Duisburg-Hochheide. . Der Homberger Baulöwe Josef Kun zeichnet in großen Teilen für die Hochheider Hochhaussiedlung verantwortlich. 50 Jahre später werden Teile wieder abgerissen.
Die Geschichte vom Aufstieg und Fall des Homberger Baulöwen Josef Kun und seinem wohl größten Projekt, den „Weißen Riesen“ in Hochheide, beginnt in den 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie endet mit der Insolvenz des damals größten Bau-Imperiums in NRW im Juli 1973, der Verurteilung von Josef Kun zu einer Haftstrafe 1979 - endgültig mit dem geplanten Abriss von mindestens zwei Hochhäusern im Hochheider Sanierungsgebiet in den kommenden Jahren. Beim Skizzieren der Geschichte haben uns Reinhard Stratenwerth und Udo Vohl, Archivar und Vorsitzender des Freundeskreises Historisches Homberg mit Rat und Tat sowie allerlei Fotos unterstützt.
Die Zeitreise geht zurück in das Jahr 1966. Der Homberger Josef Kun (damals 35), gelernter Maurer, SPD-Mitglied, führte ein riesiges Bauunternehmen mit rund 3500 Mitarbeitern, zeitweise einem Jahresumsatz von 300 Millionen Mark und einem Gesamtvermögen von rund 500 Millionen Mark. Die Unternehmensgruppe Kun mit Hauptsitz an der Moerser Straße in Hochheide war ein Sammelsurium von 22 Firmen, zu der auch Betonfertigteil-, Möbel- und Kunststoffwerke, Kraftfahrzeugfirmen und eine Campingfirma gehörten.
Bestens vernetzt
Josef Kun war weit über den Niederrhein hinaus vernetzt, vor allem mit Kommunalpolitikern und -verwaltungen. Das Netzwerk zahlte sich für ihn aus - im wahrsten Sinne des Wortes. Dank bester Verbindungen zum Homberger Stadtrat und zur Verwaltung gelang es Kuns Tochterfirma, der Bau- und Grundstücksgesellschaft Höltgen KG, die gesamte Bergmannsiedlung Rheinpreußen Ende 1966 zu erwerben. Schon ab 1967 wurde der Siedlungsteil zwischen Lauer-, Moerser und Kirchstraße in kurzer Zeit abgerissen, sofort begannen die Neubauten.
Wie schnell die Baugenehmigungen damals erteilt wurden und wie zügig mit dem Neubau begonnen werden konnte, zeigt das Beispiel des ersten Bauabschnitts: Am 24. Februar 1967 stellte der Bauträger, die Höltgen KG, ihre Bauanfrage, für den Bereich „Schlachthof“, ein achtgeschossiges Wohnhaus mit 63 Wohnungen und einem zweigeschossigem Verwaltungstrakt. Noch am selben Tag leitete die Stadt Homberg das Kun-Schreiben an die Landesbaubehörde Ruhr in Essen weiter. Nur vier Tage später wurde dort die Bauanfrage besprochen, nur knapp zwei Monate später, am 18. April 1967, wurde die Baugenehmigung erteilt. Unverzüglich begann Kun mit dem Bau. So waren sämtliche Wohnungen am Schlachthof bereits im Dezember 1968 bezogen. Die Verwaltung arbeitete schnell, auch alle folgenden Bauabschnitte wurden in „ähnlichem Tempo“ erteilt, verkündet stolz eine Werbebroschüre der Höltgen-KG für das Neubaugebiet in Hochheide. Und es ging weiter: „Die ersten Wohnungen in Gebäuden an der Lauerstraße und an der Knappenstraße werden bezogen“ heißt es in der Broschüre. „Ein Jahr und acht Monate nach Beginn der Planungsarbeiten sind bereits 203 Wohnungen bezogen, 600 weitere nähern sich der Fertigstellung. Im Spätherbst 1969 sind 889 Wohnungen mit 27 Reihenbungalows bezogen.“
In der Homberger Stadtverwaltung ist man von dem „wichtigsten und bedeutsamsten Ereignis der letzten zwanzig Jahre“ beeindruckt: „Wir haben den Bauträger unterschätzt“, erklärte Ex-Stadtdirektor Dringenberg kurz vor Weihnachten 1967. „Die Stadt ist von der Rasanz, mit der die Sanierung vorangetrieben wird, überrascht!“
Rasant ging es auch weiter - Kun und die Verwaltung machten Tempo in Hochheide. Das zeigte auch der zweiten Bauabschnitt, bei dem der Bau der sechs Hochhäuser zwischen Otto-, Kirch- und Moerser Straße in Angriff genommen wurde...