Duisburg-Homberg. . Duisburgs Feuerwehr-Chef Oliver Tittmann sieht eine Zunahme von Übergriffen auf Rettungskräfte. Dies war auch in der Silvesternacht zu erkennen.
Das Problem war und ist sehr präsent, wird unter anderem von der Polizeigewerkschaft immer wieder thematisiert. Der Respekt vor Einsatzkräften würde immer mehr sinken, heißt es. Das sei ein Problem, mit dem die Polizei schon lange zu kämpfen hat. Neuer ist dieses Phänomen bei Feuerwehr und Rettungsdienst.
Die Männer und Frauen dieser Institutionen kommen nicht wie die Polizei, um für Ordnung zu sorgen, sondern ausschließlich, um zu helfen. Und werden, wie Beispiele aus Homberg zeigen, mitunter angegangen.
Unbekannte bewarfen Wehrleute mit Böllern
Was war passiert? In der Silvesternacht wurden die Fahrzeuge der Feuerwehr mit Böllern und Raketen beschossen. Die Wagen waren auf dem Weg zu zwei Balkonbränden in den „Weißen Riesen“ in Hochheide. Auch an der Einsatzstelle wurde das Böllern nicht eingestellt.
Obwohl die Feuerwehr unter anderem mit einer Drehleiter an das Gebäude heranfuhr, um ein Feuer in der neunten Etage zu bekämpfen. „Es fällt schon auf, dass die Hemmschwelle stark gesunken ist“, sagt Oliver Tittmann, Leiter der Duisburger Feuerwehr. Er sei seit zehn Jahren fast jedes Jahr an Silvester im Dienst und habe diese Veränderung in den vergangenen drei bis vier Jahren wahrgenommen.
Böller auch gegen die Polizei
„Das macht auch etwas mit der Psyche der Feuerwehrleute“, so Tittmann. Wenn man aus dem Fahrzeug aussteige und erstmal einen Böller abkriege, werfe einen das komplett aus der Einsatzroutine. Vor allem, weil neben den beruflichen Kräften an Silvester auch freiwillige Feuerwehrleute unter anderem in Homberg im Einsatz waren. Die haben ihren Silvesterabend mit Familie und Freunden geopfert, um in der einsatzreichsten Nacht des Jahres für die Bürger da zu sein. „Man fragt sich dann schon: Was passiert hier gerade“, so Feuerwehr-Chef Tittmann.
Aber auch die Polizei hat Böller abbekommen. In der Neujahrsnacht wurde die Scheibe eines Streifenwagens beschädigt. Im Gegensatz zu einem ähnlich gelagerten Ereignis im Duisburger Süden, bei dem ein Sanitäter im Rettungswagen verletzt wurde, hatten die Polizisten hier ihre Scheibe geschlossen.
50 Übergriffe bei insgesamt 100.000 Einsätzen
Die Feuerwehr Duisburg legt seit einiger Zeit einen Fokus auf Übergriffe gegen Einsatzkräfte. Tittmann sagt, dass es nach wie vor Ausnahmen seien. In den letzten Jahren weist die feuerwehreigene Statistik bei knapp 100.000 Einsätzen rund 50 tätliche Übergriffe aus.
Die meisten davon seien im Rettungsdienst passiert. Dort kämen die Sanitäter oft nur zu zweit, da sei die Hemmschwelle geringer als eine ganze Löschfahrzeug-Besatzung anzugehen. Es werde derzeit an technischen und Schulungs-Maßnahmen gearbeitet. Dem Problem der steigenden Aggression an sich Herr zu werden sei schwierig, so Tittmann. „Auf die ganze Gesellschaft können wir nicht einwirken.“