Essen. . Die Deutsche Bank hat jüngst verkündet, 51 Filialen in NRW zu schließen. Auch Sparkassen dünnen ihr Filialnetz aus. Der Trend geht zum Online-Chat.
Die Entwicklung ist seit Jahren zu beobachten und ein Ende ist noch nicht in Sicht: Gut ein Viertel ihrer bis dato 205 Zweigstellen will die Deutsche Bank im kommenden Jahr in NRW schließen. Auch einige Sparkassen haben zuletzt angekündigt, ihr Filialnetz auszudünnen. Aus Sicht der Kreditinstitute ist das nicht alleine eine Frage von Kostendrucks, der auch durch die aktuelle Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank verstärkt wird: "Die Filialstruktur folgt dem Kundenverhalten".
"Wir müssen da sein, wo die Kunden sind", sagt ein Sprecher des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands. Er meint damit mittlerweile vor allem das Internet. "Bankgeschäfte verteilen sich zunehmend auf viele Kanäle", erläutert Andreas Löbbe vom Sparkassenverband Westfalen-Lippe. Insgesamt 46 Prozent der Kunden (Im Bereich Rheinland 48,4 Prozent) führten ihre Konten mittlerweile online, bei Gewerbetreibenden seien es bei den Sparkassen inzwischen 77 Prozent (im Bereich Rheinland 69,3 Prozent). Örtliche Ansprechpartner in Filialen seien weiterhin wichtig, aber örtlich ausgedünnt.
Trend zur Zusammenlegung auch bei Sparkassen
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So will etwa die Deutsche Bank im Laufe des kommenden Jahres bundesweit sieben "große Beratungscenter" eröffnen, wo Berater "auch über die klassischen Banköffnungszeiten hinaus zu erreichen" sind. Auch bei den Sparkassen sind "Schwerpunkt-Beratungsfilialen" ein Trend. Experten "beratungsintensiver" Produkte wie Baufinanzierungen, Versicherungen oder Wertpapier werden dort auf zentrale Standorte konzentriert und sind auf vielen Wegen persönlich erreichbar, auch zum Beispiel von zuhause aus via Online-Chat. "Unseren Kunden ist Nähe besonders wichtig", sagt Andreas Löbbe.
Laut dem Bundesverband der Banken gab es 2015 bundesweit 34.046 Geschäftsstellen von Kreditinstituten. Fünf Jahre zuvor waren es fast 4140 mehr. Die Sparkassen im Bereich des westfälisch-lippischen Verbandes hatten Ende 2015 noch 1134 "mitarbeiterbesetzte" Geschäftsstellen; 1990 waren es noch 1701. Gleichzeitig wurden die reinen Selbstbedienungs-Center auf heute 281 ausgebaut -1990 gab es erst drei. Im Rheinland werden aktuell 1012 Geschäftsstellen gezählt - zehn weniger als noch im Jahr zuvor - und 261 Automaten-Filialen. Einzelne Sparkassen darunter die in Essen und Duisburg haben erst jüngst angekündigt, in den kommenden Jahren weitere Filialen zu schließen.
"Online-Banking geht durch alle Altersgruppen"
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"Unser Filialnetz stammt aus einer Zeit, als unsere Kunden auch für Servicefunktionen wie die Kontostandsabfrage zu uns kamen. Heute nutzen sie dafür digitale Medien, verstärkt die Sparkassen-App", sagt Andreas Löbbe. Auch Ältere würden mittlerweile Online-Banking nutzen: "Das geht durch alle Altersgruppen".
Banken und Sparkassen behaupten, Kunden würden im Durchschnitt nur noch einmal im Jahr tatsächlich eine Filiale besuchen - "manche etwas mehr, manche gar nicht". Eine Sprecherin der Commerzbank berichtet, fast jeder Neukunde in NRW würde sich inzwischen für das Online-Banking anmelden: "Bei unseren Kunden, die ein Zahlungsverkehrskonto haben, nutzen 65 Prozent das Online-Banking". In der Marktregion West (NRW und Randgebiete von Niedersachsen) hat die Commerzbank aktuell über 270 Filialen, die gleiche Zahl wie im vergangenen Jahr.
Ein Bank-Wechsel ist aufwändig
Bei der Verbraucherzentrale NRW rät man Bank-Kunden, deren Filiale vor Ort schließt, abzuwägen, wie wichtig einem die räumliche Nähe zur Bank tatsächlich ist. "Wer sich für eine bestimmte Bank entscheidet, wägt meist zwischen verschiedenen Faktoren ab, wie die Konto-Kosten, die Höhe des Dispo-Zinssatzes, die Qualität des Online-Bankings oder eben dem Filialnetz", sagt Ralf Scherfling, Finanzexperte von der Verbraucherzentrale NRW.
Was den Banken das Schließen von Filialen wahrscheinlich erleichtert, ist die Bequemlichkeit der Kunden: "Viele scheuen sich vor einem Bankwechsel, weil sie den damit verbundenen Aufwand fürchten", sagt Scherfling. Dabei bieten viele Institute ihren Neukunden an, beim Umzug des Kontos zu helfen. Das Problem dabei benennt Andreas Löbbe: "Filialschließungen betreffen die gesamte Kreditwirtschaft".