Duisburg. Tobias Iserhot aus Duisburg hat vor 50 Tagen seine Stammzellenspende erhalten. Jetzt will er komplett gesund werden. Freundin Jana steht ihm bei.

  • Tobias Iserhot aus Duisburg aus Homberg hat Leukämie
  • Vor 50 Tagen bekam er eine Stammzellenspende
  • Mittlerweile geht es ihm immer besser. Auch Zukunftspläne hat er schon in der Tasche

Ein Strahlen huscht über sein Gesicht als seine Freundin den Raum betritt. Sie setzt sich neben ihn auf die graue Holzbank, intuitiv legt er seine Hand in ihre. „Jana hat mich immer wieder aufgebaut. Sie ist immer da“, sagt der junge Mann mit fester Stimme. Tobias Iserhot ist sein Name.

Er leidet an Leukämie. Blutkrebs. Eine dieser Krankheiten, die den Körper von innen heraus erst schwächt, ihn ohne Behandlung im schlimmsten Fall zerstört. Etwas mehr als ein Jahr ist es nun her, dass der 34-Jährige die ersten Anzeichen dieser „scheiß Krankheit“, wie er sie selber nennt, zu spüren bekam.

Eine Mandelentzündung war das erste Anzeichen

Eine Mandelentzündung wollte nicht abflauen, und auch eine Zahnfleischerkrankung machte ihm zu schaffen. Ärzte versuchten die Symptome zu behandeln, wirklich besser wurde es aber nicht. Später kamen Atembeschwerden dazu, das Treppensteigen wurde zur Last.

„Irgendwann hat mich meine Freundin zum Arztbesuch gezwungen. Ich sah wohl aus wie eine Leiche“, erinnert sich Iserhot. Nach dem großen Blutbild ereilt das junge Paar die Schockdiagnose: Akute myeloische Leukämie, kurz AML – laut dem Kompetenzzentrum Leukämien in Heidelberg die häufigste Form dieser Erkrankung bei Erwachsenen. Nichts desto weniger kann sie tödlich enden.

„Ich dachte einfach nur: Oh scheiße“, erinnert er sich. „Natürlich kommen da auch die Fragen auf: War es das jetzt? Kann man mir überhaupt noch helfen?“ Sein Blick senkt sich kurz, dann blickt er wieder auf, schaut seine Freundin an und lächelt. Da ist sie wieder. Die Kämpfernatur. Der Mann, der in im letzten Jahr zu kämpfen lernte. Für sich, aber auch für seine Beziehung zu Freundin Jana Cremers.

Angst um den Partner

„Ich war total schockiert, als ich davon hörte. Ich dachte jetzt verliere ich meinen Partner. Es konnte uns ja auch kein Arzt sagen, wie so etwas ausgeht“, weiß Jana Cremers noch genau, was ihr nach der Diagnose durch den Kopf ging.

Aber Tobias ließ sich nicht runterziehen. „Härter als Kruppstahl“, wollte er sein. Sein Mantra ist es geblieben, bis heute. Sechs Chemotherapie-Termine stand er durch. Mehrere Wochen Krankenhaus.

Seine Jana hatte er immer bei sich. Sie war in dieser Zeit seine Stütze. Wenn er nicht schlafen konnte, streichelte sie ihm so lange den Kopf bis er einschlummerte. Wenn er traurig war, brachte sie ihn wieder zum Lachen. Wenn er aufgeben wollte, trat sie ihm in den Hintern und zog ihn wieder aus seinem Loch.

Doch auch nach der Chemo war der Kampf nicht beendet. Der Krebs kam wieder. Es blieb nur eine Stammzellentransplantation. Jana Cremers setzt alle Hebel in Bewegung. Sie organisiert über Facebook eine Typisierungsaktion. Und Tobias Iserhot hat Glück. In der Datenbank der DKMS finden sich gleich zwei passende Spender.

Transplantation verlief optimal

Am 23. November werden die Stammzellen transplantiert. „Der Tag war ganz komisch. Die Transplantation verlief gut. Aber ich schwankte ständig zwischen Euphorie und Panik. Mal dachte ich, dass alles gut wird, dann hatte ich wieder Angst davor, dass mein Körper die Spende nicht annehmen könnte.“ Er nahm sie an.

Die Phase, in der er völlig isoliert sein musste, absolviert er in gefühlter Rekordzeit. Viele Patienten benötigen mehrere Wochen, bis sie wieder unter Menschen dürfen, Tobias kam noch vor dem heiligen Abend wieder heim. Gerade einmal 27 Tage nach der Transplantation. Weihnachten feierte er im Kreis der Familie. Auch draußen spazieren gehen ist schon wieder möglich. Mit Atemschutzmaske zwar, aber das interessiert ihn nicht. „Manchmal schauen mich Leute komisch an, aber das ist mir egal“, sagt er. „Die sollen erstmal durchmachen, was ich geschafft habe.“

Die Zukunft ist in Planung

Sein Blick in die Zukunft ist voller Hoffnung. Ein eigenes Restaurant möchte der Koch eröffnen, mit Jana zusammenziehen und ganz viel reisen. Aber auch sein Blick auf das Leben ist ein anderer. Tobias Iserhot: „Ich rege mich nicht mehr über Kleinigkeiten auf. Dinge die mir vorher wichtig waren, teure Hotels oder das neueste Handy, interessieren mich nicht mehr. Ich bin strikter geworden, aber auch geerdeter. Das klingt komisch, aber für meine charakterliche Entwicklung war der Krebs das beste, was mir passieren konnte.“

Heute ist Tag 50 nach der Stammzellenspende. Experten sagen, dass nach 100 Tagen klar sei, ob ein Körper die Spende endgültig angenommen hat. Für Tobias Iserhot sieht es bislang sehr gut aus.

>> Viele Duisburger stehen Tobias zur Seite

Nicht nur seine Freundin hilft Tobias in dieser schweren Zeit. Auch fremde Menschen wollen helfen.

In der Facebookgruppe „Ich bin ein Duisburger, weil...“ formierte sich kurz nach der Diagnose ein Team und organisierte zusammen mit der DKMS eine Typisierungsaktion in Homberg.

Bei dem Termin im Oktober letzten Jahres kamen über 100 Menschen zusammen und ließen sich typisieren. Auch in diesem Jahr ist wieder eine Aktion geplant.

Infos unter: www.dkms.de