Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung nach Schiffsexplosion
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Duisburg. Für die Polizei verdichten sich die Hinweise, dass auf der “Julius Rütgers“ offenbar doch geschweißt wurde. Ermittelt wird nun gegen zwei Verantwortliche.
Im Falle der Tankschiff-Explosion an der Neuen Ruhrorter Schiffswerft ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft nun gegen zwei Personen wegen des Verdachts fahrlässiger Tötung. Es handelt sich dabei laut Polizeisprecher Ramon van der Maat zum einen um den Verantwortlichen der Werft, zum anderen um einen Mitarbeiter der in Alt-Homberg ansässigen Reederei Jaegers. Ihr gehört das beschädigte Tankschiff "Julius Rütgers".
Die Ermittler haben die Prüfbescheinigung des Sachverständigen sichergestellt, der das Tankschiff nach der Ankunft in der Werft am Mittwoch, 30. März, vorschriftsgemäß auf Gasfreiheit untersucht hatte. Der Experte hielt nach seiner Kontrolle schriftlich fest, dass Arbeiten, die Flammen oder Funken erzeugen könnten, im Bereich der Ladung nicht zulässig seien. „Zudem haben wir den Arbeitsauftrag der Reederei sichergestellt“, erklärte van der Maat. „Darauf stehen auch Arbeiten, die aus unserer Sicht gar nicht durchführbar sind, ohne zu schweißen.“
Polizei geht von Schweißarbeiten als möglicher Unglücksursache aus
Das ist ein klarer Widerspruch zu den bisherigen Angaben der Reederei Jaegers. Deren Geschäftsführer Dr. Gunther Jaegers hatte bereits am Unglückstag gegenüber unserer Redaktion versichert, dass „feuertechnische Arbeiten am Schiff nicht vorgesehen waren“. Das bewerten die Ermittler anders.
Untermauern soll diese These vom Unglückshergang nun die Untersuchung der großen Wrackteile, deren Bergung am Freitag begonnen hatte. Hier vermutet die Polizei Hinweise darauf zu finden, dass das an Bord gefundene Schweißgerät auch tatsächlich eingesetzt worden sein soll. Zunächst musste die Bergung im Hafenbecken B aber unterbrochen werden.
Seit kurz vor 10 Uhr waren Taucher der Wuppertaler Bereitschaftspolizei im Einsatz. Die Tauchbedingungen im Hafenbecken waren für die Polizeitaucher widrig. Nur tastend konnten sie sich fortbewegen und die schweren Seile und Schäkel befestigen, mit denen der Hebebock der "Ajax" die Wrackteile anheben sollte. Das Spezialschiff des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen war angefordert worden, weil das Tauchglockenschiff "Carl Straat" die tonnenschweren Wrackteile nicht anheben konnte. Das Kranschiff ist auf die Bergung von Schifffahrtshindernissen spezialisiert.
Schiffexplosion im Duisburger Hafen
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Gegen kurz vor halb eins am Freitagmittag brach die Besatzung des Bergungsschiffes "Ajax" diesen Versuch jedoch zunächst ab. Das Problem: Das Seil, das die schwere Last heben sollte, war zu lang angeschlagen, so dass die Maximallänge des Kranes bereits erreicht war, erklärt Polizeisprecher Ramon van der Maat. Zu diesem Zeitpunkt war aber nur ein Stück des großen und 13 Tonnen schweren Wrackteils gerade an der Oberfläche zu sehen.
Weiter keine Spur von vermisstem Werftarbeiter
Im zweiten Anlauf am Nachmittag gelang es schließlich, das Deck 2 des Schiffes an Land zu hieven. An der Uferböschung wurde das etwa 15 mal 15 Meter große Metallteil von der Polizei untersucht. Auch am Wochenende werden diese Arbeiten fortgesetzt und die Polizisten der Taucherstaffel werden erneut ins Wasser steigen, um auch noch das Deck 3 des Tankschiffes zu bergen, das noch auf dem Boden des Hafenbeckens liegt.
Zum Verbleib des dritten Mannes, der weiterhin als vermisst gilt, gibt es hingegen keine Neuigkeiten. Hoffnungen, ihn lebend zu finden, gab es schon kurz nach dem Unglück nicht mehr. Möglicherweise wurde er bei der Explosion unter den Wrackteilen unter Wasser eingeklemmt. Eine Garantie, dass die Polizei die Leiche des Mannes dort findet, gebe es jedoch keine. Auch könne der Körper längst aus dem Hafenbecken herausgespült worden sein, erklärte der Polizeisprecher.
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