Duisburg. Wer einen mutigen Sprung wagt, für den öffnet sich der Fallschirm automatisch. Das lernten Duisburger Gesamtschüler bei einem Fallschirm-Projekt.

Um den Sprung ins Leben zu wagen braucht’s viel Mut und manchmal ein wenig Unterstützung. Nicht anders ist das bei einem Fallschirmsprung, den jetzt zehn Schüler der Aletta-Haniel-Gesamtschule in Ruhrort und der Erich-Kästner-Gesamtschule in Homberg wagten. Im einem außergewöhnlichen Projekt holten sie sich Selbstbewusstsein für die Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen: Für die sieben Mädchen und drei Jungen ist es der Beginn des Berufslebens, sie wechseln in die Abschlussklasse oder müssen nach ihrer Flucht nach Deutschland ganz neu starten.

Die Idee lieferte Helmut Krampe, Sozialpädagoge an der Aletta-Haniel-Gesamtschule und erfahrener Fallschirmsprung-Ausbilder. Beim FSC auf dem Flughafen Trier-Föhren – dort waren die Duisburger fünf Tage lang zu Gast – war er Mitglied. Organisiert wurde das Projekt von den beiden Teach-First-Fellows Vera Plümer (Homberg) und Sohrab Norsalehi-Garakani (Ruhrort). „Die Schüler konnten sich bewerben. Sie sollten es schließlich wirklich wollen“, erklärt Norsalehi-Garakani. In Absprache mit den Klassenlehrern erfolgte dann die Auswahl. „Wir haben Bewerber genommen, die sich die Teilnahme verdient haben, aber bei denen wir uns auch eine positive Wirkung des Projekts für ihr Selbstvertrauen versprochen haben.“

Schirm falten und steuern

Geschenkt gab’s den Sprung aus dem Flieger aber nicht: Einen Eigenanteil von 100 € mussten die Schüler tragen, die übrigen Kosten sponserten die Fördervereine der Schulen, die Haniel-Stiftung und private Unterstützer.

Bei ziemlich durchwachsenem Wetter auf dem Flugplatz stand zu zunächst die Ausbildung bei Trainer Marc-Oliver Soler auf dem Programm. Die Jugendlichen lernten, den Schirm zu falten, ihn nach dem Absprung mit den Lenkseilen zu steuern und sicher zu landen. Vorbereitung für zwei sogenannte Automatik-Sprünge, bei denen die Reißleine zum Öffnen des Schirm automatisch gezogen wird, sobald der Springer aus dem Flieger abgesetzt wird.

"Eine großartige Erfahrung"

Fast genauso wichtig: Die gemeinsamen Erfahrungen außerhalb des Hangars. „Wir haben gezeltet. Die Schüler, von denen sich vorher viele nicht kannten, mussten selbst kochen und putzen. Da sind viele Freundschaften entstanden“, berichtet Norsalehi-Garakani.

Nach zwei Tagen Theorie wurde es schließlich ernst. Auf 1500 Meter Höhe trug Flieger jeweils zwei Schüler und einen Ausbilder, dann ging’s raus. Auch hier kein Zwang: „Jeder muss die Entscheidung selbst treffen, einzusteigen.“

Gute Vorbereitung zahlte sich aus. Niemand zögerte, alle legten einen souveränen Absprung hin. „Das ist eine großartige Erfahrung“, schwärmt auch der Fellow, „nach dem Sprung öffnet sich der Schirm – dieses Bild soll die Schüler auf ihrem weiteren Weg begleiten.“

Seminar soll im nächsten Jahr ähnlich organisiert werden

Sichtlich stolz waren die Jugendlichen nach der Landung, die nur für Laura unglücklich endete. Sie knickte um, brach sich dabei den Knöchel, Nach Versorgung im örtlichen Krankenhaus konnte aber auch sie die Rückreise nach Duisburg antreten.

Stichwort: Teach-First-Fellows an Duisburger Schulen

Die Initiative Teach First vermittelt Uni-Absolventen diverser Fachrichtungen an Schulen, wo sie zwei Jahre lang tätig sind. Ihre Arbeit wird unter anderem gefördert von der Haniel-Stiftung.

Zwei von derzeit neun Fellows in Duisburg sind Vera Plümer und Sohrab Norsalehi-Garakani. Für den Geologen aus Aachen endet im Sommer seine Zeit an der Aletta-Haniel-Gesamtschule.

Fellow Vera Plümer wird nun versuchen, das Seminar im nächsten Jahr ähnlich zu organisieren. „Das Projekt soll an beiden Schulen etabliert werden“, sagt Sohrab Norsalehi-Garakani. Für ihn endet seine Fellow-Zeit in Ruhrort. Er muss nun entscheiden, ob er als Geologe wissenschaftlich tätig wird, oder in der Bildungsarbeit bleibt. Auch für ihn ein Sprung in einen neuen Lebensabschnitt.