Das Zinstief belastete die Duisburger Sparkasse 2016. Dennoch ist Vorstandschef Bonn zufrieden. 2017 schließt eine Vielzahl von Filialen.
- Die Niedrigzinsphase belastet die Duisburger Sparkasse ebenso wie die Sparer
- Sparkassen-Chef Bonn erwartet für 2016 einen Überschuss vor allem dank steigender Provisionen
- 2017 beginnt die Sparkasse mit Filialschließungen im großem Umfang. Zahl wird halbiert
Das war selbst in den denkbar schlechtesten Szenarien undenkbar: Dass Banken Strafzinsen für ihr angelegtes Geld zahlen müssen. Da mag Kunden besänftigen, wenn die Sparkasse ihrer Klientel immerhin noch spärliche 0,02 Prozent Zinsen aufs normale Sparguthaben gewährt. „Wir sind in einem Dauer-Stresstest“, blickt Sparkassen-Vorstandschef Joachim Bonn auf das ausklingende Jahr 2016 zurück.
Aber es hilft nichts: Das Zinstief trifft Kunden wie Kreditinstitut gleichermaßen. Und beide klagen unisono über den vermeintlichen Konjunktur-Antreiber der Europäischen Zentralbank, der den Sparern das Sparen und den Banken das Bankgeschäft so schwer macht. „Aber es hat auch keinen Sinn, jetzt nur auf steigende Zinsen zu warten. Es wird nicht alles sofort gut, wenn der Schalter wieder umgelegt wird“, konstatiert Bonn. Zugleich: Immer kurzfristigere Anlage-Zeiträume – selbst auf dem Girokonto parken Kunden ihr Geld – und parallel dazu der Kundenwunsch nach möglichst langer Kreditlaufzeit, das bekommt Banken auf die Dauer nicht gut.
Zinstief trifft Bank und Sparer
„Nur wer sich selbst hilft, dem wird geholfen“, sagt Bonn: Nach dieser Devise verfährt die Sparkasse und reagiert damit auf Zinstief, Kostendruck und auf die wachsende Digitalisierung des Bank-Geschäfts. Klar, mit dem Ziel, weiter Überschüsse zu machen, die das Kreditinstitut absichern und stabil halten und überdies unter dem roten „S“ als „Bürgerdividende“ teils an die Stadt, als Spenden und in die Stiftungen fließen. „Alles, was wir selbst in der Hand hatten, hat prima geklappt“, bilanziert Bonn.
Während das Zinsgeschäft wenig auskömmlich ist, wird die Sparkasse 2016 ein Rekord-Ergebnis bei den Provisionen ausweisen, sagt Bonn im Vorgriff auf die Jahresbilanz. Dank vieler Abschlüsse. Aber auch, weil die Bankbranche und eben auch die Duisburger Sparkasse zum Instrument der Gebührenerhöhungen für ihre Dienstleistungen griff. Das fängt die Zinsflaute aber nur zum Teil auf, so dass Bonn unterm Bilanzstrich 2016 mit einem Gewinnrückgang rechnet.
Digitalisierung nimmt weiter zu
Zugleich nimmt die Digitalisierung des Kundenverkehrs zu. An die 220 000 reicht mittlerweile die Zahl der Online-Konten. Im Frühjahr startete das Projekt „mediale Kundenbetreuung“ mit Kundenberatungen per Video-Konferenz, bei der auch Konten via Bildschirm eröffnet werden können. Überweisungen lassen sich zudem per Handy-Foto ausführen und der jüngste Clou ist die Handy-zu-Handy-Überweisung namens „Kwitt“ für kleine Beträge bis 30 Euro sogar ohne TAN-Nummer, wenn sich zum Beispiel Freunde in der Kneipe die Rechnung teilen. Mobiles Banking im App-Zeitalter.
„Das kommende Jahr wird ein entscheidendes Jahr“, blickt Joachim Bonn in die Zukunft. Denn die Sparkasse beginnt mit der ersten Umsetzungsphase ihres neuen Filialkonzepts, an dessen Ende 2022 sich das Filialnetz von 40 auf 21 halbiert haben wird. Das soll Kosten senken; auf elf Millionen Euro beziffert die Sparkasse das Sparvolumen. Zugleich reagiert sie damit auf die „Abstimmung mit den Füßen“, dass immer weniger Kunden persönlich am Bankschalter stehen. Jeder zweite Kunde geht nur im Jahr noch einmal – wenn überhaupt“ – in „seine“ Bank.
Sparkasse halbiert Filialnetz
2017 laufen die ersten Mietverträge für die Filialen aus. Schon im Februar werden die Geschäftsstellen am Friedrich-Wilhelm-Platz sowie die linksrheinischen am Schwarzenberg und in Asterlagen geschlossen, es folgen Mitte des Jahres Standorte im Stadtsüden (Bissingheim, Buchholz, Serm), im Herbst ist dann der Stadtnorden mit Standorten von Beeckerwerth über Meiderich bis Bruckhausen an der Reihe. Es trifft zum großen Teil die bisherigen „Tandem“-Filialen, die sich Öffnungstage teilten. Am Ende 2022 zählt die Sparkasse noch neben der Zentrale sieben“Flaggschiffe“ in den Stadtbezirken und 13 weitere Filialen, zugleich wird es zusätzliche SB-Standorte mit Automaten (von 23 auf 32) geben. Auch nach der Radikalkur, betont Bonn, habe die Sparkasse noch mehr Standorte als die Mitbewerber zusammen.
Zugleich arbeitet die Sparkasse an den Standorten ihrer großen Kundencenter in den Bezirken. Die neue Filiale in Meiderich ist die Blaupause dafür. Bergheim wird im November eröffnet. Hamborn, Buchholz, Rumeln, Homberg und Neudorf sind für 2022 geplant. „In Hamborn und in Buchholz am Sittardsberg haben wir Standorte gefunden, in Rumeln haben wir ein Grundstück identifiziert, für Neudorf und Homberg suchen wir noch“, so Bonn. In „Insellagen“ lässt die Sparkasse ab Herbst außerdem eine „rollende“ Filiale vorfahren, die zum Beispiel an Markttagen den mobilen Schalter öffnet.
550 000 Kontakte im Jahr
Schon zum 2. Januar aktiviert die Sparkasse ihr neues Kunden-Service-Center in einer Etage des Medienhauses am Harry-Epstein-Platz als zentrale Schaltstelle für alle Kundenkontakte per Telefon, Mail oder online. „Das ist ein Meilenstein“, glaubt Bonn. Bis zu 30 Mitarbeiter, allesamt für die höchst kommunikative Aufgabe geschulte Bankkaufleute, sollen in dem Call-Center „de luxe“ Kundenwünsche und -aufträge aller Art abarbeiten. Nicht rund um die Uhr, aber von 8 bis 20 Uhr. Mit 550 000 Kontakten im Jahr rechnet Bonn.