Duisburg. . Chefärzte des Hochfelder Marien-Krankenhauses stellen beim WAZ-Medizinforum die Behandlungen bei Nierenleiden vor. Sommer ist auch „Steinzeit“.
„Ab welchem Kreatininwert muss ich an die Dialyse?“: Eine Frage zur Kontrolle der Nierenfunktion, die Betroffene mit chronischen Nierenerkrankungen oft sehr beschäftigt. Doch Dr. Gabriele Schott kann und will keine Pauschalantwort beim WAZ-Medizinforum geben: Zu unterschiedlich, zu individuell sind Funktionswerte der Nieren für jeden einzelnen Patienten: Was sie aber will bei dem Vortragsabend im neuen Hochfelder Marien-Krankenhaus am Mittwoch: Die Angst nehmen, die „Schreckensgespenste vertreiben, die Patienten umtreiben, wenn sie das Wort Dialyse hören.
Wer sich der „Blutwäsche“ unterziehen muss, leidet an schweren Nierenfunktionsstörungen, wenn das Organ vor allem den Wasserhaushalt und die Blutentgiftung nicht mehr ausreichend übernehmen kann. Dann sind so genannte Nierenersatz-Therapien, die die Arbeit des geschädigten Organs übernehmen, unausweichlich. Die Blutwäsche ist bekannt. Für Betroffene heißt das dreimal in der Woche mehrere Stunden an die „Maschine“. Dr. Schott, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin, Nephrologie und Diabetes, wirbt für eine Alternative: die Bauchfell-Dialyse, bei der über einen dauerhaft gelegten Katheder mehrmals täglich Flüssigkeit in die Bauchhöhle fließt und das Blut dadurch gereinigt wird. Und das problemlos zuhause. „Diese Therapie ist in Deutschland im Gegensatz zu den Niederlanden eine wenig bekannte Methode“, so Schott. Sorgen bei Nierentransplantation nimmt sie: Kaum ein Patient hat Infektions- und Immunsystemprobleme. Problem allerdings: Die geringe Zahl der Organspenden.
Dr. Schott ist in Hochfeld auch die Chefärztin für Diabetes. Das hilft bei interdisziplinärer Behandlung. Denn in den meisten Fällen ist chronische Niereninsuffizienz Begleitfolge von anderen Grunderkrankungen, zuvorderst Bluthochdruck oder eben Diabetes. „Oberstes Ziel ist die Behandlung der Grunderkrankung“, betont Dr. Schott. Das Problem: Nierenerkrankungen fallen oft erst spät auf, machen auch keine Schmerzen. Erst wenn die Nierenfunktion unter 25 Prozent sinkt, können Mattigkeit, Luftnot, deutliche Wasserablagerungen oder Juckreiz spürbar werden. „Oft kommen Patienten vom Hautarzt zu uns“, berichtet Gabriele Schott. Sie stellt klar: Regelmäßige Checks von Urin und Blut geben früh Klarheit.
Was einige Besucher des Medizinforums beschäftigt: Medikamente, gerade Schmerzmedikamente, belasten das Blut. Ohnehin schwache Nieren müssen es von Arznei-Substanzen entgiften. Ibuprofen- oder Diclofenac-Präparate sind da problematisch, rät Schott zu Alternativen.
Sache des Urologen: Nierensteine und Tumore
Der Sommer ist „Steinzeit“, weiß Dr. Frank vom Dorp, Chefarzt der Urologie im Marien-Krankenhaus. Bei warmem Wetter und zu geringer Flüssigkeitsaufnahme können sich schneller Nierensteine bilden.
Rund 350 Fälle landen im Jahr in der Klinik. Oft sind die Steine hochgradig schmerzhaft, müssen sogar mitunter mit Morphin behandelt werden. Immerhin, viele kleinere Nierensteine mit einer Größe bis zu einem halben Zentimeter lösen sich von selbst auf, größere müssen „zertrümmert“ oder herausoperiert werden. Gefährlich kann es werden, wenn sich Nierensteine, die im Harnleiter festsitzen, entzünden.
Bei Nierentumoren ist die alte Redensart der Chirurgen-Medizin, „eine Niere gehört dem Urologen“, Vergangenheit. Die moderne operative Krebsbehandlung versucht, „organerhaltend“ zu operieren, also nur den Tumor zu entfernen, um die Niere zu erhalten, so vom Dorp. Und dies mittlerweile auch oft minimal-invasiv, was oft schmerzhafte Folgen durchtrennter Muskelstränge bei offenen Operationen vermeidet. Gerade kleinere Tumoren lassen sich auch schonend mit einer Radiofrequenzbehandlung zerstören. Und gerade ältere Patienten will der Chefarzt-Urologe beruhigen: Oft reicht es, Tumore nur zu beobachten statt zu operieren.
>>Das lange Warten auf eine Spenderniere
300 Mal fließt das Blut am Tag zur Reinigung durch die Nieren. Jede Niere verfügt über rund eine Millionen kleiner Gefäße, die das Blut durchspülen.
Nierenspenden nehmen immer weiter ab. Das macht Dr. Gabriel Schott große Sorgen. Die Wartezeiten sind lang. Häufiger kommt es daher zu Lebendspenden.
Ein bekannter Fall: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier,
der für seine Frau eine Niere spendete.
Das nächste WAZ-Medizinforum in der Unfallklinik BGU am Mittwoch, 26. Juli, widmet sich den Faszien.