Duisburg. . Nach internen Streitigkeiten ist die Zukunft der Duisburger Straßenambulanz ungewiss. Jetzt kritisiert ein Arzt die Betreuung von Drogenabhängigen.

  • Die Zukunft der ehrenamtlichen Betreuung von Drogenabhängigen ist weiter ungewiss
  • Ein Arzt hält das Angebot für unnötig. Leiter weist die Kritik zurück
  • Im vereinsinternen Streit hat die Staatsanwaltschaft eine Anzeige gegen den Vorsitzenden abgewiesen

Die „Duisburger Straßenambulanz“ für Drogenabhängige, deren Zukunft wie berichtet intern nach dem Konflikt zwischen dem Leiter Gerd Heimann mit seinen ehrenamtlichen Helfern und dem Verein „Bürger für Bürger“ mit ihrem Vorsitzenden Rolf Karling ungewiss ist, steht von außen in der Kritik: Dr. Eberhard Hander, der eine Praxis für Allgemeinmedizin, Substitution und Psychotherapie an der Kardinal-Galen-Straße führt, stellt die Institution generell in Frage.

„Wenn die Straßenambulanz jetzt nicht mehr zur Verfügung steht, ist das kein herber Verlust“, sagt der Duisburger Mediziner. „Wenn in der durch Spenden finanzierten Ambulanz Medikamente an Patienten ausgegeben werden, kann das auch mal problematisch sein“, erklärt er. Es habe Fälle gegeben, in denen er bei einem diagnostizierten Virusinfekt bewusst kein Antibiotikum verordnet hatte. „Dort haben meine Patienten das Antibiotikum dann auf eigenen Wunsch ohne labortechnische Absicherung bekommen“, berichtet er. Dabei sei er – wie viele seiner niedergelassenen Kollegen – bereit, Nicht-Versicherte ohne Honorar zu behandeln, Muster auszugeben und auch mal die Apothekengebühr zu übernehmen. Dafür müssten aber keine Kollegen ehrenamtlich viele Stunden am Bahnhof stehen, ist Hander überzeugt.

Genügend Bedarf

Kontraproduktiv sei dieses Vorgehen besonders bei Patienten, die eine Krankenversicherung besitzen und damit gar nicht auf Medikamentenspenden angewiesen sind. So habe er bei Methadonsubstituierten wiederholt beobachtet: „Hat einer noch ein anderes Anliegen und muss nach der Methadonvergabe zwei Minuten warten, wird er ungeduldig und geht dann zur Straßenambulanz, einfach weil’s dort ohne Wartezeit geht.“

Dr. Gerd Heimann, Leiter der Straßenambulanz, kennt solche Vorwürfe. „In jeder Stadt, in der Ambulanzen helfen, gibt es Kritik und Eifersüchteleien der Niedergelassen“, sagt er. „Dabei ist es nicht unsere Absicht, Patienten abzuwerben. Wir wollen Lücken füllen.“ Denn Bedarf gebe es auf jeden Fall – zuletzt versorgte die Ambulanz rund 370 Patienten im Jahr. Zwar haben tatsächlich nur etwa 30 Prozent der Betreuten keine Versicherung. Doch fahre das Mobil der Ambulanz dort hin, wo sich die Menschen aufhalten und sei daher ein sehr niederschwelliges Angebot. Heimann weiß: „Die meisten sind zwar versichert, trauen sich aus verschiedenen Gründen aber oft nicht in eine Praxis.“ Zum einen schämen sich viele, weil sie ungepflegt erscheinen. Zum anderen fehle aufgrund von Alkohol- oder Drogenkonsum die Schmerzschwelle und damit der Leidensdruck, etwa mit einem Geschwür zum Arzt zu gehen. Medikamente gebe die Straßenambulanz ausschließlich nach Behandlung durch einen Arzt aus. „Und da können die Diagnosen natürlich auseinander gehen“, weiß Heimann.

Staatsanwalt lehnt Anzeige gegen Karling ab

Wie berichtet, hatte Gerd Heimann die Zusammenarbeit mit dem Verein „Bürger für Bürger“ wegen mangelnder Transparenz bei den Finanzen aufgekündigt. Gegen den VorsitzendenRolf Karling erstattete er zudem Anzeige wegen des Verdachts der Veruntreuung zweckgebundener Spendengelder. „Diese Anzeige wurde jedoch abgelehnt, weil der Verdacht nicht ausreichte“, bestätigt Heimann jetzt.

Im Gegenzug hatte Karling Heimann wegen übler Nachrede angezeigt. Traurig sei er darüber aber nicht: „Dann kommt alles auf den Tisch“, so Heimann. Alles auf den Tisch legen will auch Rolf Karling. Am kommenden Sonntag will er im Vereinsheim an der Brahmstraße 5a in Rheinhausen von 10 bis 14 Uhr alle Unterlagen der Straßenambulanz zur Einsicht offenen legen.