Duisburg. . Chirurgen der Orthopädie am Duisburger Bethesda-Krankenhaus erklären auf dem Medizinforum Operationsmethoden bei künstlichen Gelenken.

400 000 künstliche Gelenke setzen Chirurgen im Jahr ein, wenn Hüfte, Knie oder Schulter unerträglich knirschen. Für die Operateure ist das seit langem somit Alltagsarbeit. Für jeden Betroffenen allerdings bleibt der Eingriff eine große Operation und eine tiefgreifende Änderung seines Alltags.

„Kann ich mit meinem künstlichen Knie noch im Gartenbeet knien?“, fragte ein Besucher des WAZ-Medizinforums am Mittwochabend mit Ärzten der Orthopädischen Klinik des Hochfelder Bethesda-Krankenhauses. Er kann. „Kann ich meinen Arm noch über den Kopf heben?“, wollte eine andere Besucherin mit neuem Schultergelenk wissen. Wird sie wohl nicht, musste ihr Chefarzt Dr. Dietmar Kumm nach einer Nachfrage zu ihrem Befund mitteilen.

Verschleiß in den Gelenken

© Michael Dahlke

Knochen reibt gegen Knochen: Das ist meist der schmerzhafte Grund für Gelenkbeschwerden bei Verschleiß oder Arthrose als häufigste Ursache. Wann das Einsetzen eines Kunstgelenkes fällig wird, liegt oft in der Entscheidung des Patienten: Wie lange will oder kann er mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen leben?“

Nach eingehender Untersuchungen durch die Ärzte ist eine Endoprothetik-Operation ein exakt geplanter Eingriff. Aus derzeit über 200 Kunstgelenk-Modellen wird das passende ausgewählt, auf Röntgenbildern projizieren die Chirurgen die Position des Kunstgelenks, entscheiden ob Gelenkstifte einzementiert werden oder Knochengewebe anwächst. Die Operation ist dann eine Sache von wenigen Stunden, wenn nicht kürzer. „Entscheidend“, so erklärt Oberarzt Dr. Thomas Unverzagt, ist die Zeit danach: Die Schmerztherapie in den Tagen nach der Operation, die ersten Bewegungsübungen nach fünf oder sechs Tagen und die drei- bis vierwöchige Rehabilitation. „Unser Hauptziel ist die Verbesserung der Lebensqualität“, so der Mediziner.

Fallbeispiele mit Röntgenbildern

Wie lange bleibt ein Kunstgelenk stabil? Das ist Sorge und Frage zugleich bei vielen Patienten. Die „mittlere Haltbarkeit“ geht von 15 bis 20 Jahren aus. Doch keine Angst: Die Statistik sagt damit, dass bis dahin 95 Prozent der Gelenke fest sitzen. Fallbeispiel einer Besucherin im Bethesda: Die linke Hüfte sitzt nach 17 Jahren bombenfest, die rechte nicht mehr. Deshalb ist sie zum Medizinforum gekommen. Denn Chefarzt Dr. Kumm erklärt ausführlich die „Austausch-Operation“, bei der zuvor geklärt werden muss, ob Infektionen für das lockere Gelenk verantwortlich sind. Szintigrafien, bei denen Kontrastmittel für die Bildgebung gespritzt werden, geben darüber Aufschluss. Erst muss die Entzündung ausgeheilt sein, manchmal werden sogar für einige Wochen antibiotikahaltige Platzhalter eingesetzt.

Die Austausch-OP ist oft kein leichtes Unterfangen. „Primär-Einsätze sind fast schon standardisiert, aber der Wechsel von Kunstgelenken ist deutlich individueller“, erklärt der Chefarzt an Fallbeispiel mit Röntgenbildern. So ist es oft höchst kompliziert, die alten Gelenke möglichst knochenschonend zu entfernen. Ein ganzes Arsenal an Werkzeug kann da zum Einsatz kommen. Oft müssen zusätzliche Verankerungen gesetzt werden oder ist Knochenaufbau nötig, für den sich die Operateure bei „Knochenbanken“ bedienen. Trotz aller Planung: Oft zeigt sich erst bei der Operation, was notwendig ist. Kumm:„Deshalb haben wir Kunstgelenke in allen Größen und Formen griffbereit.“

Die Themen der Medizinforen

Die kommenden WAZ-Medizinforen in den Krankenhäusern beschäftigen sich mit folgenden Themen. Sie werden kurz vorher in der WAZ angekündigt. Erst dann ist eine Anmeldung möglich. 31. Mai: Thema Demenz, Marien-Krankenhaus; 26. Juli: Thema Faszien, Berufsgenossenschaftlichen Unfall-Klinik; 27. September: Thema Gallen-Erkrankung, Klinikum Niederrhein; 29. November: Thema K iefergelenk, St. Anna-Krankenhaus; 31. Januar 2018: Thema Schultergelenk, Johanniter-Krankenhaus, 25. März 2018, Thema Darmerkrankung, Sana-Kliniken.