Duisburg-Hochheide. . Höher geht in Duisburg nicht: Zur geplanten Sprengung des ersten „Weißen Riesen“ in Hochheide werden immer mehr Details bekannt. Tausende Zuschauer erwartet.
Die drei Herren müssen nur kurz überlegen, sagen dann: „Es ist das höchste Haus in der ganzen Stadt.“ Die Männer sprechen vom „Weißen Riesen“ an der Friedrich-Ebert-Straße in Hochheide (20 Etagen, rund 60 Meter Höhe). Bei dem Trio handelt es sich um Claas Frein, kommissarischer technischer Geschäftsführer der Stadttochter Immobilienmanagement Duisburg (IMD), um den IMD-Projektleiter Lars Heuser, und um den Abrissspezialisten Marc Sommer (Firma Rebuild-Ing aus Homberg). Nachdem Abbruchunternehmen und Sprengmeister feststehen, liefern die Experten nun Details zur bevorstehenden Sprengung.
Marc Sommer spricht aus Erfahrung, stand er doch unter anderem 2004 bei der Sprengung des „langen Oskars“, einem rund 100 Meter hohen Geschäftshaus in der Hagener Innenstadt, in der Verantwortung: „Damals waren 55.000 Zuschauer vor Ort und 1280 Ordnungskräfte.“ Der Sprengtermin soll gar in Reisekatalogen als Event vermarktet worden sein. Ob das Zusammensacken des „Weißen Riesen“ ein ebenso großes Zuschauerinteresse findet, könne man nicht genau abschätzen, „bei gutem Wetter kommen sicher mehr Menschen, als bei strömendem Regen. Zumal im Umkreis von 50 Kilometern nahezu fünf Millionen Menschen leben“, sagt der Abbruchs- und Sanierungsspezialist.
Es gelte, Vorkehrungen zu treffen, um einen reibungslosen Ablauf der gerade einmal 20 Sekunden dauernden Sprengung zu gewährleisten. Dabei gehe es vor allem um die Sicherheit aller Beteiligten. So müssten alle Gebäude im unmittelbaren Umfeldes evakuiert werden, ein entsprechender Sicherheitsradius würde noch festgelegt werden. „Für das Publikum werden zudem Bereiche geschaffen, an denen aus sie gefahrlos zuschauen können“, erklärt Sommer.
Rund 100 Zündungen
Im ersten Quartal 2017 soll der Sprengtermin festgelegt werden, den Zeitraum haben die Experten allerdings bereits eingegrenzt. „Es wird ein Samstagabend oder Sonntag im August oder September sein“, sagt Sommer. Am Wochenende müsse man nämlich nicht die Geschäfte der Ladenstadt schließen, so die Begründung.
Bevor aber auch nur eine der vorgesehen um die 100 Zündungen erfolgt, ist noch vieles zu tun, das Abbruchunternehmen habe seine Arbeit gerade erst aufgenommen, fange in Kürze mit Entrümpelung und Schadstoffentfernung an. 80 bis 100 Arbeiter sollen in Spitzenzeiten zeitgleich auf dem rund 65.000 Tonnen schweren Ex-Wohnturm im Einsatz sein. Und von diesem bis zur Sprengung lediglich noch 25.000 Tonnen Stahlbeton zurücklassen. Erst dann kann der Plastiksprengstoff „eingebaut“ werden. Wieviel Kilogramm nötig sind, ist derweil noch nicht klar, zum Vergleich: Für den „langen Oskar“ waren 210 Kilo nötig.
Das Gebäude besteht übrigens aus vier nebeneinander stehenden Teilen, die lediglich in den Kellerräumen Verbindungsmauern haben. Somit sinken diese auch nacheinander nieder. „Drei Teile werden gefaltet, das heißt, sie sacken in sich zusammen, der vierte Teil fällt zur Seite in ein sogenanntes Fallbett“, erklärt Marc Sommer. Durch die versetzt erfolgenden Sprengungen würde weniger zeitgleicher Schalldruck entstehen, die Fensterscheiben in der Umgebung blieben unversehrt. Durch das Fallen in ein Bett minimiere man die Erschütterung und durch das Beregnen der Baustelle würde die Staubentwicklung eingedämmt: „Sollten die Scheiben der Nachbarn dann doch verschmutzen, werden sie selbstverständlich gereinigt.“
Die Fallbetten bilden übrigens zugekauftes Material, das für die Verfüllung der Baugrube notwendig ist. Nötig, um den 6,50 Meter tiefen Krater zu verfüllen, der einst Kellergeschoss und Tiefgarage des „Riesen“ war, seien etwa 32.000 Tonnen kleingerüttelter Stahlbeton, sagt Projektleiter Lars Heuser. die 25.000 Tonnen des Riesen reichen also für das Schließen des Lochs nicht aus. So kaufte man Material hinzu, nutze dieses als Fallbett. Der niedergesunkene Wohnturm wird in kleine Stücke zerhackt, von den 6,50 Meter tiefen Loch werden damit 4,50 Meter ausgefüllt. Darauf kommen 1,50 Meter Mutterboden, darauf dann die Grassamen für die für Anfang 2018 geplanten Grünfläche mit Namen „Central Park Hochheide“.
Vergleich Mercatorquartier
Der Abbruch der drei Schulen für das Mercatorquartier am Hauptbahnhof hat etwa so viel Schuttmasse produziert, wie auch am „Weißen Riesen“ an der Friedrich-Ebert-Straße anfallen, rund 25.000 Tonnen. Der Unterschied: Das Gelände am Hauptbahnhof umfasst 26.000 Quadratmeter, es ist damit rund 20 Mal größer als die „Riesen“-Fläche in Hochheide.