Duisburg. . Duisburger Feuerwehr zieht Bilanz für das Jahr 2016: Erstmals wurden über 100.000 Einsätze verzeichnet. Viel Arbeit bereitete das Hochwasser.

  • Mit über 100 000 Einsätzen im Jahr 2016 verzeichnet die Duisburger Feuerwehr eine neue Rekordzahl
  • Bei den 2170 Brandeinsätzen wurden acht Tote geborgen und 166 Verletzte gerettet
  • Immer mehr Bürger alarmieren den Rettungsdienst per Notruf auch bei Kleinigkeiten

Die Duisburger Feuerwehr hatte im Vorjahr so viel zu tun wie nie zuvor: Mit 100 480 Einsätzen wurde erstmals ein sechsstelliger Wert erreicht. Den Löwenanteil stellten mit 76.120 Fällen die Rettungsdiensteinsätze, darunter waren allein 24.378 Krankentransporte. Zu Brandeinsätzen wurden die Rettungskräfte im Vorjahr 2170 Mal gerufen. „Auch hier haben wir einen Anstieg zu verzeichnen“, zog Feuerwehr-Chef Oliver Tittmann im Gespräch mit der WAZ Bilanz.

51.742 Mal rückte der Rettungsdienst nach Notrufen aus. „Die Palette reicht da vom Treppensturz bis zum Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall“, sagte Tittmann. In 13.208 dieser Fälle rückte bei lebensbedrohlichen Situationen ein alarmierter Notarzt mit aus. Auch die Zahl der Krankentransporte stieg auf 24.378. Das sind etwa Dialyse-Patienten oder aber Fahrten zum oder vom Krankenhaus für Personen, bei denen unterwegs eine medizinische Betreuung nötig ist und die deshalb nicht selbst oder mit dem Taxi fahren können.

Drei Tote bei Schiffsexplosion

Bei den 2170 Brandeinsätzen gab es acht Tote und 166 Verletzte zu beklagen. „Zu den schlimmsten Fällen des Vorjahres zählte ganz sicher die Tankschiffexplosion in einem der Hafenbecken, bei der an einer Werft drei Arbeiter ums Leben gekommen sind“, erklärte der Feuerwehrchef. Auch der Brand eines Materiallagers im Chemieunternehmen Huntsman in Essenberg zählte zu den spektakulärsten Großeinsätzen in 2016. „Die meisten Kräfte haben aber die Hochwassereinsätze gebunden“, erinnert Tittmann etwa an den nach Starkregenfällen übergelaufenen Pootbach in Neudorf. Hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW versuchten über mehrere Tage die Fluten mit Sandsäcken und Kies in den Griff zu bekommen.

Im Juli 2016 kam es zum Großbrand in einem Materiallager des Chemie-Unternehmens Huntsman mit Sitz in Essenberg.
Im Juli 2016 kam es zum Großbrand in einem Materiallager des Chemie-Unternehmens Huntsman mit Sitz in Essenberg. © Stephan Eickershoff

Zu den 1499 Hilfeleistungseinsätzen zählen auch die Verkehrsunfälle mit eingeklemmten Personen. Hier gab es 18 Tote und 330 Gerettete/Verletzte zu verzeichnen. Zudem gab es 340 Gefahrgut- und 795 sonstige Einsätze.

Knapp 20.000 Einsätze enden als Stornofahrt. Manchmal werde vor Ort keine Person mehr angetroffen, so Tittmann. Manchmal habe sich die Situation entschärft, oder aber ein Hilfsbedürftiger verweigere die Mitfahrt. „Manche machen das aus Angst vor dem Krankenhaus – oder aus Angst vor der Rechnung.“ Ärger gebe es aber nur bei vorsätzlichem Missbrauch des Notrufs 112. „Wer uns im guten Glauben alarmiert, der braucht keine negativen Konsequenzen zu befürchten“, so der Feuerwehrchef. „Wir rücken lieber einmal zu viel als einmal zu wenig aus.“

151 Einsätze auf 1000 Einwohner

Wie drastisch die Anforderungen gestiegen sind, zeigen auch diese Zahlen: Verzeichnete die Feuerwehr im Jahr 2006 noch im Schnitt 92 Einsätze auf 1000 Einwohner, stieg dieser Wert in 2016 auf 151 Einsätze an. „Geht die Entwicklung so weiter, dann haben wir spätestens im Jahr 2023 allein über 100.000 Rettungsdiensteinsätze“, rechnet Tittmann vor.

Und wie erklärt er sich diesen rasanten Anstieg? „Erstens: Die Bevölkerung wir immer älter und so häufen sich auch die Erkrankungen“, sagt Tittmann. Zudem würden immer mehr Menschen den Rettungsdienst heutzutage auch bei Kleinigkeiten alarmieren – etwa Schnupfen oder Durchfall. „Manche glauben, sie könnten sich so die Wartezeit beim Hausarzt oder in der Krankenhausambulanz sparen“, so Tittmann. Der Rettungsdienst sei dafür aber nicht da.

Feuerwehr: Ein Beruf am Limit

weitere Videos

    Ein Jahr Feuerwehr kostet 60 Millionen Euro

    Die Duisburger Feuerwehr zählt derzeit insgesamt 553 Kräfte im Einsatzdienst, inklusive der Verwaltungs-Mitarbeiter sind es 680. Dazu kommen 650 Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr. Die Kosten belaufen sich laut Jutta Urbaczka, Abteilungsleiterin der Feuerwehr-Verwaltung, pro Jahr auf etwa 60 Millionen Euro. Rund zwei Drittel davon sind Personalkosten. „Wir haben zuletzt Erträge in Höhe von 22 Millionen Euro pro Jahr erzielt“, so Urbaczka. „Die meisten durch den Rettungsdienst.“

    feuerwehr.JPG

    Von einer Investitionsmaßnahme des Bundes profitiert in diesem Jahr auch Duisburg: 3,75 Millionen Euro bleiben aus dem Paket für die hiesige Feuerwehr übrig. „Damit wollen wir die Fahrzeugflotte der Freiwilligen Feuerwehr modernisieren“, sagt Torsten Gehner, der Abteilungsleiter Technik, Fahrzeuge und Geräte. Mindestens zehn Fahrzeuge – darunter ein Drehleiterwagen – werden mit dem Geld angeschafft. Alle entsprechen dem neuesten Umweltstandard. „Viele Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr sind 25 Jahre und älter“, benennt Gehner die Kaufgründe.

    Neues Boot für die Taucherstaffel angeschafft

    Für die Berufsfeuerwehr seien in 2016 zwei Einsatzleit- und vier Wechselladerfahrzeuge sowie zwei Gerätewagen neu angeschafft worden. Hinzu kam ein neues Boot für die Taucherstaffel sowie ein Abrollcontainer, der im Einsatz zu einer Art Mini-Wohnung umfunktioniert werden kann. Hier können Gerettete oder die Helfer selbst Unterschlupf finden.

    Die Flotte der Rettungstransportwagen (RTW) wird in 2017 um sechs Fahrzeuge erweitert. „Es gibt neue Autos mit neuen Besatzungen an neuen Standorten“, so der zuständige Abteilungsleiter Christian Umbach. Die Posten übernehmen nicht nur Feuerwehrkräfte, sondern auch Externe. „Das können Hilfsorganisationen sein. Die Ausschreibungen laufen noch“, so Umbach. Die Standorte der neuen RTW, die ab April 2017 besetzt sein sollen, sind Baerl, Ruhrort, St.-Johannes-Klinik in Hamborn, BGU in Buchholz, Johanniter-Krankenhaus in Bergheim und Evangelisches Krankenhaus Nord in Röttgersbach.