Duisburg. Obwohl sie sich wildfremd sind, haben Facebooker für Tobias aus Homberg eine Typisierung organisiert. Er hat einen Spender gefunden - typisiert wird trotzdem.

Um überleben zu können, braucht Tobias Iserhot einen genetischen Zwilling. Einen, der bereit ist, Stammzellspender zu werden für den leukämiekranken 34-Jährigen. Aber für jeden siebten Leukämiekranken weltweit gibt es keinen geeigneten Spender.

In Windeseile formierte sich in der Facebook-Gruppe „Ich bin ein Duisburger, weil...“ ein Team, um eine Typisierungsaktion auf die Beine zu stellen. Seit Anfang September, als eine Freundin für Tobias um Hilfe bat, geht es darin engagiert zur Sache. Geeignete Räumlichkeiten wurden diskutiert, angefragt, verworfen, Ansprechpartner gesucht und gefunden, E-Mail-Adressen ausgetauscht, Kuchenspenden angeboten, Transporte dafür organisiert, Arzthelferinnen zum Blut abnehmen mobilisiert.

Facebook-Freunde stellen Typisierungsaktion auf die Beine

Inzwischen stehen die Rahmendaten: Die Typisierungsaktion wird am Samstag, 8. Oktober, von 11 bis 16 Uhr in der Turnhalle des Homberger Turnvereins am Friesenplatz 1 stattfinden. Für die Feinplanung haben sich die Facebookfreunde schon erstmals in der wirklichen Welt getroffen.

Tobias Iserhot war dabei und ist gerührt: „Das sind ja wildfremde Menschen, die ganz uneigennützig und bereitwillig helfen. Das ist unfassbar, wie viel sie schon erreicht haben in der kurzen Zeit.“

Auch interessant

Und während die Facebooker noch organisieren und planen, kommt parallel für Iserhot eine gute Nachricht von der DKMS: Wie es aussieht, war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen erfolgreich, ist ein genetischer Zwilling gefunden. Für Iserhot eine Riesenerleichterung, denn die Zeit läuft. Die Leukämie, durch fünf überstandene Chemotherapien zurückgedrängt, kündigt sich wieder an, raubt ihm schleichend Energien. Aber je fitter er ist, desto besser würde er eine Stammzelltransplantation überstehen. Hoffnung mischt sich mit der Angst, was ihn im Uniklinikum Essen erwarten wird.

In Duisburg haben sich bis jetzt fast 17.000 Menschen typisieren lassen

Etwas zurückgeben möchte er aber auch. Und so ist für ihn und die Facebook-Gruppe klar, dass die Typisierungsaktion stattfindet, auch wenn für ihn selbst kein Spender mehr gesucht werden muss. „Das ist in diesen Tagen auch ein Zeichen von Menschlichkeit, wenn sich so viele uneigennützig engagieren“, sagt Iserhot. Die DKMS kann jede Unterstützung gebrauchen. In Duisburg haben sich bislang 16.809 Spender registrieren lassen, 131 konnten bereits spenden, um einem Erkrankten zu helfen. Mit jedem weiteren potenziellen Spender gibt es weltweit wieder Hoffnung auf Heilung für einen Menschen.

Und solange er kann, will Tobias Iserhot den Organisatoren der Aktion helfen. „Am Leben teilhaben hält auch lebendig.“ Wo er wohl seinen Optimismus herholt? Iserhot hatte in den letzten Jahren einen echt schlechten Lauf. Der gelernte Maler hatte beruflich umgeschwenkt, um seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Doch kurz vor Ende seiner Ausbildung zum Koch zog ihn ein Arzt aus dem Verkehr, weil die Wirbelsäule nicht mehr mitmachte. Ein Bandscheibenvorfall zwang den ehemaligen Leistungsschwimmer und Thai-Boxer in die Knie. Dann kam noch eine Scheidung dazu. Kaum hatte er eine neue berufliche Perspektive und eine neue Freundin, da kam der nächste Schlag mit der Krebsdiagnose. Der Frust blieb nicht lange, der Kampfeswille siegte: „Du bist härter als Kruppstahl“, sagt er sich.

Charakterlich hat die Krankheit aus ihm einen Kämpfer gemacht

Seit November 2015 kämpft der 34-jährige Homberger. Und hat natürlich auch mal schlechte Tage. Aber hängen lassen will er sich nicht. „Nur wer jammert, kriegt Probleme“, hätten ihm die Ärzte gesagt. Charakterlich sei die Leukämie sogar „das beste was mir passieren konnte“, seither lebe er bewusster, nehme viel mehr wahr, und sei auch nicht mehr der Ja-Sager, sondern mehr der Kämpfer. Nicht nur in eigener Sache.

Weitere Infos: https://www.dkms.de/de/tobias-will-leben-duisburg