Duisburg-Hochheide. . Im Sommer soll das Hochhaus „Weißer Riese“ in Hochheide gesprengt werden. Eine organisatorische Mammutaufgabe, nicht nur für die Sprengmeister.

  • Der aus vier Teilen bestehende Riese soll binnen 20 Sekunden zusammensacken
  • Früherer Abbruch war daran gescheitert, dass sich die Häuser in Privatbesitz befanden
  • Dank einer Finanzspritze des Landes hat die Stadt eines der Häuser gekauft

Aus 60 Metern Höhe aus der Wohnung auf Duisburg schauen, das geht nur in Homberg-Hochheide. Die sechs 20-etagigen „Weißen Riesen“ sind die höchsten Wohnhäuser der Stadt, da kann auch das bahnhofsnahe ehemalige „Hoist“-Hochhaus nicht mithalten. Deutlich sinkende Mieterzahlen und eine hohe Wegzugsrate aus dem Ortsteil machen mindestens zwei der jeweils 320 Wohnungen umfassenden Türme überflüssig. Sie sollen weg und die Chancen, das dies auch zügig klappt, sind derzeit gut wie selten. Die Baustelle an der Friedrich-Ebert-Straße 10-16 ist inzwischen eingerichtet.

Baustelle samt Sprengkommando wünschen sich viele Hochheider seit Jahren, steht doch ein Hochhaus (Ottostraße 24-30) bereits seit Anfang des Jahrtausends leer, das andere (Friedrich-Ebert-Straße 10-16) seit 2011. Ein früherer Abbruch war daran gescheitert, dass sich die Häuser in Privatbesitz befanden, zudem hatte die Stadt kein Geld für Kauf und Abriss.

Sprengung kostet 3,5 Millionen Euro

Dank einer Finanzspritze des Landes, insgesamt fließen Fördergelder in Höhe von 17 Millionen Euro, hat die Stadt eines der Häuser gekauft, das andere bei einer Zwangsversteigerung erworben. Gesamtkosten: 3,55 Millionen Euro. Von dem Geld, das durch Eigenmittel der Stadt auf mehr als 20 Millionen Euro aufgestockt wird, sollen die Häuser nun fallen, sieben Millionen Euro werden dafür insgesamt fällig. Der Rest des Geldes soll in die weitere Aufwertung des Quartiers fließen.

Nach jahrelangem Stillstand soll es mit dem Abbruch nun schnell gehen. Entrümpelung und Entkernung laufen bereits, Anfang des Jahres soll der Sprengtermin feststehen. „Es läuft auf einen Samstagabend oder Sonntag im August oder September hinaus“, sagt Marc Sommer bereits. Der Homberger hat mit seinem Unternehmen Rebuilding im Auftrage der Stadttochter IMD ein Abbruchunternehmen gefunden: Prangenberg&Zaum aus Düsseldorf. Die wiederum arbeiten mit der Thüringer Sprenggesellschaft zusammen. Eine Institution in der Branche mit reichlich Reputation, nicht zuletzt durch regelmäßige Fernsehpräsenz bei den Sprengungen.

Trümmer dienen als Füllmaterial

Das Plattmachen – laut Rebuilding-Chef Sommer sackt der aus vier Teilen bestehende Riese binnen 20 Sekunden zusammen – könnte zu einem Großevent in der Stadt werden. „Die Sprengung eines Hochhauses in der Hagener Innenstadt haben 2004 rund 55.000 Schaulustige verfolgt, der Abbruch wurde gar in Reisekatalogen angekündigt“, sagt er.

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Auf die Macher kommt also jede Menge Arbeit zu, fernab von Entkernung und Schadstoffabtransport. Es müsse eine Evakuierungszone eingerichtet werden, ebenso Zuschauerplätze. „In Hagen waren damals 1280 Ordnungskräfte im Einsatz.“

Der Koloss soll in sich zusammensacken

Sinkt der 65.000 Tonnen schwere Koloss wie geplant in ein Kiesbett, bleiben die Trümmer an Ort und Stelle. Sie werden kleingehakt, um die 6,50 Meter tiefe Tiefgarage zu verfüllen. Die 26.000 Tonnen Stahlbeton des „Riesen“ reichen noch nicht einmal aus zum Verfüllen, 6000 Tonnen müssen zugekauft werden, dienen als Fallbett für den Ex-Wohnturm.

Wenn die Stadt 2018 dann die Sprengung des zweiten „Riesen“ an der Ottostraße angeht, sollen die Menschen an der Friedrich-Ebert-Straße 10-16 auf einer grünen Wiese stehen. Name des Projekts: „Central Park Hochheide“.