Duisburg. Acht Uni-Absolventen der Initiative Teach First sind an Duisburger Schulen tätig. Charlotte Bongard da Silva hat gerade in Meiderich begonnen.
- Die Initiative Teach First vermittelt Uni-Absolventen für zwei Jahre an Schulen
- Sieben „Fellows“ gehen jetzt in Duisburg in ihr zweites Jahr
- Als achte beginnt Charlotte Bongard da Silva nun an der Gesamtschule Meiderich
Damit jeder Jugendliche die Schule mit einem Abschluss verlassen kann, können Lehrer Hilfe gut gebrauchen. Diese Unterstützung zu leisten, ist das Ziel von „Teach First“. Die Bildungsinitiative vermittelt mit finanzieller Unterstützung engagierte Hochschul-Absolventen aller Fachrichtungen für zwei Jahre an Schulen. Acht dieser „Fellows“ sind derzeit in Duisburger Schulen im Einsatz. Sieben haben das erste Jahr bereits hinter sich, als achte ist Charlotte Bongard da Silva nun an der Gesamtschule Meiderich eingestiegen.
Crash-Kurs für den Schuleinsatz
„Frau da Silva“ ist sie für die Schüler wegen der Namensähnlichkeit zu Milana Borgards, der didaktischen Leiterin an der Westender Straße. Den typischen brasilianischen Namen hat die 30-Jährige von ihrem Mann Wanderley. „Wir haben uns schon bei einem Schüleraustausch kennengelernt“, berichtet die Osnabrückerin. Die Liebe hielt – und ist letztlich der Grund dafür, dass sie an einer Schule unterrichtet.
Denn eigentlich hat die Osnabrückerin Staatswissenschaften und Geschichte studiert, nach dem Bachelor an der Uni Erfurt den Master in „Modern Global History“ an der Bremer Jakobs-Uni nachgelegt. In Aracaju, einer Stadt nahe Salvador im brasilianischen Nordosten, hat sie dann begonnen, ihren Lebensunterhalt mit Unterricht zu bestreiten. „Deutsch und Englisch, danach auch ein bilinguales Projekt. Dabei habe ich gemerkt, dass mir Unterrichten durchaus Spaß macht“, sagt Charlotte Bongard. Auf Teach First stieß sie bei der Suche nach Optionen für ihren Berufsweg, „weil mich ein Lehramtsstudium nicht so sehr gereizt hat, wohl aber das Thema Bildungsgerechtigkeit, für das sich die Initiative einsetzt“.
Stichwort: Teach-First-Fellows an Duisburger Schulen
Die Initiative Teach First vermittelt Uni-Absolventen diverser Fachrichtungen an Schulen, wo sie zwei Jahre lang tätig sind. Ihre Arbeit wird unter anderem gefördert von der Haniel-Stiftung.
Zwei von derzeit neun Fellows in Duisburg sind Vera Plümer und Sohrab Norsalehi-Garakani. Für den Geologen aus Aachen endet im Sommer seine Zeit an der Aletta-Haniel-Gesamtschule.
Gespräche mit Absolventen des Programms machten Mut für die Bewerbung, die sie aus Brasilien abschickte, es folgte die Einladung zum Interview im Februar und die Zusage. Das Fellow-Engagement ist begehrt – auf 60 ausgeschriebene Stellen gab’s 1000 Bewerbungen. Zum Zielort können die Bewerber nur Wünsche äußern. „Ich wusste zunächst nicht wohin es geht, NRW habe ich mir aber gewünscht“, sagt Charlotte Bongard, „dass es Duisburg wird, weiß ich seit Ende April“.
Dreiwöchiges Training
Mit einem dreiwöchigen Training beginnt das Engagement der Fellows, gefolgt von Lernferien mit dem ersten Schülerkontakt und einem dreimonatigen Crashkurs mit den Themenfeldern Sprachförderung, Berufsvorbereitung für Jugendliche und Sprachförderung. „Intensiv und sehr speziell auf unseren Einsatz gemünzt“, erklärt Charlotte Bongard. Was das konkret für sie bedeutet, klärt sich an ihrer Schule in zwei Wochen Hospitanz. „Mein Schwerpunkt wird in den Klassen 9/10 und der Vorbereitung auf die Zentrale Abschlussprüfung liegen“, erklärt die 30-Jährige, „ich decke Förderbedarf in den Hauptfächern ab, schaue wo Hilfe gebraucht wird. Außerdem werde ich selbst Angebote entwickeln – Ideen gibt’s für einen Debattierclub oder einen Informatikkurs.“
Und Duisburg? „Bisher eine positive Überraschung“, versichert Charlotte Bongard. „Ich kannte die Stadt nicht, habe eine Wohnung am Innenhafen gefunden, hatte nicht mit so viel Grün gerechnet. Mich freut die Offenheit der Menschen und die Kultur, die mir an vielen Stellen in der Stadt begegnet, ohne dass ich danach suche. Das kenne ich aus Osnabrück nicht.“