ist die Produktion jetzt in Duisburg angekommen.
Beachtliches Bühnenbild
Erzählt wird die Geschichte des heruntergekommenen Grafen von Luxemburg, der gegen Bezahlung die Sängerin Angèle Didier ehelicht, ohne sie bei der Hochzeit sehen zu dürfen. Sie soll durch die Heirat in Adelskreise aufsteigen, damit sie nach schneller Scheidung eine standesgemäße Partie für den Fürsten Basil Basilowitsch ist. Später begegnen sich die unbekannterweise Verheirateten und verlieben sich in einander.
So richtig scheint Regisseur Jens-Daniel-Herzog mit dem Genre nicht warm zu werden: An der Liebesgeschichte des Grafen und Angèles interessieren ihn weniger die komödiantischen als die düster-melancholischen Momente. Oft wird Szene an Szene gereiht, ohne dass sich ein großer dramatischer Bogen entfaltet. Richtig in Schwung kommt der Abend, wenn der Regisseur das Stück zur Russen-Mafia-Komödie macht, denn Fürst Basil ist ein Mafia-Boss, der über ein besonderes Leibwächter-Trio verfügt. Luis Fernando Piedra, David Jerusalem und Karl Walter Sprungala spielen die drei Gangster mit großer körperlicher Präsenz und einer Ernsthaftigkeit, die ihre Rollen erst komisch werden lässt. Den Mafiaboss Basil verkörpert Bruce Rankin. Da der jedoch keinen russischen Akzent spricht und sehr schnell in die Rolle des verliebten Wirrkopfs verfällt, ist die komödiantische Fallhöhe nicht allzu groß. Beachtlich sind die aufwendigen Bühnenbilder von Mathis Neidthardt: Im ersten Akt schieben sich immer neue Räume von der Seite herein, im zweiten Akt sehen wir auf der Drehbühne einen Weg durch das Theater vom Bühneneingang bis zur Garderobe Angèles. Alle Räume, auch das große Hotelfoyer des dritten Akts, zeigen den sozialen Abstieg der einzelnen Figuren.
Komödiantisches mit leichter Hand
Komödiantischer Höhepunkt des Abends ist die von Kati Farkas choreografierte Schwanensee-Parodie. Wie Ivan Keim den sterbenden Schwan tanzt, hat große Klasse, doch ansonsten halten sich die tänzerischen Elemente an diesem Abend dezent im Hintergrund. Gute Laune verbreiten auch Lavinia Dames und Cornel Frey als Buffo-Paar Juliette und Armand.
Als „Traumbesetzung“ für Angèle und den Grafen waren Juliane Banse und Bo Skovhus angekündigt worden, doch wird dieser Anspruch bei der Duisburg-Premiere nicht eingelöst. Von Juliane Banse versteht man kaum ein gesungenes Wort und ihre dunkel gefärbte Stimme verbreitet auch keinen Operettenglanz, sondern viel Wehmut. Bo Skovhus, der als Bariton die Tenorrolle des Grafen singt, legt die Partie als zerrissenen und gebrochenen Charakter an. In schnellen Passagen hört man aber nicht, was er singt. Erst in den großen Bögen können sich die Kraft und der Schmelz seiner Stimme gut entfalten.
Am Pult der Duisburger Philharmoniker bringt Kapellmeister Lukas Beikircher vor allem die dunklen Stellen der Lehàr-Partitur zum Leuchten. Da fühlt man sich in vielen Momenten auch an die Morbidität eines Korngold oder Schreker erinnert. Die komödiantischen Passagen der Musik werden mit leichter Hand musiziert. Insgesamt reicht dieser vom Publikum freundlich aufgenommener Abend nicht an die vorangegangenen Operetten-Inszenierungen wie „Die Czardasfürstin“ und „Die Zirkusprinzessin“ heran.
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Weitere Aufführungen im Stadttheater sind am Mittwoch, 28. Dezember, um 19.30 Uhr, Samstag, 31. Dezember, um 19 Uhr, Freitag, 6. Januar, um 19.30 Uhr, Sonntag, 15. Januar, um 18.30 Uhr, Dienstag, 7. Februar, um 19.30 Uhr, Freitag, 31. März, um 19.30 sowie Freitag, 16. Juni, um 19.30 Uhr.
Karten und weitere Informationen sind erhältlich an der Theaterkasse unter der Rufnummer 0203/283 62 100 sowie im Netz online über die Seite www.operamrhein.de.
Tickets sind erhältlich und kosten zwischen 20,30 Euro und 70,30 Euro.