Duisburg. . Seit Dienstag gilt in der Duisburger Innenstadt ein Alkoholverbot. Die Trinkerszene reagiert trotzig, die Geschäftsleute sind erleichtert.
- Seit Dienstag gilt entlang der Königstraße und Münzstraße in der Innenstadt ein Alkoholverbot
- Beim Verstoß gegen das Verbot drohen ab nächster Woche 35 Euro Bußgeld und ein Platzverweis
- Die Trinkerszene schaut sich trotzig nach Alternativen um und hat das Rathaus ins Auge gefasst
Seit Dienstag gilt in der Duisburger Innenstadt das Alkoholverbot. Die Wohlfahrtsverbände sind empört, die Trinkerszene reagiert eher trotzig, die Inhaber der anliegenden Geschäfte sind erleichtert, registrieren noch keine Veränderung. Ab nächster Woche will die Stadt die Zügel anziehen und ersten Strafen verhängen. Noch belässt sie es bei Ermahnungen.
Ordnungsamt belässt es noch bei Ermahnungen
„Mücke“ wischt sich durch sein sonnengegerbtes Gesicht und schüttelt den Kopf. „Wegen dem Verbot ist jetzt hier die Hölle los“, sagt der 51-Jährige. Um 9 Uhr war das Ordnungsamt am Mittwochmorgen das erste Mal mit sechs Mann da. Sie verteilen Zettel, auf denen die Verbotszone entlang der Königstraße und der Münzstraße eingezeichnet ist. Ansonsten wird nur ermahnt, informiert und natürlich diskutiert. Alle halbe Stunde kommen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes wieder.
Dazwischen wird am Kuhtor getrunken: Bier, Kurze und Schnaps, der in Wasserflaschen umgefüllt wurde. „Die sollen mir meine Pulle erstmal abnehmen“, grummelt Thomas.
Juwelier findet das Verbot sinnvoll
Ralph Lepping vom anliegenden Juweliergeschäft schaut durch die Fensterscheibe auf den Platz am Schiffsmaskenbrunnen, auf dem sich gut 15 Mann versammelt haben. „Viel hat sich nicht geändert. Etwas ruhiger ist es aber schon geworden – zumindest bis das Ordnungsamt am späten Nachmittag Feierabend macht“, berichtet er. Das Verbot sei sinnvoll, die Probleme damit allerdings nicht gelöst. Nicht, wenn es das Bier im Discounter nebenan für 29 Cent gibt.
Ab der kommenden Woche wird das Ordnungsamt dann durchgreifen: Gegenüber der Szene haben die Mitarbeiter angedroht, dass ab dem 23. Mai die ersten Strafen ausgesprochen würden. „Es wird aber ein Unterschied sein, ob jemand das erste Mal erwischt wird oder schon 15 Mal ermahnt wurde“, erklärt Stadtsprecherin Anja Kopka. 35 Euro und ein Platzverweis drohen dann.
Wohlfahrtsverbände fordern Streetworker an
An das Geld müsse die Stadt aber erstmal drankommen, gibt Kurt Schreiber vom Verein „Gemeinsam gegen Kälte“ zu bedenken. Viele aus der Szene seien schließlich obdachlos. Schreiber und seine ehrenamtlichen Kollengen fahren jeden Morgen mit dem Wohnmobil am Kuhtor vor, verteilen Kaffee und Brötchen. „Ich habe die Jungs immer davor gewarnt, dass ein solches Verbot kommt, wenn sie sich weiter auffällig benehmen. Man darf aber nicht vergessen, dass die Menschen schwer alkoholkrank sind“, sagt Schreiber, der sich seit 20 Jahren um die Szene kümmert.
Die Wohlfahrtsverbände haben am einberufenen „Runden Tisch“ zum Trinkverbot zusätzliche Streetworker gefordert, soll das Verbot nicht nur Vertreibung sein.
Gruppe schaut sich nach Alternativen um
Einen Kampf mit dem Ordnungsamt werde es nicht geben, versichert „Mücke“. Derzeit schaue sich die Gruppe nach neuen Treffpunkten um. Eine Option haben „Mücke“ und seine Kollegen schon ins Auge gefasst: „Wir könnten uns ja einfach vor das Rathaus setzen. Das liegt schließlich nicht im Verbotsraum.“