Wanheim. . Filiale in Wanheim schließt 2022. Sparkasse bietet mobile Geschäftsstelle und Telefonberatung als Alternativen. Anwohner haben kein Verständnis.

„Die Zeiten haben sich geändert“, sagt Ulrich Schneidewind, stellvertretender Vorstand der Sparkasse Duisburg. „Die Kunden nutzen Online-Banking, verwenden Apps auf dem Smartphone und dem Tablet, um ihre Bankgeschäfte zu erledigen“, fährt er fort. Smartphone? Tablet? Apps? Fragende Gesichter bei den rund 35 älteren Anwesenden. Sie sind am Freitagabend in die Rheinlust-Terrassen gekommen, um Kritik an den Schließungsabsichten der Wanheimer Sparkasse zu äußern.

Im Jahr 2022 soll es soweit sein: Keine Beratung mehr vor Ort, kein Geldautomat und kein Kontoauszugsdrucker. Dafür haben die Wanheimer Bürger kein Verständnis. „Wir haben hier eine der ältesten Bevölkerungsstrukturen in Duisburg. Die Mobilität vieler Menschen ist eingeschränkt“, betont ein Mann. Die Schließung bedeutet aber Ausweichen – zum Beispiel nach Rahm, Großenbaum oder nach Buchholz. Dort soll neben der Geschäftsstelle auf der Münchener Straße eine zweite am Sittardsberg entstehen. Die Idee ist für viele hier nicht nachvollziehbar. „Wir Wanheimer müssen drei mal umsteigen, um dort hin zu kommen. Das ist ein Armutszeugnis für die Sparkasse“, meldet sich Theo Küpper, Vorsitzender des Bürgervereins Wanheim-Anger­hausen zu Wort. Außerdem kritisiert er das ohnehin schon große Verkehrsaufkommen.

Die Vorschläge der Sparkasse kommen bei den Wanheimern nicht gut an

Die Besucher des Infoabends beim Bürgerverein haben für die Schließungspläne der Sparkasse kein Verständnis.
Die Besucher des Infoabends beim Bürgerverein haben für die Schließungspläne der Sparkasse kein Verständnis. © Lars Heidrich

Schneidewind kann die Kritik verstehen, erklärt aber, dass die Sparkasse auf das veränderte Kundenverhalten reagieren müsse. Im Gegenzug biete die Bank ab kommendem Jahr einen neuen Telefonservice an, zusätzlich eine persönliche Beratung via Video-Banking. Außerdem steht zur Debatte, eine mobile Geschäftsstelle in Form eines Busses einzuführen. „Der könnte dann zum Beispiel an Wochenmarkttagen hier stehen“, schlägt Schneidewind vor. Die Reaktion darauf: Eher verhalten. „Bankgeschäfte erledige ich nicht am Telefon“, betont ein Mann. „Ich möchte raus aus meinen vier Wänden und Kontakt zu Menschen haben“, reiht sich eine Frau ein, „wenigstens einen Geldautomaten“, fordert Werner von Häfen.

Die Statistik spricht für diese Anliegen: Die Zahl der Menschen, die ein SB-Terminal in der Wanheimer Geschäftsstelle genutzt haben, ist in den letzten drei Jahren konstant geblieben. „Die Zahlen belegen doch den regen Besuch“, beschwert sich eine Frau, die selber keine Kundin ist, sich dennoch engagieren möchte. Werner von Häfen hat den Eindruck, die Sparkasse brauche die alten Menschen nicht mehr: „Die Sparkasse zieht sich zurück. Die Nähe geht verloren. Dabei war die Bürgernähe immer der Vorteil gegenüber anderen Banken. Genau das hat sie abgehoben.“ Auch Küpper betont: „Man ist den Mitarbeitern hier bekannt und vertraut ihnen. Die Sparkasse war für die kleinen Leute da, sie hat uns das ganze Leben über begleitet – getreu dem Slogan: Wenn’s um Geld geht – Sparkasse. Das soll sich jetzt ändern.“