Duisburg. Die Duisburger Bauindustrie verzeichnete im ersten Halbjahr drastische Einbrüche beim Auftragseingang. Im Gegensatz zum Bauhandwerk, so der Vorsitzende des Verbandsbezirks der Bauindustrie, Ralf Möller, kämen die Gelder aus dem Konjunkturpaket II in der Branche nicht an.

„Dass die Unternehmen trotzdem die Zahl der Beschäftigten bis auf wenige Ausnahmen stabil halten konnten, liegt in den Möglichkeiten, die die Kurzarbeit-Regelung bietet”, sagte Ralf Möller. Im Wirtschaftsraum Duisburg-Wesel arbeiten 5992 Menschen in der Bauindustrie.

In diesem Wirtschaftsraum lagen demnach die Auftragseingänge im ersten Halbjahr um 26,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Am stärksten betroffen ist der Wohnungsbau mit einem Rückgang von 42,6 Prozent, gefolgt vom öffentlichen Hochbau (minus 26,6 Prozent), dem Straßenbau (minus 20,3 Prozent).

„Wir haben uns vom Konjunkturpaket mehr versprachen”, sagte Ralf Möller, Geschäftsführer des Bauunternehmens Gebr. Vollmer, „aber wir haben leider nichts davon.” Trotzdem wird die Stadt gelobt: Einmal dafür, dass sie insgesamt in Sachen Konjunkturpaket „richtig aktiv” ist. Und dafür, dass die Zahlungsmoral des Immobilienmanagements derzeit ausgezeichnet sei. „Die Verwaltung zeigt hier, was möglich ist.”

Der Wohnungsbau sei deutschlandweit auf einem „historischen Tiefststand”. „Wir sehen darin die Gefahr, dass sich daraus ein Wohnungsmangel mit steigenden Mieten entwickelt.” Das höre sich zunächst merkwürdig an, aber: „Die Bedürfnisse der Menschen steigen: Sie wollen Wohnungen mit größeren Flächen. Außerdem steigt die Zahl der Single-Haushalte.” Bis auf wenige Ausnahmen gebe es in Duisburg in diesem und im nächsten Jahr keine größeren Wohnungsbauprojekte. Als Lösung schlägt Möller eine Art steuerliche „Abwrackprämie” für Häuser vor, die in einem maroden Zustand sind.

Probleme hat auch der Bereich des Wirtschaftsbaus. Rüdiger Tulodziecki-Berg (Geschäftsführer bei Hitzbleck): „Unsere vor Jahresfrist geäußerte Hoffnung auf eine leichte Steigerung beim Auftragseingang für das Jahr 2009 bestätigte sich leider nicht.” Schuld trage daran auch die restriktive Kreditpolitik der Banken, die sich zum Teil weigerten, als Hausbank günstige Kredite der Förderbank NRW zu vermitteln.

Auch die Straßenbau-Unternehmen leiden unter dem Konjunktureinbruch und der schlechten Finanzsituation der Kommunen, denn der kommunale Straßenbau sei von den Förderprogrammen des Bundes ausgenommen. Die Bauarbeiten an der A59 täuschten darüber hinweg, denn dort baue der Staat. Aus Duisburg sei kein einziges Bauunternehmen beteiligt.

Zwar hapert es auch im Bereich des Wasserbaus (Kanäle, Schleusen, Hafenanlagen), was jedoch nicht an mangelnden Finanzen des Bundes liege. Thomas Groß (Hülskens Wasserbau Wesel): „Die Wasser- und Schifffahrtsämter sind unterbesetzt und kommen mit den Ausschreibungen vieler Projekte nicht nach.”

Einen positiven Lichtblick gibt es beim Thema Ausbildung: 750 neue Ausbildungsverträge wurden und werden in diesem Jahr nrw-weit abgeschlossen. Und: nach Jahren des Rückgangs interessieren sich mehr junge Leute für das Bauingenieurswesen.