Duisburg. Das Wilhelm Lehmbruck Museum zeigt in einer kleinen, feinen Studio-Ausstellung Werke aus dem Nachlass des Duisburger Künstlers. Darunter auch zahlreiche Arbeiten, die zuvor öffentlich noch nicht zu sehen waren.

1141 Werke von Wilhelm Lehmbruck hat die Stadt Duisburg von 2006 bis 2010 als künstlerischen Nachlass des bedeutenden Bildhauers der Klassischen Moderne erworben. Damit wurde die Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum zur wichtigsten Sammlungs- und Forschungsstätte, was Leben und Werk des in Meiderich geborenen Künstlers betrifft.

Dessen eher unbekannte Seite zeigt nun eine kleine, feine Studioausstellung im Lehmbruck-Museum, die sich aus dem Nachlass-Konvolut speist. Kuratorin Dr. Marion Bornscheuer hat die Auswahl der Arbeiten zusammengestellt, die sie als die „schönsten grafischen Blätter“ des Nachlasses bezeichnet. Das dürfte bei der Fülle des Materials keine einfache Aufgabe gewesen sein, denn zu den 1141 Werken gehören 11 Pastelle, 819 Zeichnungen und 260 Druckgrafiken.

Vom Frühwerk zu Macbeth

Gerade die realistischen Zeichnungen, die Lehmbruck in seinen Studienjahren an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule mit Rötel und Kreide angefertigt hat, dürften für die Museumsbesucher weitgehend neu sein; sei es der Akt „Auf Kissen liegender Junge“, den Lehmbruck mit 16 Jahren zeichnete, sei es der Löwe im Düsseldorfer Zoo, dessen erste Skizze der junge, talentierte Künstler abgebrochen hat, weil sich das Tier offenbar bewegt hat, bevor sie fertiggestellt werden konnte, sei es die klassische akademische Übung, nach einem Gipsmodell zu zeichnen. Dieses Bild nach Michelangelos sogenanntem „Sklaven“ ist genau das Gegenteil anderer grafischer Werke, die in dieser Ausstellung gezeigt werden. Dieses Frühwerk des Künstlers entstand als Zeichnung einer existierenden Skulptur, später zeichnete Lehmbruck häufig Skizzen für eigene Skulpturen, die er als Bildhauer aber nicht alle umsetzen konnte.

Oft sind es Vorstudien, die er immer wieder veränderte, bis die Endfassung stand. Auch das zeigt die Ausstellung sehr schön in ihrer konzentrierten Auswahl.

Eine ungewöhnliche Arbeit

Unterteilt ist die gut beschriftete Schau in die fünf Themenbereiche: „Lehmbrucks Frühwerk“ aus den Studienjahren, „Biographische Bezüge“ mit Porträts von Freunden und Bekannten Lehmbrucks, „Künstlerische Experimente“ und „Bezüge zur Plastik“ mit kompositorischen Versuchen und Grafiken, die in Verbindung mit seinem plastischen Werk stehen, sowie die „Graphikserie zu Macbeth“, in der Lehmbruck mit beeindruckendem dramatischen Strich Motive aus Shakespeares Tragödie zu Papier gebracht hat.

Besondere Beachtung, empfiehlt Marion Bornscheuer, sollten die Besucher der großformatigen Pastellzeichnung „Hinsinkender Frauenakt“ schenken. Dies sei nicht nur eine ungewöhnliche Arbeit in ihrer Größe und Farbigkeit, von der nur zwei Exemplare existieren. 1913/1914 entstanden sei dies auch Wilhelm Lehmbrucks „erste Arbeit mit einer Figur auf allen Vieren“, die letztendlich ihre Umsetzung in seiner berühmten Plastik „Der Gestürzte“ 1915/1916 gefunden habe.

Eröffnung und Vortragsreihe 

Die Ausstellung „Im Studio: Wilhelm Lehmbruck“ wird am Donnerstag, 29. September, um 19 Uhr eröffnet.

Dem Werk des Duisburger Künstlers widmet sich auch die Museumsreihe „Lehmbruck Lectures“. Am Donnerstag, 20. Oktober, spricht Dr. Margarita C. Lahusen aus Frankfurt um 18 Uhr über das Werk „Liegender weiblicher Akt“.