Duisburg. Damit Kinder drogensüchtiger Eltern nicht ebenfalls in Abhängigkeit geraten, nimmt der Suchthilfeverbund Duisburg sie in den Blick.

Nach Angaben des Suchthilfeverbundes Duisburg wachsen deutschlandweit rund 2,6 Millionen Kinder in einer Familie auf, in der es bei den Eltern ein Alkoholproblem gibt – hinzu kommen noch etwa 40 000 Kinder, bei denen ein Elternteil drogensüchtig ist. Und diese Anhängigkeit des Vaters oder der Mutter ist für Kinder der Stoff, aus dem Alpträume sind, wie Udo Horwat von der Fachstelle Suchtvorbeugung und Jugendsuchtberatung sagt: „Rund ein Drittel der betroffenen Kinder werden später selbst süchtig, ein weiteres Drittel bekommt massive psychische oder soziale Probleme.“

Seit einem Jahr „Fit-Kids“-Standort

Trotz dieser erschreckenden Zahlen sei Kindern mit abhängigen Eltern bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden. Das hat sich allerdings in Duisburg geändert, denn der Suchthilfeverbund ist seit einem Jahr ein „Fit-Kids-Standort“. Das bedeutet, dass in den Drogen- und Suchtberatungsstellen besonders auf die Kinder der Suchtkranken geachtet wird. Dabei soll auch ein Hilfsnetzwerk für die Kleinen und deren Eltern geschaffen werden. Zudem beteiligte sich der Suchthilfeverbund gerade an der „Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien“ und hat bereits weitere Aktionen gestartet – etwa den „Wunschbaum“, bei dem 30 betroffene Kinder ein Geschenk zu Weihnachten erhalten haben.

Suchtberatungsstellen, Sprechstunden und Termine

Nach Angaben von Udo Horwat vom Suchthilfeverbund haben 2014 rund 1600 Menschen die Suchtberatungen in Duisburg aufgesucht. Es gibt die Drogenberatung Mitte, Beekstraße 45B, 0203/7189-0660 (offene Sprechstunde montags und freitags von 10 13 Uhr) und die Drogenberatung Marxloh, Kaiser-Wilhelm-Straße 304, 0203/9843-0260 (offene Sprechstunde dienstags und donnerstags 10 bis 13 Uhr). Weitere Termine nach Vereinbarung.

Die Fachstelle Suchtvorbeugung und Jugendsuchtberatung hat ihren Sitz an der Beekstraße 45, 0203/7281-2660. Die offene Sprechstunde ist jeweils mittwochs von 15 bis 17 Uhr, auch hier können weitere Termine individuell vereinbart werden. Informationen gibt es im Internet unter www.suchthilfeverbund-duisburg.de. Weitere Informationen zu Kindern aus Suchtfamilien bieten zudem die folgenden Webseiten: www.nacoa.de und www.kidkit.de.

Erfolgreich arbeitet der Suchthilfeverbund auch mit dem Jugendamt zusammen. „Wir schulen deren Mitarbeiter im Verhalten gegenüber suchtbelasteten Menschen. Und das Jugendamt schult uns zu Hilfen für Familien“, erklärt Horwat. Das könnten Hilfen zur besseren Erziehungsfähigkeit sein – aber auch Unterstützung im Haushalt. Horwat: „Wichtig ist dabei auch die Ansprache den Suchtkranken gegenüber.“

Annäherung mit viel Gefühl

So müsse man sich den abhängigen Eltern mit viel Sensibilität nähern „und ihnen das Gefühl geben, dass man ihnen nicht das Kind wegnehmen will“, meint Horwat, der Geschäftsführender Vorstand des Suchthilfeverbundes ist. Denn: „Sie haben ja den Wunsch, gute Eltern zu sein.“ Zudem schult die Suchtberatung Lehrer und Erzieher, damit sie auch den Blick für Kinder aus Suchtfamilien bekommen. „Etwa wenn das Kind sich plötzlich sehr um Geschwister kümmert oder auf einmal extreme Schwierigkeiten macht – oder ein extrem unauffälliges Kind ist.“

Auch wenn die Kinder mit ihren Eltern zur Beratungsstelle kommen, ist viel Raum für sie. „Wir haben eine Spielecke. Viele Mütter und Väter sind überrascht, weil sie nicht wussten, dass wir auch Hilfsangebote für ihre Kinder haben“, sagt Sozialwissenschaftlerin Monika Kaulke-Niermann von der Suchtvorbeugung und Jugendsuchtberatung. Wichtig sei auch, mit den Kindern zu sprechen und ihnen klar zu machen, dass sie keine Schuld an der Sucht ihrer Eltern trügen. Auch sei Heimlichtuerei falsch. Kaulke-Niermann: „Kinder wissen immer Bescheid über die Sucht ihrer Eltern. Man muss das Unaussprechliche aussprechen.“