Duisburg. . Der Suchthilfeverbund Duisburg stellt den Jahresbericht 2016 vor. Daraus geht hervor, dass immer weniger Ärzte Drogen-Ersatztherapien anbieten.
- Der Duisburger Suchthilfeverbund stellt den aktuellen Jahresbericht 2016 vor
- In diesem appellieren die Fachleute an die Politik, mehr in Prävention zu investieren
- Der Verbund sieht die Versorgung schwer Drogenabhängiger mit Methadon gefährdet
Der Suchthilfeverbund Duisburg blickt in seinem nun erschienenen Jahresbericht auf seine Arbeit in 2016 zurück. Die Zahl der Beratungen ist konstant geblieben – vielmehr Sorgen bereitet den Fachleuten jedoch die Entwicklung in der Duisburger Ärztelandschaft. Da einige Mediziner in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, mangele es an Nachwuchs in der Suchtmedizin. Der Verbund sieht die Versorgung der Substituierten in Gefahr – und appelliert an die Politik, mehr in die Gesundheitsprävention zu investieren.
Erst im vergangenen Jahr schloss eine Praxis, in der mehr als 70 substituierte Klienten betreut wurden, weiß Geschäftsführer Mustafa Arslan. „Das hat eine Lücke gerissen.“ Der Altersdurchschnitt der Ärzte, die aktuell eine solche Drogen-Ersatztherapie anbieten, sei hoch, viele gingen bald in Rente. „In Duisburg sind es nur etwa 14 Ärzte, die Substitutionen anbieten“, sagt Arslan. Viele sehen die drogenabhängigen Patienten nicht gerne in ihren Praxen. „Die meisten bieten eine solche Therapie aus moralischer Überzeugung an.“ Was Duisburg eigentlich benötige, sei eine Substitutionsambulanz, ist der Experte überzeugt. Schon heute gebe es eine Versorgungslücke, die nur durch weite Anfahrtswege und Überbelegung in den Arztpraxen ausgeglichen werden könne. „Eine Ambulanz würde unsere und die Bedenken der Klienten lindern.“
Mehr Spritzen ausgegeben
Die Zahlen der Beratungen sind konstant geblieben: 1675 Menschen haben sich in 2016 beraten lassen, in 2015 waren es 1782. 2013 Menschen nahmen zudem die Veranstaltungen der Fachstelle wahr, darunter Eltern, Kinder und Jugendliche. Deutlich angestiegen ist die Zahl der getauschten Spritzen an Heroinabhängige – von rund 29 800 auf über 41 000.
Dieses niederschwellige Angebot bietet der Suchthilfeverbund in den beiden Drogenberatungsstellen in Marxloh und in Mitte an – zur Gesundheitsprävention und damit benutzte Spritzen fachgerecht entsorgt werden. „Jedoch werden vielmehr Spritzen benutzt wie ausgetauscht“, weiß Mustafa Arslan. Daher geben die Berater bei jedem Kontakt mit Klienten auch Rauch-Utensilien an die Hand. „Das ist immerhin nicht ganz so schädlich wie das Heroinspritzen.“ In dieses niederschwellige Angebot investiere der Suchthilfeverbund jedes Jahr einige tausend Euro.
Wunsch nach mehr Mitarbeitern
Viel mehr Aufklärung würden die engagierten Mitarbeiter in der Fachstelle Suchtvorbeugung und in der Jugendsuchtberatung gerne den Schulen anbieten. Aufgrund der geringen Personalressourcen sei das aber kaum möglich. Immerhin können die vier Mitarbeiter der beiden Bereiche sich kaum unter anderem um die mehr als 40.000 Schüler in den 160 Duisburger Schulen kümmern. „Daher setzen wir auf Schulung, Fort- und Weiterbildung der Multiplikatoren.“ Wünschen würde sich Mustafa Arslan daher, mehr Mitarbeiter zu bekommen. Er ist überzeugt: „Wer weniger Verelendung in Duisburg sehen möchte, muss mehr in Prävention investieren.“