Duisburg. Vier Wochen lang haben die Ordnungsbehörden der Stadt Duisburg einen Sondereinsatz in Marxloh gefahren. Dabei kamen erschreckende Ergebnisse zutage.

  • In drei Wochen registrierten die Politessen im Ortsteil Marxloh knapp 2000 Falschparker
  • Abfallaufsicht entdeckte im selben Zeitraum 178 wilde Müllkippen und 85 Schrottautos am Straßenrand
  • Oberbürgermeister Sören Link verurteilt das Fehlverhalten der Müllsünder und kündigt null Toleranz an

1905 Falschparker, 178 wilde Müllkippen, 85 Schrottautos am Straßenrand – diese Bilanz haben Mitarbeiter der Duisburger Abfallaufsicht und des Ordnungsamts nach drei Wochen in Marxloh gezogen. Heute geht die vierte und letzte Woche des Sondereinsatzes zu Ende. Die Zahlen dürften also noch deutlich steigen, werden allerdings erst in einigen Tagen vorliegen.

Ob die Aktion dauerhaft mehr Sauberkeit und Ordnung im Stadtteil bringt, wird die Zeit zeigen. Die Statistik spricht nur teilweise dafür: Die Zahl der wilden Müllkippen hat etwas abgenommen. In der ersten Woche haben die Ordnungshüter 68 entdeckt, in der zweiten 60 und in der dritten Woche 50. Über sechs Tonnen Abfall kamen zusammen. Guido Banaszkiewicz, Chef der Abfallaufsicht, glaubt, dass die starke Präsenz der Ordnungshüter von 7.30 bis 23 Uhr Wirkung zeigt. Ob auch dauerhaft? Da kann er nur mit den Achseln zucken.

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Aus Sicht der Politessen hat sich die Situation definitiv nicht gebessert: Vom 1. bis 7. September entdeckten sie 532 Fahrzeuge, die falsch geparkt waren, vom 8. bis 14. waren es 593. In der dritten Woche bis zum 21. September schrieben sie 780 Verwarnungen.

"Parkt in Marxloh eigentlich irgendeiner richtig?“

Parkzeiten waren überschritten, Fahrzeuge standen in zweiter Reihe auf der Straße, Geh- und Radwege waren blockiert. Im Rathaus fragte sich eine Verwaltungsmitarbeiterin angesichts der immensen Menge an Protokollen: „Parkt in Marxloh eigentlich irgendeiner richtig?“

Alle Falschparker haben ein Knöllchen bekommen. Aber nicht nur die. Mit 25 Euro war etwa ein Gymnasiast dabei, der eine Zigarettenkippe achtlos auf die Straße schnippte. Er entschuldigte sich mit den Worten: „Ich wusste gar nicht, dass das verboten ist“, berichtet Guido Banaszkiewicz. Genauso ging es jemandem, der meinte, seine Apfelkitsche in die Gegend werfen zu müssen. „Zwischen 25 und 50 Euro kosten solche Vergehen“, sagt der Ordnungshüter. 105 Personen haben diese Lektion gelernt. Wer uneinsichtig war oder beim Abkippen größerer Müllmengen ertappt wurde, bekam eine Anzeige – 33 Fälle gab es in den ersten drei Wochen.

Wiederholung möglich

Im Laufe des Oktobers sollen die Daten komplettiert werden. Dann findet auch eine Manöverkritik statt. Oberbürgermeister Sören Link ärgert sich über die Müllberge: „Nur eine saubere Stadt ist eine lebenswerte Stadt. Leider gibt es immer wieder uneinsichtige Menschen, die sich nicht an die Regeln halten und ihre Abfälle einfach auf der Straße entsorgen. Das können und werden wir nicht tolerieren.“

Die Stadt schließt eine Wiederholung der Aktion – auch in anderen Stadtteilen – nicht aus.

Kein Pardon für ertappte Müllsünder 

Mit dem Notizbuch in der Hand machen sich Guido Banaszkiewicz und sein Kollege Ralf Steckenborn von der Duisburger Abfallaufsicht auf den Weg durch Marxloh. Noch ein Tag, dann ist der einmonatige Sondereinsatz zu Ende. Zusammen mit ihren Kollegen des Ordnungsamtes haben sie unermüdlich wilde Müllkippen notiert und abgemeldete Schrottautos. Sie haben nach Müllsündern gesucht und viele Gespräche mit Bürgern geführt, denen es schwer fällt, noch im dem arg vermüllten Ortsteil zu leben.

Eine Herausforderung

Kaum sind sie auf der Kaiser-Wilhelm-Straße angekommen, tritt ihnen eine 62-jährige Dame entgegen: „Entschuldigung, darf ich Ihnen mal was erzählen?“ Klar darf sie. „Wissen Sie, ich wohne an der Hagedornstraße. Dort ist es immer“, sagt sie und versteht plötzlich ihr eigenes Wort nicht mehr. Auf der Weseler Straße donnert ein Motorrad mit ohrenbetäubendem Lärm vorbei. „So laut“, ergänzt die Frau, als der Rüpel weg ist. Die südosteuropäischen Nachbarn machten vor ihrer Haustür bis spät in die Nacht Palaver. Alles gute Zureden helfe nicht. Ob die Ordnungshüter nicht mal einschreiten könnten. Ralf Steckenborn nimmt den Fall auf und sichert zu: Der Ordnungsdienst wir eingeschaltet.

Beim Rundgang in Marxloh entdeckten Mitarbeiter des Ordnungsamtes am Donnerstag mehrere Müllkippen. Im Bild: Guido Banaszkiewicz (r.) und Ralf Streckenborn.
Beim Rundgang in Marxloh entdeckten Mitarbeiter des Ordnungsamtes am Donnerstag mehrere Müllkippen. Im Bild: Guido Banaszkiewicz (r.) und Ralf Streckenborn. © Funke Foto Services

Und wieder ist es gelungen, einem unzufriedenen Bürger ein wenig den Frust zu nehmen. Beim Gang über die besagte Straße fällt auf: Knapp vier Wochen Dauereinsatz der Behörden haben ihre Spuren hinterlassen. Es ist verhältnismäßig sauber. Nur wenig Müll auf den Straßen, nur hier und da Sonnenkernspelzen auf dem Gehweg. Alles in allem sieht es doch ganz manierlich aus.

Auch entlang der Weseler Straße, die auch nicht immer zu den saubersten gehört. Die Dauerkontrollen an sieben Tagen die Woche von 7.30 bis 23 Uhr wirken offenbar. Ein gemütlicher Spaziergang war die Maßnahme indes nicht. Im Gegenteil: „Das war schon eine Herausforderung“, räumt Guido Banaszkiewicz ein. Die Behördenmitarbeiter haben viel Dreck und Elend gesehen, auch Unappetitliches. Sie haben manche Diskussion mit Bürgern führen müssen, die beim Wegwerfen einer Zigarette oder einer Mülltüte ertappt wurden. „Wat wollt ihr?“ war indes fast schon die rüdeste Bemerkung, die den Ordnungsleuten an den Kopf geworfen wurde. „Beleidigungen? Gab es nicht.“

Kurz vorm Ende der Runde durchs Quartier stößt das Duo doch noch auf eine Stelle, die fast immer vermüllt ist. Tatsächlich liegt dort wieder Kleinkram. Ein Anwohner sagt genervt: „Da machen Sie sauber, und zehn Minuten später liegt da schon wieder was.“