Duisburg. . Drei Ärztinnen warten seit zwei Monaten auf Bearbeitung ihres Visums. Von 175 Stellen sind 58 unbesetzt. Die Stadt hat Probleme, Bewerber zu finden.
- In der Duisburger Ausländerbehörde sind derzeit von 175 Stellen 58 unbesetzt
- Stadt hat Probleme, diese besetzt zu bekommen, weil sich keiner bewirbt
- Neues Personalkonzept soll Mitarbeiter besser auf Vakanzen in den Ämtern verteilen
Seit zwei Monaten warten drei Ärztinnen aus der Dominikanischen Republik auf ihr Visum aus Duisburg. „Seit Tagen versucht die Deutsche Botschaft aus Santo Domingo jemanden in der Ausländerbehörde zu erreichen, auf Mails reagiert niemand“, berichtet Sebastian Graulich, der die Ärztinnen als deutscher Sprachpartner betreut.
Nach ihrem Studium und einem Praxisjahr hatten sie sich für ein Austauschprogramm im Revier beworben, bei dem sie im Duisburger Studentenwohnheim unterkommen. „Wegen der Wartezeit können sie nichts planen.“ Stadtsprecher Falko Firlus bestätigt: „Bei der Ausländerbehörde sind von aktuell 175 Stellen 58 unbesetzt.“
Zahlreiche Zusatzaufgaben durch Flüchtlinge
Auch in einem anderen, anonymen Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt, beschwert sich der Verfasser über haltlose Zustände in der Behörde: Der Arbeitsdruck auf die wenigen Mitarbeiter sei enorm, zudem seien wegen Krankheit und Urlaub nie mehr als die Hälfte der Mitarbeiter im Dienst. „Zusätzlich müssen derzeit zahlreiche Zusatzaufgaben durchgeführt werden, etwa die Organisation von 4000 Flüchtlingen zur Registrierung und Asylantragsstellung, Prüfung der Wohnsitzauflage, Zuzüge von anerkannten Flüchtlingen aus anderen Kommunen, etc.“ Auf interne Stellenausschreibungen kämen keine Bewerbungen, weil man in anderen Bereichen der Verwaltung für dasselbe Geld einfacher arbeiten könne. Also stiegen die Rückstände jeden Tag, Termine würden erst für 2017 vergeben, heißt es im Schreiben.
Gestiegene Anforderungen führen zu längeren Wartezeiten
Stadtsprecher Falko Firlus räumt ein, dass Bürger zur Zeit Geduld haben müssen. „Da sehr unterschiedliche Aufgaben wahrgenommen werden, liegen die Wartezeiten zwischen wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten.“ Er begründet die Personalnot mit den gestiegenen Aufgaben. „Es wurde zwar eine Anzahl von befristeten Projektstellen eingerichtet, die aber noch nicht alle besetzt werden konnten.“
Schwierig sei es ohnehin, Bewerber für die Aufgaben im Ausländeramt zu bekommen. Da es nicht nur dort, sondern auch an anderen Stellen in der Verwaltung knapp ist, wurde ein neues Personalkonzept erarbeitet. Dieses sieht unter anderem die externe Einstellung von Mitarbeitern vor, „die Auswahlverfahren werden in den nächsten Tagen durchgeführt“, so Firlus. Zudem sollen Auszubildende, die in der nächsten Zeit ihre Ausbildung beenden, beim Bürger- und Ordnungsamt eingesetzt werden. „Gleiches gilt auch für Rückkehrer aus Beurlaubung, die ebenso wie alle zur Verfügung stehenden Personalkapazitäten, vorrangig für einen Einsatz im Bürger- und Ordnungsamt vorgesehen sind.“
Bürger: Andere Ausländerämter trotz gleicher Belastung schneller
Die Ärztinnen aus der Karibik haben nach der Presseanfrage mittlerweile ihre Visa erhalten, freut sich Sebastian Graulich. Dennoch ist er verwundert. „Ich kenne die Ausländerbehörde in Brandenburg, da ich im Rahmen des Buddy-Programms ausländische Kommilitonen betreue“, sagt er. Diese sei aufgrund der Nähe zu Berlin ebenso stark gefordert. „So etwas wie in Duisburg habe ich allerdings noch nicht erlebt.“